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Ford Mustang Mach 1: You can’t kill Rock’n’Roll

Von wegen elektrische Revolution und Mobilitätswende. Zwar hat auch Ford mittlerweile die Auffahrt zur Electric Avenue gefunden und will uns mit dem Mach-E weismachen, dass der Mustang ein modernes, zukunftsfähiges Auto ist. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn während die PR-Abteilung lautstarken Elektro-Pop anstimmt, spielen die Petrolheads noch immer Rock’n’Roll und denken nicht im Traum daran, leisere Töne anzuschlagen. Im Gegenteil mischen sie jetzt sogar eine gehörige Portion Heavy Metall in den Soundtrack und krönen deshalb die Mustang-Palette mit dem Mach 1. 

Benannt nach einer Sportversion aus den Siebzigern ersetzt er in den USA gleichzeitig den Bulllit und GT350 und rückt so bei uns an die Spitze des Programms. Das gilt aber nicht nur für Power und Performance, sondern auch für den Preis: Ausschließlich als Coupé angeboten, startet der Mach 1 bei 78.171,68 Euro und liegt damit magere zehn PS, aber stolze 12.500 Euro über dem normalen GT mit seinem 450 PS starken V8. Aber dafür gibt’s zum stärkeren Motor auch noch ein schärferes Design bis hin zu den angedeuteten Zusatzscheinwerfern im schwarzen Kühlergrill, die geschickt an die wilden Siebziger erinnern. Und wer ein scharfes Messer und einen nachsichtigen TÜV-Prüfer hat, der tauscht die Blender ruckzuck gegen zwei LED-Brenner aus und wird so buchstäblich zur hellsten Leuchte am Dragstrip.

Im Mach 1 klettert die Leistung des sündige fünf Liter großen Triebwerks auf 460 PS und die Drehmomentkurve gipfelt erst bei 529 Nm. Während der Motor sein Lied von der Lust an der Leistung durch die vier jeweils knapp zwölf Zentimeter dicken Endrohre mit Klappensteuerung so leidenschaftlich singt wie Bruce Springsteen sein „Born in the USA“ beim Heimspiel im New Yorker Madison Square Garden, beschleunigt das Coupé in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 und verteidigt seinen Stammplatz auf der linken Spur mit bis zu 267 km/h. 

Aber es ist nicht die Autobahn, auf der dieser Mustang seine besonderen Fähigkeiten ausspielt. Sondern mit ihm wechselt man besser auf die Landstraße oder am besten gleich auf die Rennstrecke. Denn Ford hat nicht nur die Aerodynamik optimiert und so 22 Prozent mehr Abtrieb generiert, sondern die Amerikaner haben auch ein neues Fahrwerk mit der elektronisch verstellbaren Magna-Ride-Dämpfung eingebaut und das sechsstufige Tremec-Renngetriebe mit seinen verkürzten Schaltwegen und dem so genannten REV-Matching, das Drehzahlsprünge mit einem feinen Schuss Zwischengas ausgleicht. Natürlich haben auch die Bremsen mehr biss. Und weil der Mach 1 in den USA tatsächlich im Motorsport eingesetzt wird, ist die gesamte Technik auch so solide, dass sie ein paar flotte Runden hält, ohne dass einem die Elektronik mit einem Schutzprogramm den Spaß verdirbt.

Größere Drosselklappen für mehr Luft und eine schnellere Elektronik – das hebt nicht nur die Leistung, sondern vor allem wirkt der Motor viel aufgeweckter und gieriger als zuvor, dreht schneller und höher. Und er reagiert just da elastischer, wo man es am etwa zum Überholen am meisten braucht: Zwischen 80 und 120 km/h – egal ob man da im zweiten, dritten oder vierten Gang ist – man stempelt einfach aufs Gaspedal und, wusch, ist man auch schon vorbei gewischt. 

Plötzlich sind die stolzen 12.500 Euro Aufpreis vergessen. Denn so wird jede Landpartie zum Roadmovie und jeder Ausflug auf die Rennstrecke zur Ford-Setzung eines Le Mans-Rennens – und den Soundtrack dazu komponiert der Fahrer selbst. Nur führt er statt eines Taktstocks einen wunderbar kurzen Schaltknauf, auf dem wie beim Original eine weiße Billardkugel thront. Mit der klackert man das Getriebe durch die Gänge, dass es eine wahre Freude ist, und fährt den Mustang wie im Rausch. Mühelos dreht man die lange Haube in die Kurve und sauber halten die breiten Michelins den Kontakt zum Asphalt. Klar gibt es Sportwagen, die handlicher sind und präziser. Aber mit seinem Magna-Ride-Fahrwerk schlägt sich der Amerikaner mehr als tapfer und je enger und einsamer die Landstraßen werden, desto mehr Spaß hat man bei diesem heißen Ritt. Und desto weniger will man wissen vom ach so coolen aber eben auch hoffnungslos unterkühlten Mustang Mach-E, der die Legende für die Generation E am Leben halten will. 

Natürlich gelten CO2-Grenzwerte auch für Ford und die Luft für Muscle Cars wie den Mustang wird langsam dünner. Doch so, wie der Rock’n’Roll nicht totzukriegen ist, so fährt offenbar auch der Mustang so lange, wie es die Gesetze irgendwie erlauben. Und das ganz sicher nicht mit gebremstem Schaum, sondern mit voller Kraft. Nicht umsonst haben die Kölner zwar das V8-Modell nachgeschärft, den Vierzylinder aber in Europa mittlerweile vom Markt genommen.

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