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BMW M550i: Brachialer Luxus

Sch*** auf die Vernunft!

BMW M550i: Brachialer Luxus

Die Frage hat sich mir ja schon verstärkt beim BMW M760 Li aufgedrängt. Wozu das Ganze? Will der wichtige Geschäftsmann nach einem harten Arbeitstag noch unbedingt mit 610 PS und V12-Sound Kinder verschrecken? Das 5er Pendant, der BMW M550i, hat mir die Frage nachdem wozu ziemlich flott beantworten können.

Text: Maximilian Barcelli

Wir finden uns also im BMW M550i wieder. Ein langes Ding mit Power, die eigentlich kein Mensch braucht und von oben bis unten vollgeramscht mit Luxus. Ein denkbar unnützes Auto für einen verzweifelten Parkplatzsuchenden wie mich und auch die 462 PS, die der V8-Motor stemmt, können in der 30er Zone nicht wirklich ausgereizt werden. Einparken, falls wir je einen sechs Meter Parkplatz finden würden, tut er ja von selbst. Man kann dabei sogar aussteigen und dem 5er beim Parken zuschauen. Da stellt sich mir wieder die Frage: Wozu das Ganze? Soll ich jetzt vor dem Parkmanöver, welches meine Nerven wieder halbwegs unter Kontrolle bringen würde, aussteigen und dem Bayern beim autonomen Parken zuzusehen, während sich hinter mir eine Schlange an Fahrzeugen auftut, die darauf warten, bis dieser Sau-Prolet Barcelli endlich seinen Wagen hat einparken lassen?
Dann noch die Geschichte mit der Gestensteuerung. Meine Hände müssten nicht einmal das Lenkrad verlassen, um Musik lauter oder leiser zu drehen. Wieso sollte ich also wild herum gestikulieren, so dass mich Straßenverkehrs-Kollegen anschauen, als wäre ich deppert? Und diese Leistung, die im V8 schlummert. Nicht jeder hat eine Rennstrecke vor der Haustür, mit der sich der Spaß auch auszahlt. Klar, ein paar PS braucht man für dieses Ding, das fast zwei Tonnen wiegt, schon, aber 462?
Da sitze ich jetzt also im M550i und ein fettes Grinsen ziert mein Gesicht. Sämtliche kritischen Fragen lösen sich mit dem ersten Kick-Down in Luft auf, bei der ersten roten Ampel darf dann auch die Launch Control zeigen, was sie kann. Und sie kann’s. Er kann’s. Vier Sekunden auf die Hundert? Glaube ich sofort! Auch in den Kurven pickt die schwere Limousine derartig dynamisch am Asphalt, dass man den Modellnamen fast um die letzten drei Buchstaben beziehungsweise Zahlen kürzen könnte. Also, wozu das Ganze? Weil‘s verdammt geil ist!

Luxus und Sportlichkeit waren selten so dermaßen im Einklang, wie beim M550i. Auf der einen Seite fährst du unaufgeregt durch die Innenstadt, geht’s auf die Landstraße oder den Beschleunigungsstreifen, demonstriert der BMW seine Macht und zieht wie ein reinrassiger Sportwagen davon. Der Klang, den der 4,4-Liter-V8 Motor dabei von sich gibt, erzeugt Gänsehaut. Ein unvernünftiges Ding, dieser BMW 550i. Doch wäre die Welt nicht eine ziemlich langweilige, wenn Konventionen nicht gebrochen, Regeln eingehalten (abgesehen von den Verkehrsregeln, liebe Leser!) und Freude am Fahren nicht ausgelebt werden würde?
Und diejenigen, die dem ganzen Luxus eher skeptisch gegenüberstehen, weil wieso braucht man das alles, denen sei gesagt: Was braucht man denn überhaupt? Selbstverständlich könnte man auch mit einem Yaris 600 Kilometer in den Urlaub fahren, aber das es fein ist, sich im Stau wenigstens eine wohltuende Rückenmassage zu gönnen, während hinten die Sprosse ihrer Pflicht nachgehen und Mami und Papi in den Wahnsinn treiben, kann doch niemand abstreiten. Auch eine Klimaanlage, die sich mit dem, vom 7er übernommenen Display-Schlüssel, schon vorstarten lässt, soll in heutigen Tagen geschätzt sein. Mit dem 5er sind wir gut auf den Klimawandel vorbereitet.
Apropos Klimawandel. Der Verbrauch wird von den Bayern mit 8,9 Litern angegeben, weit über die zehn haben wir es auch nicht geschafft. Bei dem stolzen Motor und meiner ineffizienten Fahrweise (leicht ist es halt nicht, mit 462 PS ökonomisch-bedacht herum zu cruisen) eigentlich ziemlich respektabel. Wer vernünftig fährt – und auch das ist mit dem brachialen 5er möglich – wird den Angaben wohl ziemlich nahekommen.
Am Ende meiner Reise angekommen, der BMW M550i verabschiedet sich nämlich wieder aus der Redaktion, sind sogar Gestensteuerung und autonomes Einparken (das natürlich auch möglich ist, ohne dass mein sein Popscherl gegen dessen Willen von den feinen Ledersitzen losreißen muss) zu mehr, als nur Luxus-Schickschnacks herangereift. Das habe ich spätestens dann gemerkt, als ich im Privatfahrzeug hektisch durch die Luft wedelte um einen Anruf anzunehmen oder darauf wartete, dass sich dieses Ding endlich selbst in die Parklücke zwängt. Auch wenn mich mein treuer Focus verlässlich von A nach B bringt, er tut das nicht mal ansatzweise so entspannend und kultiviert oder, wenn die Stimmung eine andere ist, so rabiat, dynamisch und unvernünftig. Also, wozu das Ganze? Deshalb!

:Infoporn
Hubraum: 4.395 ccm
Leistung: 462 PS
Verbrauch: 8,9 l / 100 km
Drehmoment: 650 Nm
Beschleunigung von 0-100 in: 4,0 Sek.
Spitze: 250 km/h
Leergewicht: 1.885 kg
Preis: 102.500 Euro

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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