Volvo mischt den Markt für E-Fahrzeuge künftig von unten auf. Denn während alle Welt noch auf die Handelspremiere des neuen Flaggschiffs EX90 wartet, überraschen die Schweden jetzt erst einmal mit einem SUV am anderen Ende und schicken den EX30 in den Dschungel der Großstadt: Mit 4,23 Metern Länge und 2,65 Metern Radstand das kleinste SUV in der Firmengeschichte und mit einem auf 200.000 Kilometer Laufleistung berechneten CO2-Rucksack von 30 Tonnen zudem das sauberste Modell in der Geschichte, kann er ab sofort zu Preisen ab 36.950 Euro bestellt werden und soll im neuen Jahr gegen Modelle wie den Mercedes EQA, den nächsten Mini E oder den Peugeot e-2008 ins Rennen gehen.
Der EX30 mag zwar der neue Zwerg in der Modellpalette sein, räumt Firmenchef Jim Rowan ein. „Aber er ist trotz seines kleinen Formats ein Riese, weil er alles mitbringt, was man von einem Volvo erwartet.“ So werde der EX30 zu einer großen Nummer für die Kunden und für das Unternehmen – und hat ganz sicher zumindest in Europa das Zeug zum meistverkauften Modell der Marke.
Schließlich dreht Volvo damit auch Premium-Konkurrenten wie Audi eine lange Nase, die so ein kleines Auto nicht zu solch vergleichsweise kleinen Preisen stemmen können. Dass Volvo das gelingt, liegt einmal mehr an der chinesischen Mutter Geely, die nicht nur die Plattform stellt, auf der auch der neue Smart steht und bald noch ein Kleinwagen vom Zeekr kommt. Sondern Geely garantiert daheim in China auch die günstigen Produktionsbedingungen.
Smart ist der EX30 aber nicht nur wegen seiner Verwandtschaft zum #1, sondern auch wegen seiner vielen cleveren Ideen. Das beginnen beim Sicherheitskonzept mit neuen Assistenten, die so genannte Dooring-Unfälle mit Radfahrern verhindern wollen oder beim Überholen von Lastwagen für mehr Sicherheitsabstand sorgen. Sie führen über die Connectivity mit digitalem Schlüssel auf dem Smartphone, 5G-Anbindung und eigenem Google-Betriebssystem oder über das Innenraumkonzept mit einem zentralen Handschuhfach, einer besonders geräumigen und variablen Mittelkonsole oder einer platzsparenden Soundbar im Armaturenbrett anstelle der Lautsprecher in den Türen. Und sie gipfeln im umweltfreundlichen Materialkonzept. Denn je nachdem, für welche der vier Themenwelten sich die Kundschaft entscheidet, bekommt sie Dekore aus geflochtenem Flachs der Leinsamenpflanze, Bezugsstoffe aus alten Jeans, Konsolen aus recycelten Rollläden, Teppiche aus PET-Flaschen und Polsterstoffe aus biologisch angebautem Kiefernöl – die 25 Prozent recyceltes Aluminium und die 17 Prozent wiederverwendeter Stahl noch nicht mitgerechnet.
Zwar ist der EX30 für schwedische Verhältnisse ein Winzling, hat aber allemal das Zeug zum Wirbelwind und wirkt beim Blick aufs Datenblatt wie Asterix nach einem Schluck Zaubertrank. Schließlich hat die Topversion zwei Motoren mit zusammen 428 PS und 543 Nm. Das reicht für 180 km/h Spitze und macht den EX30 mit 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h zum bislang schnellsten Sprinter in der Volvo-Historie. Und damit dem Wagen nicht so schnell die Puste ausgeht, installieren die Schweden eine Batterie mit brutto 69 kWh, die für bis zu 460 Kilometer reicht.
Alternativ gibt es den EX30 auch als Single Motor mit 272 PS und 343 Nm an der Hinterachse und dann sogar 480 Kilometern Reichweite. Und wer eher aufs Geld schaut als auf den Aktionsradius, für den baut Volvo auch ein Einstiegsmodell mit einer 51 kWh großen LFP-Batterie, mit der die Reichweite auf dann nur noch 344 Kilometer schrumpft. Geladen wird das Einstiegsmodell mit bis zu 134 und die große Batterie mit maximal 153 kW, so dass die ersten 80 Prozent in beiden Fällen in 25 Minuten zu schaffen sind.
Auch wenn Volvo den EX30 als smartes SUV feiert und kaum die übliche Kritik an der Fahrzeuggattung fürchten muss, tragen die Schweden der Abenteuerlust der SUV-Fahrer Rechnung: Im nächsten Jahr kommt der EX30 deshalb auch im rustikalen Look eines Cross Country.