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VW Arteon Shooting Brake: Variant fürs Herz

Der Passat ist Papis Liebling und der Held der Handlungsreisenden und Kilometerfresser. Doch so erfolgreich die Mittelklasse-Baureihe sein mag, so emotionslos ist sie auch. Das wissen sie bei VW selbst am besten und haben dem Spießer deshalb vor drei Jahren mit dem Arteon einen Schöngeist zur Seite gestellt. Dumm nur, dass des bislang nicht so recht punkten konnte.

Von Thomas Geiger

Doch statt wie damals beim Phaeton einfach aufzugeben und einen Rückzieher zu machen, zünden die Niedersachsen jetzt die zweite Stufe und bringen im Oktober zu Preisen ab etwa 44.000 Euro (D) ein gründliches Update: Dabei gibt’s nicht nur ein aufgefrischtes Design, sauberere und sparsamere Motoren sowie den ersten Plug-In-Hybriden für die Baureihe. Sondern mit einer deutlichen Aufwertung der Materialauswahl passt jetzt auch das Ambiente zum gehobenen Anspruch. Und weil auch Schöngeister mitunter was transportieren müssen, stellt VW dem viertürigen Coupé nun als Variant fürs Herz statt fürs Hirn einen Shooting Brake zur Seite.

Der ist zwar mit seinen 4,87 Metern exakt gleich lang wie das Fließheck. Doch weil das Dach höher ist und die Heckklappe steiler steht, bietet er für einen bescheidenen Aufpreis von 885 Euro ein bisschen mehr Platz für Kind und Kegel. So passen hinter die serienmäßig elektrische Heckklappe zwar mit 565 Litern nur zwei Liter mehr als beim Viertürer. Doch bei umgelegter Rückbank wächst das Ladevolumen auf 1.632 Liter und der Raumgewinn somit auf 75 Liter. Natürlich können Passat-Fahrer darüber nur milde lächeln – schluckt ihr Variant doch 650 bis 1.780 Liter. Doch dafür sitzen sie eben in einem schnöden Pampersbomber und nicht in einem eleganten Blickfang, den Baureihenchef Markus Kleinmann sogar ebenso frech wie selbstbewusst mit Autos wie dem Fünfer BMW oder der Mercedes E-Klasse vergleicht.

Zur neuen Karosserie-Variante gibt es für den Arteon zur Hälfte der Laufzeit auch ein gründlich aufgefrischtes Innenleben. Das erkennt man im Großen an dem jetzt serienmäßigen Digital-Cockpit mit einem üppigen Touchscreen daneben und im Detail an vornehmeren Materialien mit neu gemusterten Metall-Applikationen und Ziernähten im Kunstleder.

Auch unter der Haube tut sich einiges. So stellen die Niedersachsen die beiden 2,0-Liter-TDI mit 150 oder 200 PS auf das so genannte Twindosing um und zählen sie damit zu den saubersten Dieseln am Markt, bei den drei Benzinern von 190 bis 320 PS gibt’s jetzt einen hoch verdichteten 2,0-Liter, der seine 190 PS nun zehn Prozent effizienter bereit stellt, und für die erste Etappe auf der Electric Avenue bringt VW den Arteon erstmals als Plug-In-Hybrid. Die Organspende aus dem braven Bruder Passat kommt auf 218 PS Systemleistung, fährt weit jenseits des Ortschildes auch allein mit der Kraft des 85 kW starken E-Motor und hat eine elektrische Reichweite von maximal 53 Kilometern. Wer weiter stromern will, muss noch zwei Jahre warten – dann kommt die Serienfassung des ID Roomz, mit der die Mittelklasse endgültig in der Generation E ankommen will.

Zwar merkt man dem Arteon das Bemühen um Anerkennung und Aufstieg an, doch damit ihr Flaggschiff auch im rechten Licht erscheint, gehen die Niedersachsen lieber auf Nummer sicher und sorgen selbst für ein bisschen mehr Glanz. Deshalb haben die Designer nicht nur Scheinwerfer und Rückleuchten retuschiert, sondern ziehen auf Wunsch gleich auch noch eine LED-Leiste im Grill ein – dann strahlt der Arteon ganz von alleine.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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