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Seat Arona: Ibiza auf Abwegen

Auf den Spuren des Ateca-Erfolges 

Seat Arona: Ibiza auf Abwegen

Es hat zwar ein bisschen gedauert, doch jetzt ist Seat offenbar auf den Geschmack gekommen. Denn nachdem die Spanier vor gerade einmal anderthalb Jahren ihren ersten Geländewagen ins Rennen geschickt haben und seitdem mit der Produktion des kompakten Ateca kaum hinterherkommen, steht jetzt schon das zweite SUV in den Startlöchern: Ab 4. November soll deshalb der kleine Arona den Erfolg seines großen Bruders wiederholen und zu Preisen ab 15.990 Euro das Stadtgewühl aufmischen.

Von Thomas Geiger

Dabei nutzt die VW-Tochter als Basis die neue Generation des Ibiza, der erst seit dem Sommer im Handel ist. Auf der gemeinsamen Plattform haben die Spanier den Arona um ein paar Fingerbreit auf 4,14 Meter gestreckt und vor allem deutlich angehoben. Mit der Bodenfreiheit klettert die Sitzposition, man steigt bequemer ein uns sieht besser hinaus. Weil das Dach jetzt auf 1,54 Metern liegt, kann man schadlos sogar eine hohe Frisur tragen.
Zwar passt der Arona damit perfekt ins dicht besetzte Konkurrenzumfeld und fährt zielsicher gegen Renault Captur, Ford EcoSport oder Peugeot 2008. Doch wo der Ibiza den mediterranen Verführer gibt und mit der Neuauflage zum vielleicht attraktivsten Kleinwagen geworden ist, wirkt der Arona seltsam blass und blutleer – selbst wenn man ihn mit Zweifarblackierung bestellt und ein markantes Chromelement mit einem X die C-Säule durchschneidet. Nicht dass er deshalb einen Deut schlechter wäre. Doch einen Schönheitspreis gewinnen die Spanier mit dem Ibiza auf Abwegen diesmal nicht und müssen selbst die sonst so verschlafene Konzernmutter VW mit ihrem pfiffigen T-Roc ziehen lassen.

Auch innen ist der frische Wind ziemlich abgeflaut und man blickt hinter dem Lenkrad über eine Landschaft, die einem bei aller Finesse seltsam vertraut vorkommt. Immerhin wird es dort bald ein bisschen mehr Hightech und dann doch auch frische Farben geben, verspricht Seat. Denn zum ersten Mal bauen die Spanier im kommenden Jahr im Arona ein digitales Cockpit ein und programmieren ihr zurecht gelobtes Infotainmentsystem sogar mit Amazons Sprachassistenten Alexa.
Genau wie beim Karosseriedesign gibt es allerdings auch beim Interieur außer einer gewissen Übersättigung und dem, angesichts des Preises, nachvollziehbar hohen Anteil an Hartplastik keinen konkreten Grund zur Kritik. Im Gegenteil: Schließlich hat Seat auf kleiner Fläche viel Platz geschaffen, man sitzt deshalb bei 2,57 Metern Radstand vorne gut und hinten solide und der Kofferraum ist mit 400 Litern größer als etwa beim VW Golf.
Auf welch kleiner Flamme Seat beim Arona kocht, zeigt auch die Startauswahl der Motoren. Schließlich gibt es erstmal nur einen eher vernünftigen als vergnüglichen Dreizylinder, der aus seinem einsamen Liter Hubraum gerade mal 95 oder 115 PS schöpft. Klar kommt man damit auch ans Ziel, zumal 200 Nm ja nicht schlecht sind und man immerhin mit einem Normwert von zurückhaltenden 4,9 Litern kalkulieren kann. Aber in mehr als elf Sekunden von 0 auf 100 und bei Vollgas kaum mehr als 180 km/h – flammende Leidenschaft will da nicht aufkommen. Nur gut, dass man nicht auch noch einen Allradantrieb mitschleppen muss. Den hat sich Seat mit Blick auf den Haupteinsatz in der Stadt nämlich kurzerhand gespart.
Dabei hätte der Arona mit einer ordentlichen Lenkung und einer steifen Anbindung allemal das Zeug für mehr – und wird es auch bekommen. Denn wer durch einen beherzten Gasstoß so richtig die Lebensgeister wecken will, der muss nur bis nächstes Jahr warten. Dann gibt es als vorläufige Spitzenmotorisierung einen 1,5 Liter großen Teilzeit-Vierzylinder, der mit 150 PS deutlich mehr Laune machen und auch die 200er-Marke knacken sollte.
Zwar bietet Seat als erster Hersteller in diesem Segment auch eine dann 90 PS starke Erdgasumrüstung für den Dreizylinder-Benziner an, doch so ganz ohne Selbstzünder geht es offenbar doch nicht: Deshalb reichen die Spanier im nächsten Jahr noch einen 1,6-Liter-Diesel mit ebenfalls 95 und 115 PS nach.

Vielleicht ist ja nur die Flut der kleinen Geländewagen, die zu einer gewissen SUV-Sättigung führt. Doch nach Neuheiten wie dem Kia Stonic, dem Hyundi Kona, dem Citroen C3 Aircross und zuvorderst dem VW T-Roc wirkt der Arona so blass, dass man den Spaniern am liebsten zurufen möchte, dass es doch nicht immer ein SUV sein muss. Doch angesichts der boomenden Absatzzahlen dürfte dieser Ruf ungehört verhallen. Nicht umsonst ist das nächste SUV, diesmal in der Klasse über dem Ateca, angeblich schon in Arbeit.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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