Dieses Auto ist ein bisschen so wie Torte mit Süßstoff. Denn auch wenn Bentley prächtig vom automobilen Überfluss lebt, hilft die britische VW-Tochter ihren betuchten Kunden jetzt dabei, den Gürtel etwas enger zu schnallen und ihr CO2-Gewissen zu entlasten. Denn zwei Jahre nach dem Start der dritten Continental-Generation gibt es den GT nun auch wieder mit acht statt Zwölf Zylindern.
Von Thomas Geiger / Fotos: Hersteller
Den Motor hat Bentley freilich nicht selbst entwickelt. Sondern während die Briten mittlerweile für den gesamten VW-Konzern den W12-Motor verantworten, kommt der V8 aus Ingolstadt. In seiner jüngsten Ausbaustufe hat er 550 PS und 770 Nm, die den Verzicht auf den Zwölfzylinder ziemlich leichtmachen. Denn schon auf dem Papier fehlen nur 85 PS und 130 Nm und in der Praxis erweist sich der Achtzylinder als absolut ebenbürtig – selbst wenn im Sprint von 0 auf 100 zwei Zehntelsekunden fehlen und ihm bei Vollgas 15 km/h früher die Puste ausgeht. Aber hey: Mit bestenfalls 3,9 Sekunden und maximal 318 km/h taugt auch der V8 im Sportwagen-Quartett noch immer als Spitzentrumpf. Und was dem V8 an Speed fehlt, macht er mit seiner Straßenlage wieder wett. Denn selbst bei einem Gesamtgewicht von mehr als zwei Tonnen machen sich die vier Zentner in jeder Kurve bemerkbar, die beim Achtzylinder weniger auf der Vorderachse lasten und weniger nach außen schieben. Zwar wird der Continental damit noch immer kein Leichtgewicht und tut sich mit engen Radien entsprechend schwer, doch während der Motor vielleicht ein bisschen mehr arbeiten muss, tut sich der Fahrer nun spürbar leichter.
Dabei hat der Continental zwei sehr unterschiedliche Gesichter, zwischen denen man mit dem kleinen Drehschalter auf der liebevoll eingerichteten Mittelkonsole wechselt. Denn im „Bentley“-Modus gibt er den potenten Cruiser, der mit sonorem aber gedämpftem Sound zur großen Tour auf breiten Straßen lockt. Und im Dynamic-Betrieb wird der Nobel-Hobel zum schnellen Spielzeug für den Earl in Eile, das alle Noblesse fahren lässt. Der Sound wird deutlich lauter, die Luftfeder versteift sich spürbar und der Adel fährt plötzlich eine vehemente Attacke, bei der bürgerliche Konkurrenten wie ein BMW M8 Cabrio oder ein offener S 63 von AMG verängstigt die linke Spur räumen.
Er sieht genauso gut aus, fährt auf der Geraden ähnlich schnell und in Kurven sogar ein wenig dynamischer – und wer die Plaketten an den Kotflügeln abbestellt, ist kaum als Knauser zu erkennen. So wird der V8 zum Continental für Smart-Shopper ohne Spaßverzicht. Doch Vorsicht: Zwar fällt der Preis mit dem kleineren Motor um rund 15.000 Euro und der Verbrauch geht zumindest auf dem Papier um etwa drei Liter zurück. Doch stehen am Ende für das Coupé trotzdem 195.517 Euro und für das Cabrio sogar 216.461 Euro (D) sowie Normwerte jenseits der elf Liter in der Liste. Aber nur weil man Süßstoff statt Zucker verwendet, wird eine Torte eben noch lange nicht zum Diät-Essen.