Sie feiern ihn als den Golf für Digital Natives. Doch weil selbst die Generation iPhone offenbar nicht nur auf der Datenautobahn schnell unterwegs sein will, geben die Niedersachsen bei ihrem Bestseller jetzt noch einmal Gas und bieten deshalb auch die Nummer Acht ab September wieder als GTI an.
Von Thomas Geiger
Am Antrieb tut sich dabei noch am wenigsten. Denn unter der Haube steckt die 245 PS- und 370 Nm-Version des bekannten 2,0-Liter-Turbos, die es schon beim Vorgänger gab. Damals allerdings dem Performance-Modell vorbehalten und entsprechend teurer, gibt es das Leistungsplus diesmal schon zum Grundpreis – und mit ihm die Hoffnung auf einen weiteren Nachschlag in der nahen Zukunft.
Wobei schon der 245 PS-Golf reichlich Laune macht – schließlich lockt das Triebwerk mit einer nahezu linearen Kraftentfaltung und schier endlosem Schub und klingt dabei zumindest im Sportmodus sogar ein wenig verrucht als wäre der ewig junge Streber doch noch in den Stimmbruch gekommen.
Dass sich der neue GTI, der für den Sprint auf Tempo 100 gerade mal 6,3 Sekunden braucht und diesmal bei 250 km/h tatsächlich abgeregelt werden muss, trotzdem des bekannten Motors schärfer und schneller anfühlt als bisher, das verdankt er erstens einer serienmäßigen Differentialsperre an der Vorderachse und zweitens dem neuen Fahrdynamik-Manager, der als Zentralrechner alle Steuergeräte von Fahrwerk und Stabilitätskontrolle vernetzt, schneller reagiert und eine größere Spreizung zwischen Kompromisslosigkeit und Komfort erlaubt. Dazu noch ein bisschen mechanischen Feinschliff am Fahrwerk – schon zeigen auch die Messprotokolle einen Unterschied: Auf dem Handling-Kurs der Entwickler in Ehra nimmt der neue GTI dem alten Performance-Modell rund vier Sekunden ab und den Standard-Slalom fährt er 3 km/h schneller. Kein Wunder also, dass bei der Testfahrt das Blut in Wallung gerät und der sonst so gähnend langweilige Golf plötzlich zum Pulsbeschleuniger wird.
Während die Ingenieure nur Details geändert haben, sind die Designer in die Vollen gegangen: Zum ersten Mal trägt der GTI deshalb jetzt eine durchgehende LED-Leiste im Gesicht, die auch bei Tag funkelt wie ein Chromrahmen um den Kühlergrill. Das alte Rautenmuster im Grill wandert gar vollends in den Lufteinlass unter dem Stoßfänger und wird nun von den fünf punktförmigen LED der Nebelleuchten betont, die Flanke zieren schwarze Seitenschweller und am Heck prangt ein großer Diffusor, aus dem rechts und links prominent die dicken Endrohre ragen.
Innen gibt’s dazu einen hübschen Kontrast aus dem komplett digitalisiertem Cockpit mit eigenen GTI-Anzeigen und einem neuen Sportlenkrad auf der einen und karierten Sitzbezügen wie in den Siebzigern auf der anderen Seite. Und natürlich bieten die Sessel ein wenig mehr Seitenhalt.
Stark, schnell, stramm – so will der GTI möglichst schnell den Puls der Kunden in der Kompaktklasse beschleunigen – und unterstreicht diesen Anspruch mit einem weiteren Design: Zum ersten Mal in der Geschichte bekommt der Golf einen pulsierenden Startknopf.
Aber nicht nur Designer und Entwickler leisten ihren Beitrag zur Pulsbeschleunigung, sondern auch die Kaufleute und Kassenwarte. Denn bei einem Grundpreis von rund 35.000 Euro (D) geht der Blutdruck schon in die Höhe, bevor man den ersten Meter gefahren ist.