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DDR Flucht mit einem Cadillac

Gut versteckt im US-Car in den Westen

Ein Cadillac als Fluchtwagen aus der DDR

Als Elvis seine Zeit bei der Army in Deutschland absaß, kaufte er sich einen BMW 507. Ob er diesen Cadillac damals dagegen eintauschte, ist unwahrscheinlich. Sicher ist aber, dass dieses Coupé und sein Besitzer rund 200 Menschen aus der DDR in den Westen transportierten.

Text: Tizian Ballweber

Von 1961 bis 1970 schleuste Burkhart Veigel fast 650 DDR-Bürger in den Westen. Drei Jahre lang, von 1964 bis 1967, diente ihm dazu ein Cadillac Coupé Deville als Fluchthilfsmittel. Das es gerade ein amerikanisches Fahrzeug war, dass solche Dienste verrichtete, hat mit mehr als nur blanker Ironie zu tun. In anderen Fluchtwagen mussten sich die Leute zwischen Rückstitz und Kofferraum verstecken, um über die Grenze zu kommen. Es gab auch Autos, in denen der Tank ausgebaut und durch einen kleineren Behälter getauscht wurde, um so Platz für Flüchtlinge zu schaffen. Doch beide Methoden wurden von den Grenzwachen bald durchschaut.
Wie auf diesem Bild zu sehen ist, machte sich Veigel das fast zwei Meter lange und 70 Zentimeter breite Armaturenbrett zu eigen. In Bayern wird der Cadillac umgebaut. Das große Röhrenradio weicht einem kleinen Transistorgerätchen, das Handschuhfach wird kleiner gemacht und Stahlplatten sollen das Versteck unfallsicher machen. „Um es zu öffnen, musste die Bodenplatte des Zigarettenanzünders nach unten gedrückt werden, dann schloss sich ein Stromkreis, und das Versteck öffnete sich“, erzählt der heute 75 Jährige Veigel der „Welt„. Die flüchtende Person musste nur die Unterschenkel in den Kotflügerl stecken und natürlich die Hitze des angrenzenden Motors aushalten.
Doch weil die Wahrscheinlichkeit hoch war, mit so einem auffälligen Auto aufzufliegen, wurde der Cadillac nach etwa acht Fahrten umlackiert und auch eine andere Front drangemacht. So wurde aus dem Caddy über die Jahre ein Mercury, ein Dodge und dann ein Buick. Zusätzlich bekamen das Fahrzeug und die verscheidenen Fahrer immer neue Papiere. Über die Jahre werden noch andere Fahrzeuge umgebaut, zum Beispiel ein Austin Healey 3000 und ein Goggomobil. Daneben wirkt der Cadillac geradezu monströs. Das erfolgreichste Fluchtauto der deutsch-deutschen Geschichte wird 1967 an der tschechoslowakischen Grenze aus dem Verkehr gezogen. Informanten hatten Details zum Versteck ausgeplaudert. Der Straßenkreuzer gilt seit damals als verschwunden.
Alles was Burkhart Veigel blieb, ist ein Modellauto jenes Cadillacs, der zahlreichen Menschen ein neues Leben schenkte und ihm ein Bundesverdienstkreuz verschaffte. Selbstlos wie eh und je, widmet er diese Auszeichnung den Fluchthelfern, die verhaftet wurden oder ums Leben kamen.

Tizian Ballweber

Der „Underdog aus dem Ländle“ ist Experte für (prä-)historische Fahrzeuge und alles, was aus den US of A stammt.

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