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Cupra Ateca: Rowdy mit Hirn und Herz

Rowdy mit Hirn und Herz

Der Cupra Ateca im Test

SUVs haben sich längst als Bestseller etabliert und legen jedes Jahr nur noch mehr in den Verkaufsstatistiken zu. Es gibt auch schon allerhand Power-Kraxler, denn egal wie undynamisch die Karosserie per se ist, PS lassen sich immer reinstopfen. Die treiben allerdings meist ein paar Schuhgrößen weiter oben ihr Unwesen. Der Cupra Ateca ist damit so ziemlich das erste und einzige Performance-SUV in seinem Segment. Ob er für weitere Beiträge schlagkräftige Argumente liefern kann, haben wir getestet.

Text: Jakob Stantejsky
Okay, es gibt da noch den Audi RS Q3. Der ist zwar größentechnisch eng verwandt, aber eine ganze Ecke teurer als der Cupra Ateca und somit nicht direkt im selben Segment anzusiedeln. Doch Mitbewerber oder nicht, was kann er denn, der erste eigenständige Cupra? Leiwand aus der Wäsch‘ schauen auf jeden Fall, das sieht man auf den ersten Blick. Ein bisschen schade finde ich, dass für den Ateca nicht auch das fesche Mattgrau vom Seat Leon Cupra R als Kommunikationsfarbe herausgesprungen ist. Er steht zwar auch sehr gut im Metallic-Schuh, aber die die Kupferakzente gepaart mit dem matten Lack wecken in mir einfach besonders starke Gelüste.

Cupra tobt sich beim Ateca jedenfalls nicht wie ein wildgewordener Tuner aus, sondern setzt gezielt knackige Pointen. So steht er schlussendlich muskulös da, kann sich aber jederzeit auch als elegantes Kompakt-SUV geben. Das gilt auch für den Innenraum, wo Alcantara dominiert und so dem sportlichen Plus auch eine gehobene Note verleiht. Entspanntes Wohlfühlen ist also absolut drin. Bis man voll auf’s Gas latscht.
Denn dann reißen die 300 Pferde an allen vier Rädern und sorgen so für einen schwungvollen Sprint, der auch in der Kurve nicht abreißen muss – trotz der SUV-Bauweise. Denn mit einem ordentlich straffen Fahrwerk hat Cupra alle Weichen für eine klebrige Straßenlage gestellt und lädt so zum Verweilen auf der Bergstraße ein. Man kann ihn schon sehr frech über die Piste jagen, diesen Ateca. Auch die Automatik spielt da fröhlich mit, schaltet so richtig im Ibiza-Style: Zack, zack, zack! Eigentlich ist der Griff zu den Schaltpaddles nie notwendig, aber wir meinen ja doch gerne mal, dass wir es besser wissen als die Maschine. Das Getriebe folgt auch der menschlichen Hand mit gebotener Eile und lässt einen nie lange auf den Wechsel warten – so geht Automatik auch bei einem sportlichen Fahrzeug voll in Ordnung.
Der Cupra Ateca ist jetzt kein Ultra-Tempobolzer auf Steroiden, wie es manch andere Power-SUVs mit ihren 500 und mehr PS sind, doch dafür bleibt er dank seines vergleichsweise geringen Gewichts auch in engen Kurven immer schön auf Zug. Wo man bei den diversen mächtigen Bodybuildern oft das Gefühl hat, dass die Dynamik mehr zum Protzen als zum Genuss da ist, fühlt man sich im Cupra Ateca auch auf der Landstraße pudelwohl, anstatt in ständiger Angst vor den Zentrifugalkräften zu schwitzen. Ja, auch die Performance-Dickschiffe dieser Zeit bieten mittlerweile erstaunliche Kurvenlagen, doch so ganz geheuer sind die dem Instinkt meist doch nicht. Bei unserem feurigen Spanier ist das anders, den der zerrt nicht permanent in Richtung Straßengraben wie ein tollwütiger Bulle.
Leicht zu handeln und doch aggressiv gibt sich der Cupra Ateca, doch per Knopfdruck auf den Comfort-Schalter können auch die Kinder auf den billigen Plätzen bequem mitreisen. Wenn Mama oder Papa dann auch noch so lieb sind, der zarten Versuchung des Bleifußes zu widerstehen, steht einer entspannten Fahrt für alle Insassen nichts mehr im Wege. Er kann immer, muss aber nicht. Denn das Ego des Cupra Atecas definiert sich nicht durch hirnloses Gefetze und Gebollere, sondern durch eine gewisse Überlegenheit in Style und Power. Die lässt sich allerdings leicht haben, wenn man keinen einzigen echten Konkurrenten hat.

Gut möglich jedoch, dass gerade aus dem Mutterhaus namens VW-Konzern schon bald ein würdiger Gegner erwächst. Spätestens dann werden wir wissen, wie gut der Ateca wirklich ist. Einstweilen beurteilen wir ihn mit Vergnügen mit einem dicken, fetten Einser. Nur dass er kein Streber ist, sondern eher ein Rowdy mit Hirn und Herz.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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