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Audi Q5 Sportback: Auf der schiefen Bahn

Es hat zwar ein wenig gedauert, doch so langsam kommt auch Audi auf die schiefe Bahn. Denn nachdem die Herren der Ringe BMW mit X4 und X6 genauso haben gewähren lassen wie Mercedes mit den Coupés von GLC und GLE, stellen sie ihren SUV nun peu a peu ebenfalls ein Schrägheck zur Seite. Den Anfang haben sie mit dem Q8 gemacht, dann kamen Q3 und e-tron als Sportback und nun präsentiert sich auch der Q5 ganz schön schräg. Denn wenn er von Juni an zu Preisen ab 51.430 Euro ebenfalls als Sportback ausgeliefert wird, will er vor allem mit einem schönen Rücken entzücken.

Für einen Aufpreis von 5.163 Euro wird der Q5 damit von der braven Familienkutsche zum Beau für die Buckelpiste, der zumindest wieder ein bisschen aus der SUV-Schwemme heraus sticht. Aus gutem Grund schließlich haben die Designer nicht nur das Dach früher nach unten abfallen lassen und die Heckscheibe in die Länge gezogen, sondern zugleich die hinteren Kotflügel fast schon wollüstig weit ausgestellt. So bekommt der Q5 pralle Hüften, die man im Vorbeigehen jedes Mal tätscheln möchte.

Den Preis für die schöne Form zahlen die Hinterbänkler: Die Kniefreiheit ist zwar unverändert, und wer erst einmal auf seinem Platz sitzt, der fühlt sich, den 2,82 Metern Radstand sei Dank, selbst als Erwachsener im Schoß des Sportback gut aufgehoben. Und gegen Aufpreis gibt es sogar eine verschiebbare Rückbank mit variabler Neigung für die Lehne. Doch zumindest beim Einsteigen muss man das Haupt jetzt etwas tiefer senken, wenn man ohne Kopfnuss unter dem Türrahmen durchtauchen will. Und auch die Lademeister müssen ein paar Abstriche machen: Wo der Q5 mit steilem Heck 550 bis 1.550 Liter fasst, passen beim Sportback hinter die serienmäßig elektrische Klappe nur noch 510 bis 1.480 Liter. 

Für den Fahrer ändert sich dagegen kaum etwas: Die Sicht nach hinten ist trotz der breiteren Karosseriesäulen überraschend gut, das Cockpit ist auch nach dem letzten Facelift für die gesamte Baureihe ebenso alt wie vertraut, und fürs Fahrgefühl macht die Form keinen Unterschied: Im Komfort-Modus ist der Q5 deshalb ein kommoder Gleiter für entspannte Langstreckenfahrten, und wer im Drive-Select-Menü auf Dynamic wechselt, weckt den Sportler im SUV und erlebt den Q5 von seiner scharfen Seite. Selbst wenn es eher Psychologie ist als Physik, ist das wahrscheinlich das Set-Up, das am besten zum Sportback passt: Denn mit der Kunst der schönen Kurve gezeichnet, wird das SUV dann gar vollends zum Kurvenkünstler und schneidet ebenso lustvoll wie engagiert durch die Radien. 

Wie groß der Spaß dabei ist, hängt an der Lust des Fahrers und an der Leistung der Motoren. Und da macht Audi keine halben Sachen und steigt erst einmal weit oben ein. Wo es den normalen Q5 schon ab 163 PS gibt, fängt der Sportback erst eine Stufe darüber an. Basismotor ist deshalb vorläufig der 40 TDI mit 204 PS. Darüber rangieren der 50 TDI mit 286 PS, der 45 TFSI als einziger Benziner mit 265 PS und an der Spitze der SQ5 TDI, dessen drei Liter großer V6-Motor auf 341 PS kommt und mit sündig-sahnigen 700 Nm zu Werke geht. Selbst wenn der künstlich aufgepeppte Motorsound ebenso albern wie aufgesetzt klingt, garantiert das Triebwerk mit Mild-Hybrid-Booster und elektrischem Verdichter jede Menge Dampf und stempelt den Sportback zu einem durchsetzungsstarken Sprinter: An der Ampel punktet er mit einem Spurt-Wert von 5,1 Sekunden, auf der Landstraße ist er wunderbar elastisch und nimmt den Überholvorgängen so das Risiko, und auf der Autobahn setzt er sich mit bis zu 250 km/h dauerhaft auf der linken Spur fest. Und wem die Normwerte von 5,3 bis 7,1 Litern zu hoch sind, für den hat Audi einen grünen Trost parat: In ein paar Wochen gibt’s den Sportback genau wie den normalen Q5 auch als TFSIe mit Plug-In-Hybrid und Steckdosen-Anschluss. Und dann übernimmt sogar Berlin einen Teil der Anschaffungskosten.

Zwar wird der Q5 als Sportback tatsächlich zum Hingucker und lässt das Grundmodell erschreckend behäbig aussehen. Doch wissen die Designer freilich auch, dass ihre Kunst nur bei Tag so richtig sichtbar ist. Deshalb spendieren sie dem Sportback auf Wunsch zugleich neue Rückleuchten mit so genannter OLED-Technik: Auf jeder Seite glimmen dann drei organische Leuchtdioden, die ein besonders homogenes rotes Licht abstrahlen. Jede Leuchtdiode ist in sechs Segmente aufgeteilt, die sich individuell ansteuern lassen und drei unterschiedliche Signaturen darstellen können. So wird der Q5 selbst dann zum Blickfang, wenn die Nacht seine Kurven verschluckt.

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