Bentley beweist ein Herz für Hinterbänkler mit klaustrophobischen Neigungen: Wer der schier unzumutbaren Enge im Flying Spur von 5,32 Metern oder mehr noch im gerade mal 5,14 Meter kurzen Bentayga entfliehen will, der kann zum Jahresende auf den ersten Luxusgeländewagen mit gestrecktem Radstand hoffen. Denn dann bringen die Briten den Bentayga EWB und ziehen den feinen Vetter von Audi Q7 und VW Touareg um 18 Zentimeter in die Länge.
Die zwei Handbreit mehr Platz kommen allein den Hinterbänklern zugute, verspricht Bentley und schwärmt von den neuen Airline-Seats, die First-Class-Komfort ins Fahrzeug bringen sollen. Schließlich sind die beiden Loungliegen nicht nur 22-fach elektrisch verstellbar, neigen sich um bis zu 40 Grad nach hinten, lassen auf Knopfdruck eine Beinauflage ausfahren und korrespondieren mit der ebenfalls elektrischen Fußstütze in der Rückenlehne des Vordersitzes. Sondern zum ersten Mal überhaupt verfügen sie auch über eine Klimatisierung, die sich automatisch auf den jeweiligen Passagier einstellt. Und fast 180 Druckpunkte für die Massage-Funktion sind ja auch nicht schlecht.
Damit auch alle anderen Sinne auf ihre Kosten kommen, vernäht Bentley die Bezüge noch kunstfertiger, poliert die Hölzer aufwändiger und installiert zum ersten Mal die neue „Diamond Illumination“, bei der LED-Licht durch haarfeine Löcher im Leder schimmert.
Während die Hinterbänkler im neuen Luxus schwelgen, soll der Fahrer vom Wachstum kaum etwas mitbekommen. Das Mehrgewicht schultert der V8 mit seinen 4,0 Litern und 550 PS wahrscheinlich klaglos, wenn er in 4,6 Sekunden auf Tempo 100 sprintet und bis zu 290 km/h erreicht. Und die Länge von jetzt gut 5,30 Metern kompensieren die Briten mit der ersten Hinterachslenkung im Bentayga, die den Radstand virtuell wieder verkürzt und den Wendekreis sogar unter den der Standardversion schrumpfen lässt.
Zwar locken die Briten im EWB mit mehr Luxus denn je und bieten so einen würdigen Ersatz für den seligen Mulsanne. Doch ziehen sie damit nicht nur ihr erfolgreichstes Modell in die Länge, sondern womöglich auch die Gesichter vieler Kunden. Denn fürs erste soll es das heimliche Flaggschiff der Marke nur in ausgewählten Märkten geben: Während sich Chinesen und Amerikaner freuen dürfen, machen sie daheim in England und bei uns in Europa nur lange Gesichter.