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BMW i3 120 Ah: Ein Verlängerter, bitte!

Der BMW i3 zählt mittlerweile schon zu den alten Hasen im Elektroautobusiness. Immerhin schon sechs lange Jahre lang verrichtet er seinen grünen Dienst und hat währenddessen einige Updates erhalten. Der momentan aktuelle i3 120Ah verlängert die ursprünglich magere Reichweite weiter.

Text: Jakob Stantejsky

Mit 190 Kilometern gaben die Bayern die E-Reichweite ihres Elektro-Erstlings 2013 noch an – und das nach NEFZ-Kriterien. In der Realität konnte man also eher froh sein, wenn man die 150 irgendwie geknackt hatte. Selbst für ein Stadtauto ein schlechter Witz. Seitdem hat sich die Batteriekapazität allerdings von 22 auf 42,2 kWh beinahe verdoppelt und die WLTP-Reichweite steht nun bei rund 300 Kilometern. Ein massiver Fortschritt, der uns zur Frage verleitet: Um wieviel ist der BMW i3 seit seiner Premiere als Auto gewachsen?

In vielen Belangen hat sich gar nicht allzu viel verändert. Das Interieur ist trotz diverser Upgrades immer noch altbekannt futuristisch-luftig und auch von außen erkennt man jeden i3 sofort wieder. Er fährt auch immer noch maximal 150 km/h schnell, außer es steht ein „s“ hintendran. Bei der sportiveren Version sind immerhin 160 Sachen drin. Allein, dass der i3 mittlerweile eine solche „getunte“ Variante im Portfolio hat, zeigt, wie sehr sich das Standing verbessert hat. Vom Experiment zum ernsthaften Alltagsstromer hat er sich gemausert. Und diese Rolle nimmt er auch verdammt ernst. Da macht es absolut Sinn, dass die Höchstgeschwindigkeit eben nicht allzu hoch angesiedelt ist – bei jedem Elektroauto der Reichweitentod schlechthin. Die 170 PS mit ihren 250 Nm Drehmoment propellern unseren Testwagen in 7,3 Sekunden auf 100, womit man von der Ampel weg definitiv zu den flotteren Kandidaten zählt. Und gerade dieser Bereich von 0 bis 80 km/h ist der, in dem der BMW i3 vorrangig funktionieren muss – und das tut er bravourös.

Trotz der dünnen und somit stromsparenden Reifen ist der i3 dem Untergrund fest verhaftet und der tiefliegende Schwerpunkt sorgt gemeinsam mit dem für ein Elektroauto ohnehin niedrigen Gewicht von 1.345 kg zusätzlich für eine vertrauenerweckende Straßenlage. Gerade im Stadtverkehr wähnt man sich aufgrund der angenehmen Ruhe, dem kraftvollen Antritt, den kompakten Ausmaßen und der hohen Sitzposition besonders souverän. Das Cockpit bedarf anfangs einer kurzen Eingewöhnungsphase, doch schon bald wächst einem die extrem geräumige Architektur ans Herz. Besonders der ausufernde Platz in Richtung Windschutzscheibe kann was. Der BMW i3 wirkt optisch unheimlich leicht, was auch im Kopf des Fahrers zu entsprechendem Höheflug führt. Und was dort passiert, ist natürlich entscheidend für das Fahrgefühl.

Während ich also in unserem Test-Elektriker losgelöst vom Rest der schnöden Welt durch den Alltagsverkehr schneide, komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass die Schere bei der Elektromobilität noch sehr weit offen ist. Denn während heutzutage hierzulande kein „schlechtes“ Auto mit Verbrenner zu haben ist, sind die Hersteller bei den E-Fahrzeugen noch nicht auf einem ähnlich gleichmäßigen Niveau. Manche Kandidaten lassen da in der einen oder anderen Disziplin noch eine Menge zu wünschen übrig – sei es Reichweite, Fahrgefühl oder gar das Gesamtpaket.

Über den BMW i3 können wir uns aber in keiner Hinsicht beschweren. Er ist ein Elektroauto mit allem, was das eben so mit sich bringt. Vor- wie Nachteile gilt es zu akzeptieren und dann kommt man unter dem Strich auch flugs zu dem Ergebnis, dass der bayrische Stromer seine Sache ausgesprochen gut macht. Dem 120Ah merkt man seine sechs Jahre lange praxisnahe Evolution deutlich an. Deshalb ist er nicht nur ein verlängerter i3, sondern bringt auch sein eigenes Aroma mit. Und das kann sich riechen lassen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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