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Citroen Ami: Ziemlich smart

Wenn’s nach Citroen geht, ist die individuelle Mobilität von morgen kompromisslos klein, reinelektrisch, keine 50 km/h schnell und sieht vorne wie hinten quasi gleich aus. Ein komplett neuer Ansatz ist der Ami freilich nicht.

Text: Maximilian Barcelli

Immerhin basiert eine ganze Marke auf den Tugenden, die sich der neue Citroen Ami auf die Stirn pickt: der fortwo von smart ist nicht nur kaum größer, sondern mittlerweile ebenfalls reinelektrisch. Und: er ist ein vollwertiges Auto. Also so vollwertig, wie ein Auto mit einer Länge von rund 2,7 Metern eben sein kann. Aber er ist teuer – und zwar so richtig: Ca. 25.000 Euro für ein Fahrzeug, das nur ein minimales Mobilitätsbedürfnis abdeckt, ist ein Luxus, den sich die wenigsten leisten können. Genau hier setzt der Citroen Ami an.

Konzept, Serienfahrzeug – und was das in der Mitte ist, müssen wir wohl nicht erwähnen.

In Frankreich nämlich, dem einzigen Land, in dem der Kleine vorerst angeboten wird (ausgewählte Märkte wie Deutschland, Portugal oder Belgien folgen), kostet er 6.900 Euro, mit Abzug der Umweltboni sogar nur glatte 6.000. Das ist schon ein hochinteressantes Angebot. Leasen kann man den Ami auch, was dann fast noch interessanter ist: Nach einer Anfangszahlung von 2.644 Euro folgt eine monatliche Rate von läppischen 19,99 Euro. Wer sich das neue Huawei Mate Xs samt Handy-Tarif kauft, steigt kaum billiger aus – und hat am Ende des Tages dann zwar ein faltbares Smartphone, von A nach B kommt man damit aber auch nur, wenn man ein Uber bestellt.

Dass quasi der komplette Innenraum aus dem gleichen Kunststoff besteht, drückt den Preis.

Insofern lässt sich die fehlende Klimaanlage (Lüftung gibt’s) genauso leicht verkraften wie der Hartplastik-Friedhof im Innenraum. Außerdem: wer sich an diesen fehlenden Komfort-Features oder dem Spitzentempo von 45 km/h stößt, der hat das Konzept des Citroen Ami schlichtweg nicht begriffen: das Auto, das eigentlich gar kein Auto ist, positioniert sich nicht als Konkurrent von BMW i3, smart fortwo EV oder VW e-up! plus Konsorten. Es ist nicht zum täglichen Pendeln von Baden nach Wien gedacht – wobei das dank der 5,5 kWh großen Batterie, die für 70 Kilometer Reichweite gut ist, schon möglich wäre. Es sind die ganz kurzen Wege, bei denen der Ami einspringt: Schnell mal zum Lebensmittelhändler, am Nachmittag in die City zum Shopping oder einfach nur zum fünf Kilometer entfernten Arzt – der Ami konkurriert nicht mit Autos, sondern mit E-Scootern und dem öffentlichen Verkehr.

Danke einer Länge von 2,41 Meter und einer Höhe von 1,52 Meter erhält der Ami die radikale Würfelform.

Selbstverständlich ist auch das vollelektrische Kurzstreckenmobil keine Neuerfindung von Citroen. Das wissen die Franzosen auch und erwähnten bei der Präsentation des Ami, dass man in einem Auto – Pardon: Fahrzeug – nebeneinander sitzen sollte, zwecks Komfort und soziale Interaktion und so. Im Renault Twizy, quasi dem einzigen Konkurrenten, nehmen Fahrer und „Beifahrer“ hintereinander Platz. Ein kleiner Seitenhieb? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Etwas Farbe entschärft den eigentlich recht kargen Charakter.

So ganz nebeneinander sitzt man im Citroen Ami allerdings auch nicht: der festinstallierte Beifahrersitz (der Fahrersitz ist längenverstellbar) ist ein paar Zentimeter nach hinten versetzt, was der Schulterfreiheit spürbar zu Gute kommt. Überhaupt ist das Raumgefühl im Ami phänomenal! Weil man eben so weit hinten sitzt, wirkt das Fahrzeug deutlich größer, als es eigentlich ist. Grundsätzlich ist das Interieur zwar äußerst spartanisch eingerichtet, ein paar Farbkleckse verleihen ihm immerhin einen etwas verspielten Charakter.

Front und Heck sind kaum zu unterscheiden.

Stichwort „verspielt“: das Exterieur dürfte sicherlich nicht jeden Geschmack treffen. Front und Heck sind kaum zu unterscheiden und da auf die 2,41 Meter Länge eine Höhe von 1,52 Meter kommt, ist der Ami einem Würfel nicht unähnlich. Unsere Meinung: Wo, wenn nicht bei diesem unkonventionellen Mobilitätskonzept, soll es den Designern erlaubt sein, sich richtig auszutoben? Egal, wie man zur Optik des Ami stehen mag, eines kann man ihm nicht absprechen: Persönlichkeit. Diese schärfen zusätzlich die Türen – während die Fahrertür klassisch öffnet, öffnet die Beifahrertür entgegengesetzt – sowie die Seitenfenster, die manuell nach oben geklappt werden können. Kommt dem ein oder anderen Ente-Fahrer wohl bekannt vor.

Die Türen öffnen in verschiedene Richtungen.

Der Citroen Ami kann an der normalen Haushaltssteckdose geladen werden. In rund drei Stunden pumpt man dann wieder 70 Kilometer Reichweite rein. Auch an der Wallbox oder der öffentlichen Ladesäule ist Stromtanken möglich. In Frankreich soll die Auslieferung im Juni starten. Wann und ob der Citroen Ami nach Österreich kommt, ist unklar und hängt vereinfacht gesagt davon ab, wie’s läuft. Apropos: dass der Ami nur 45 km/h läuft, hat freilich nichts mit Akku- oder Reichweitenmanagement zu tun: der Ami ist dadurch vorm Gesetzgeber kein Auto. Das hat zweierlei Vorteile: erstens kann in Österreich jeder, der über einen AM-Führerschein (Moped) verfügt, den Ami bewegen – und einen solchen können schon 15-Jährige besitzen. Und zweitens müssen bestimmte Auflagen wie etwa strengere Sicherheitssysteme nicht erfüllt werden – was den Preis drückt. Aber keine Sorge: Gurte gibt’s.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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