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Toyota Land Cruiser: Pulsmessung

Pulsmessung

Der Toyota Land Cruiser im Test

Seit 1951 schon erobert der Toyota Land Cruiser unwegsame Gefilde auf allen Kontinenten und hat sich dabei einen ausgezeichneten Ruf als robuster, verlässlicher Geländewagen gemacht. Doch nur weil die Vergangenheit gold ist, heißt das nicht, dass die Gegenwart glänzt. Die Ära der echten Geländewagen ist vom SUV-Wahn längst abgemurkst worden. Wir checken deshalb den Puls des Land Cruisers und erforschen, wieviel Leben im Jahr 2019 noch im alten Haudegen steckt.

Text: Jakob Stantejsky
Tatsächlich hat nicht nur der Land Cruiser an sich, sondern auch das aktuelle Modell des japanischen Riesengeländegängers schon einen Haufen Jahre am Buckel. Denn die momentan erhältliche Generation wurde zwar schon mehrfach facegeliftet, ist aber unterm Strich schon seit 2009 – also ein Jahrzehnt lang – am Markt. Wohin tendiert er denn nun eher, der Toyota? Weg von der Straße, rein in den Gatsch oder doch lieber auf die gemütliche Asphaltpiste, wo man die Insassen mit federweichem Komfort umsorgen kann? Können kann er beides. Denn auch wenn der Land Cruiser heutzutage selbstverständlich sehr gemütlich und absolut alltagstauglich dasteht, bleibt ihm seine robuste Natur erhalten. So verfügt er auch im Jahr 2019 über eine Mittel- und Hinterachssperre, gaaaanz viel Bodenfreiheit, Geländekameras und diverse Kraxelmodi samt unterstützender Elektronik. Der Land Cruiser holt die Wildnis sozusagen ins Wohnzimmer, beziehungsweise ist er selbst das Wohnzimmer, in dem man die Wildnis befahren kann.

Denn der Vierzylinderdiesel, der immerhin 177 Pferden eine Arbeitsstelle bietet, bewegt den Land Cruiser zwar stetig und sicher fort, ist aber bei etwaigen Sperenzchen mit den über zwei Tonnen Geländewagen überfordert. Flotte Sprints und zackige Fortbewegung sind so gar nicht sein Ding, da muss man sich eher der vielzylindrigen Nobel-SUV-Konkurrenz zuwenden. Wobei ich noch immer nicht verstanden habe, wieso ein SUV überhaupt einen rasanten Motor haben muss. Im Toyota passieren zwar (zumindest auf der Straße) keine Wunder, aber bequemer reist man nicht so schnell (ha, Doppelsinn!).
Wie leibt und lebt es sich denn im Innenraum des imposanten Japaners? Recht urig, möchte man sagen. Denn nicht nur das teilbeholzte Armaturenbrett und Lenkrad versprühen nostalgischen Charme, auch die Mittelkonsole wirkt sehr rüstig. Zwar ist ein Touchscreen mit komplettem Infotainment an Bord, die Schalter drumherum erinnern aber zweifellos an vergangene Jahre. Macht aber nix, denn die Bedienung fällt umso leichter. Außerdem ist das Platzangebot ist riesig – wie ein Wohnzimmer eben sein muss – und wer will schon modern-abgehobene Innenarchitektur? Ich sicher nicht, deshalb gebe ich mich dem Oldschoolcharme des Toyota Land Cruisers mit Freude hin.

Es fühlt sich einfach gut an, am Steuer dieses Schlachtschiffs zu sitzen und die popelige Umwelt von oben herab zu beäugen, während man würdevoll durch die Gegend walzt. Hindernisse gibt es sowieso nicht, denn ich weiß ganz genau: Sollte mir irgendetwas im Weg stehen, kann ich jederzeit den Umweg durchs schwere Gelände suchen und finden. Klar, in der Praxis passiert das so gut wie nie, aber am Land mal zum Spaß ungesehen mit dem Land Cruiser ins Dickicht zu verschwinden, macht schon Freude. Es tut schon gut zu wissen, dass ich hier nicht in einem Wannabe-Offroader, sondern in einer echten Koryphäe auf dem Gebiet sitze.
So wohlig-entspannt der Toyota Land Cruiser sich fortbewegt, so lungern seine Insassen auch in ihm herum. Leugnen kann man allerdings nicht, dass dem Auto eine Handvoll PS mehr sehr gut täte. Denn bei der Beschleunigung jammert das Aggregat doch relativ laut vor sich hin und erweckt fast schon Mitleid. Dafür steht der Land Cruiser rein äußerlich umso besser da, denn sein wuchtiger Offroad-Chic kommt besonders gut an. Wer auf der Suche nach einem Auto ist, das seine optischen Versprechungen auch halten kann, liegt mit dem Toyota Land Cruiser definitiv goldrichtig. Und dementsprechend ist der Japaner auch heute noch quicklebendig, auch wenn er die Sache auf seine eigene, oldschoolige Art angeht.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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