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AMG baut Turbos mit Elektromotor

Über Autos kann man sich so gut streiten. Und zwar über fast jedes Bauteil. Doch am leichtesten erhitzen sich die Gemüter beim Thema Antrieb. Nicht erst seit der Elektromobilität sorgt die Art der PS-Produktion für endlosen Gesprächsstoff. Ganz vorne mit dabei ist der supergeile, megagrausliche Turbo. Mercedes-AMG und Garrett gießen jetzt Öl ins Feuer.

Text: Jakob Stantejsky

Denn die Schwaben servieren mit dem Turbolader-Spezialisten nun ein Rezept, dass sowohl Turbo-Hatern wie -Liebhabern sauer aufstoßen wird. Oder auch nicht. Manchen zumindest. Andere werden es lieben. Wie immer. Die nächste Generation der Zwangsbeatmung in AMG-Modellen wird nämlich elektrisch unterstützt. Will heißen: Direkt in den (oder die) Turbo(s) wird ein kleiner Elektromotor eingebaut, der die Turbine schon mal zum Rotieren bringt, bevor die Abgase überhaupt bei ihr ankommen. Was das bringen soll, fragt ihr euch? Wahrscheinlich eh nicht, da wir hier alle kluge Petrolköpfe sind.

Unterm Strich wird mit dem System das ach-so-grauenhafte Turboloch noch weiter gestopft. Denn auch wenn heutige Turbolader längst nichts mehr mit den brustschwachen Teilen von einst zu tun haben, finden sich immer noch feinfühlige Automobilisten, die sich an der geringsten Verzögerung bei der Gasannahme stören. Wenn die Turbine allerdings schon am Rad dreht, wenn die Abgase noch auf dem Weg sind, kann der Turbo natürlich noch blitzschneller seine beeindruckende Wirkung ausspielen.

Das wird auch bitter nötig sein. Denn wie wir alle schon beweint haben, wird der nächste AMG C 63 statt eines fetten V8 einen mickrigen Vierzylinder bekommen. Die Leistung soll trotzdem nicht fallen. Das wird ein hartes Stück Arbeit, schließlich leistet der stärkste Serienvierzylinder der Welt im AMG A 45 S derzeit „nur“ 421 PS. Auf die 510 PS des aktuellen C 63 S fehlt da noch ein ganzes Stück. Tricks wie der elektrische Turbo kommen AMG da gerade recht, um jedes Eitzerl Kraft und Geschwindigkeit aus dem Viertöpfer zu quetschen.

Das Turboloch dürfte bei AMG mit dieser Neuerung endgültig komplett in die Geschichtsbücher verbannt werden. Obwohl es garantiert wieder Genies geben wird, die immer noch irgendwas beim Tritt aufs Gas gespürt haben wollen werden. Einig werden wir uns eh nie. Außer bei einer Sache: Den vier Liter großen Achtender wird kein noch so technisch aufgebürsteter Vierzylinder je wirklich ersetzen können. Auch wenn die Leistungsdaten passen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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