Im überlaufenen Segment der Kompakt-SUVs will jeder mit einer vermeintlich ausgeflippten Optik oder sonstwas herausstechen. Der Audi Q3 ist hingegen so pulsbeschleunigend wie Opium – und das ist gut so.
Text: Maximilian Barcelli
Ein Auto polarisiert und scheidet die Geister meist dann, wenn es etwas Exotisches an sich hat – sei das der Motor (Stichwort E-Mobilität), die Antriebsachse (Front beim neuen 1er BMW) oder das Design (Toyota C-HR). Mit Konzepten abseits des Mainstreams geht der Hersteller immer ein gewisses Risiko ein: Setzen sich Elektroautos durch? Ist den potentiellen 1er-Kunden Raumangebot tatsächlich wichtiger, als der Fahrspaß, den ein Hinterradantrieb mit sich bringt? Und wird diese verdammt spacige Optik Gefallen finden? So ein Risiko will Audi nicht eingehen – schon gar nicht mit dem Volumenmodell Q3.
Was man also in erster Linie vom Kompakt-SUV aus Ingolstadt bekommt, das ist Seriosität und Solidität – und das in einer Klasse, in der fast jeder mit überdesignten Fahrzeugen um Aufmerksamkeit buhlt. Beim Q3 bringt höchstens eine Lackierung ähnlich der unseres Testwagens etwas Spannung. Wobei Audi-Kunden freilich nicht für ihre Farbenfroheit bekannt sind.
Jedenfalls bleibt das Design des Q3 auch in der zweiten Generation ganz Audi-typisch. Technoid, sauber, kalt (bis auf die orange Außenhaut, die so einem Q3 sicherlich besser steht als einem amerikanischen Präsidenten). Mit dem Kompakt-SUV aus Bayern wird man sich nie genieren müssen – nicht in ein, zwei oder zehn Jahren. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass der der Puls im Normalbereich bleibt, wenn man aufs geparkte Fahrzeug zugeht.
Eine Alternative bieten die Ingolstädter allerdings an, der Q3 Sportback ist dank abfallendem Heck und dynamischeren Proportionen aufregender. Und wer sich noch ein bisserl gedulden kann und das nötige „Klein“geld im Konto hat, der erlebt dann sowieso statt Opium, Koks auf vier Räder: Der Audi RS Q3 kommt auch in dieser Generation wieder mit dem famosen Fünfzylinder. Und auch als Sportback – womit der Q3 dann endgültig vom braven Schwiegersohn zum wilden Rockstar wird, den sich niemand als Partner für die wohlerzogene Tochter wünscht.
Aber Schluss mit der Zukunftsmusik, wir wandern in die Gegenwart zu unserem Test-Q3 zurück: So wie der Kompakte aus Ingolstadt aussieht, so fährt er sich auch. Solide, unaufgeregt, unterm Strich: fein. Als Einstiegsmotor fungiert der 35 TFSI, ein Vierzylinder-Benziner, der 150 Pferdchen an die Vorderachse schickt und auch in unserem Farbklecks verbaut war. Auch wenn so ein räudiger, 400 PS-Fünfzylinder ein Traum ist, so sind die 150 PS doch mehr als ausreichend. Das bestätigen auch die nackten Zahlen: Ist der Vierzylinder mit der sanft schaltenden 7-Gang S tronic gekoppelt, sprintet der Q3 in 9,2 Sekunden auf Tempo 100. Die Lenkung ist im richtigen Maße direkt, das Fahrwerk dürfte ein weniger softer sein, aber das kann man wohl als „Geschmackssache“ verbuchen.
Was halt vor allem mit Blick auf den Preis (der Q3 startet bei rund 35.000 Euro) schon ein bisserl wehtut, ist das viele Plastik im Innenraum. Da macht beispielsweise Range Rover mit dem neuen Evoquevor, dass es auch in der kompakten SUV-Klasse hochwertiger geht. Abgesehen von den Materialien ist der Innenraum erwartungsgemäß bestens verarbeitet – und wie schon das Exterieur seriös designt.
Fazit? Nicht jedes Auto muss polarisieren. Manchmal ist es der bessere Weg, einfach ein gutes, zeitlos gezeichnetes, dafür bisserl fades Fahrzeug zu bauen. Einzig das viele Plastik im Innenraum muss bei einem Premium-Kompakt-SUV mit Premium-Preis echt nicht sein.