Mit dem Volvo S60 Cross Country heben die Schweden ihre Limousine in den Himmel. Zumindest sieben Zentimeter hoch. Das ist aber noch nicht alles.
Text: Thomas Geiger
Wer hat’s erfunden? Wenn es um aufgebockte Pkw statt um Schweizer Kräuterzucker geht, fährt Volvo bei dieser Frage ganz vorne mit. Schließlich haben die Schweden schon einen V70 Cross Country gebaut, als andere Hersteller das Wort CrossOver noch gar nicht buchstabieren konnten. Und jetzt wollen sie offenbar schon wieder einen Trend setzten. Denn zum ersten Mal stecken sie nun eine Limousine in Pfadfinderklamotten und bieten auch den S60 als Cross Country an.
Volvo bockt die Limousine mit dem Fahrwerk des XC70 um knappe sieben Zentimeter auf und kleben ihm wie eine Bauchbinde robuste Plastikplanken aufs Blech. Dazu ein paar größere Räder und wuchtige Stoßfänger – so wird das Auto zum X6 für Gutmenschen: Genauso schräg wie das Geländecoupé aus München, aber lange nicht so klotzig und protzig.
Auch das Fahrwerk ist eine angenehme Überraschung: Wo der konventionelle S60 bisweilen ein bisschen stramm und polterig ist und der XC70 dafür zu gutmütig über die Bodenwellen schwingt, haben die Schweden beim CrossCountry einen guten Kompromiss gefunden. Die Geländelimousine federt weicher ohne gleich ins Schwimmen zu kommen und fördert so einen extrem entspannten Fahrstil – auch das ist ein deutlicher Unterschied zu X6 und X4.
Das Konzept mag neu sein. Doch kann der S60 auch in modischen Outdoor-Dress nicht verhehlen, dass er im Grunde ein altes Auto ist und als letzter Erbe aus der Ford-Zeit sogar noch auf der Plattform des Mondeo steht. Auch mit animierten Instrumenten wirkt das Interieur deshalb mittlerweile ein bisschen altbacken. Im Gegensatz zum neuen XC90 erinnert die Mittelkonsole mit Dutzenden von Knöpfen an die Kommandozentrale von Space Balls und auch die Motorpalette ist nicht mehr so ganz auf der Höhe der Zeit.
… Volvo bockt die Limousine mit dem Fahrwerk des XC70 um knappe sieben Zentimeter auf und kleben ihm wie eine Bauchbinde robuste Plastikplanken aufs Blech …
Zwar gibt es den S60 CrossCountry nur als Diesel mit 190 PS. Doch weil es irgendwo in Göteborg offenbar noch einen großen Restbestand an alten Triebwerken gibt, bauen die Schweden zwei unterschiedliche Selbstzünder ein. Beim Fronttriebler kommt ihr neuer, selbst entwickelter 2,0-Liter mit 400 Nm zum Einsatz, der in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt, maximal 210 Sachen schafft und je nach Getriebevariante im Mittel 4,2 oder 4,6 Liter verbraucht. Wer den S60 dagegen passend zur Optik mit Allrad und Automatik fahren will, bekommt einen älteren Fünfzylinder, der bei 2,4 Litern Hubraum auf 420 Nm kommt, sich für den Sprint 8,8 Sekunden Zeit lässt und ebenfalls bei 210 km/h Schluss macht. Sein Verbrauch: 5,7 Liter.
Zwar wissen die Schweden um die Einzigartigkeit dieses Konzepts und trauen sich so recht keine Verkaufsabschätzung zu. Aber so ganz überzeugt vom alleinigen Erfolg des S60 CrossCountry sind sie dann offenbar doch nicht. Deshalb stellen sie ihm sicherheitshalber noch einen Geländekombi zur Seite und bieten auch den V60 mit zwei Dieseln zu 150 oder 190 PS und einem 245 PS starken Benziner als Cross Country an. Auch dazu passt ein Spruch aus der Werbung: Da weiß man was man hat. Guten Abend!