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Porsche Taycan Cross Turismo: Alltag oder Abenteuer?

Der elektrische Macan braucht zwar noch eine Zeitlang. Doch so ganz lässt Porsche die elektrische SUV-Welle nicht an sich vorbei schwappen. Denn ein gutes Jahr nach dem Start des Taycan stellen die Schwaben ihrem elektrischen Erstling jetzt einen Cross Turismo zur Seite. Mit etwas rustikalerer Optik, größerem Kofferraum und mehr Bodenfreiheit wird die schnittige Limousine zu Preisen ab 93.635 Euro (D) so zum Allrounder für Alltag und Abenteuer und damit zur smarten Alternative zum SUV – und besser aussehen als ein Audi e-tron oder ein Tesla Model X kann der CrossTurismo obendrein. 

Dafür spendieren die Schwaben dem Taycan ein markantes Trekking-Outfit: Denn anders als der Panamera bekommt der elektrische Erstling nicht nur eine steilere Kofferraumklappe, die das Heck besonders breit und knackig wirken lässt. Sondern ringsum schrauben sie dem Taycan auch noch rustikale Plastikplanken ans Blech, verbreitern die Kotflügel mit einer Kunststoffleiste, montieren einen Unterfahrschutz an Bug und Heck und packen sogar eine Reling aufs Dach. Und weil die Luftfederung bei allen Cross Turismo Standard ist, heben sie Wagen gleich auch mal um zwei Zentimeter an. 

Bei einer ersten Ausfahrt im finalen Prototypen merkt man als Fahrer trotzdem keinen Unterschied. Weder spürt man die höhere Bodenfreiheit oder die erhabene Sitzposition, noch den dezent verrückten Schwerpunkt oder das etwas größere Gewicht. Erst recht nicht, wenn der Testwagen im schmutzigen Tarnkleid ein Turbo S ist, der schon im Standardbetrieb auf 625 PS kommt und bei einem Kickdown kurzfristig 761 PS mobilisiert. Das reicht für 0 auf 100 km/h in 2,9 Sekunden und ein Spitzentempo von 250 km/h. Und selbst wenn der Cross Turismo den schlechteren cw-Wert hat, ist die Reichweite beim obligatorischen Performance Plus Akku mit brutto 93,4 kWh noch immer mehr als ausreichend. 370 Kilometer zeigt der Bordcomputer beim Start und auf dem Prüfstand sind es sogar 419 Kilometer. 

Neben dem Turbo S gibt es drei weitere Varianten, die man allesamt vom normalen Taycan kennt: Das Basismodell mit bis zu 476 PS und 456 Kilometern Reichweite, den 4S (571 PS/452 km) sowie den Turbo (680 PS/452 km). Nur eines ist tatsächlich neu: Ganz unten im Touchscreen auf der Mittelkonsole leuchtet vorlaut „Gravel“ und lockt den Porsche-Kunden als zusätzliches Farbprofil in die Pampa. Dort bringen den Taycan eine neu programmierte Traktionskontrolle und der Allradantrieb weiter, als sich die meisten Besserverdiener in unseren Breiten je wagen werden, erst recht wenn sie umweltbewusst sind und deshalb ein Elektroauto fahren. Noch abenteuerlicher wird es mit dem Offroad-Paket, das neben besonders rustikalen Plastikplanken auch noch eine weitere Niveaustufe für die Luftfederung bringt: Ein Kopfdruck genüg, dann stemmen die Blasebälge den 2,5-Tonner noch einmal drei Zentimeter nach oben und lupfen ihn so über tief ausgefahrene Feldwege, helfen ihm durch Schlaglöcher oder nehmen Schneewehen den Schrecken. 

Trotzdem ändert sich am Charakter des Taycan nichts: „Die größte Herausforderung war es, die Anforderungen bezüglich Sportlichkeit mit den Fähigkeiten abseits befestigter Straßen unter einen Hut zu bekommen“, sagt Projektleiter Stefan Weckbach: „Der Cross Turismo soll einerseits auf der Rundstrecke Leistung bringen und andererseits auf Geröll, Matsch und Schotter funktionieren.“ Deshalb ist der Cross Turismo natürlich kein Hardcore-Offroader geworden, sondern eher ein Allrounder mit erweitertem Aktionsradius, so Weckbach:  „Er ist also eine Art Schweizer Taschenmesser auf bis zu 21 Zoll großen Rädern.“

Während sich der Cross Turismo zumindest auf Asphalt für den Fahrer anfühlt wie jeder andere Taycan, merkt man den Unterschied hinten auf Anhieb. Ja, die Beinfreiheit bleibt eingeschränkt für ein Auto von fünf Metern, und trotz der Fußgaragen im Akku wird es ab Schuhgröße 43 knapp für die Hinterbänkler. Doch mit dem länger nach hinten gezogenen Dach gibt es spürbar mehr Kopffreiheit. Den größeren Scheiben sei Dank wirkt das Auto buchstäblich lichter. Und wer bei der Sitzprobe über die Schulter schaut, der erkennt einen großen, offenen Kofferraum, der auch für den Besuch bei Ikea taugt. 446 Liter gehen hinter die Heckklappe und damit stolze 80 Liter mehr als beim Standard-Modell, und wenn man die Rückbank umlegt, sind es sogar 1.212 Liter. Noch nicht genug? Dann gibt’s für den Sommer einen Fahrradträger am Heck und für den Winter eine spezielle Dachbox, die – soviel ist Porsche seiner Tradition schuldig – bis Tempo 200 freigegeben ist. Damit wird der Taycan als Cross Turismo nicht nur zum Abenteurer, sondern auch zu einem Alltagsauto. Und bleibt trotzdem ein typischer Porsche – mit einer Ausnahme: Dem Preis. Denn beim Aufschlag für den Allrounder geben sich die Schwaben ungewöhnlich bescheiden und verlangen gerade einmal 1.500 Euro mehr. Dafür gibt es bei ihnen sonst allenfalls mal einen Satz Fußmatten.

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