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Mazda CX-30: Stille Schönheit

Mazda CX-30

Stille Schönheit

In keinem Segment herrscht derzeit so viel Bewegung, wie bei den kompakten Geländewagen. Das hat mittlerweile auch Mazda begriffen und schließt deshalb mit dem neuen CX-30 die Lücken im Programm.

Von Thomas Geiger

Denn wem der CX-3 zu klein und der CX-5 zu groß war, der ging bei Mazda bis dato leer aus. Doch Ende September kommt der CX-30 mit Preisen ab 25.990 Euro, der mit seinen 4,40 Metern genau zwischen dem 4,28 Meter langen CX-3 und dem 4,55 Meter langen CX-5 liegt.
Die technische Basis dafür liefert der um sechs Zentimeter gekürzte Mazda3, von dem der CX-30 neben der Bodengruppe mit ihren 2,66 Metern Radstand und den Motoren auch die Designsprache übernimmt. Auch er ist deshalb betont ruhig gezeichnet und umso liebevoller modelliert, verkneift sich effekthascherische Sicken und Kanten oder knallige Kontrastfarben und setzt dafür umso mehr auf sinnliche Formen.
So stark der CX-30 damit von außen auch aussehen mag, im Innenleben zieht das schöne, cleane Design Probleme mit sich: Ja, die Japaner wollten den Fahrer möglichst wenig ablenken, wollten kein Smartphone auf Rädern und haben sich das Design deshalb nicht von der Digitalisierung diktieren lassen – was an und für sich sehr fein ist. Doch in dem Bemühen um eine schlichte Schönheit mögen die Konsolen und Schalterleisten vielleicht gelungen sein, doch die Instrumente mit zwei analogen und einer animierten Skala wirken doch recht altbacken und der Bildschirm ist etwas zu klein und reagiert obendrein nicht auf die Fingerspitzen.
Dass der CX-30 auch funktional nicht alle Erwartungen erfüllt, liegt vor allem an der Rückbank. Die bietet zwar den Fondpassagieren etwas mehr Platz als im Dreier, weil man die Füße besser unter den höher montierten Vordersitz bekommt und weil das Dach etwas angehoben wurde. Doch kann man sie weder verschieben, noch in der Neigung verstellen. Außerdem ist sie nur zwei-, statt dreigeteilt und so ganz eben ist der Ladeboden nach dem Umklappen auch nicht. Immerhin fasst der Kofferraum 430 Liter und lässt sich auf bis zu 1.406 Liter erweitern.
Wie Ausstattung und Ambiente kennt man auch den Antrieb vom Mazda3: So startet der CX-30 mit einem zwei Liter großen Benziner und einem 1,8-Liter-Diesel, die verglichen mit der potenten Konkurrenz zwar ein bisschen schmalbrüstig scheinen, dafür auf Zwangsbeatmung verzichten. Der Otto-Motor kommt auf 122 und der Selbstzünder auf 116 PS.
Damit immerhin bis zu 186 km/h drin, allerdings klingt der Diesel bei der ersten Ausfahrt ein wenig angestrengt und lässt sich beim Anfahren mit seinen 270 Nm ordentlich bitten. Deshalb dauert es im Zusammenspiel mit der Automatik auch fast 13 Sekunden, bis er Tempo 100 erreicht. Der Verbrauch liegt in der Norm bei fünf Liter.
Während die Motoren also Geschmackssache sind, ist das Fahrgefühl nahezu konkurrenzlos: Auch im CX-30 fühlt man sich etwas mehr vom Auto vereinnahmt und integriert als bei anderen Herstellern, man hat eine bessere Kontrolle und mehr Lust auf eine kurvige Landstraße. Jinba Ittai – die Einheit von Ross und Reiter – mag zwar eine abgedroschene Marketing-Floskel von Mazda sein, aber irgendwie ist der CX-30 eben doch mehr Fahrerauto als es ein Hyundai Kona oder ein Kia Stonic je sein werden.
Und was den mangelnden Elan der Motoren angeht, ist Abhilfe schon in Sicht: Zum Jahreswechsel kommt ein Skyactiv-X genannter Benziner mit 180 PS. Der macht den CX-30 nicht nur zum ersten SUV mit einem selbstzündenden Benziner und verspricht so eine neue Effizienz und noch mehr Elan für den Otto-Motor. Vor allem sollten mit dem dann auch deutlich mehr als die aktuell maximal 183 km/h drin sein. Und der so genannte Diesotto ist nicht die einzige Einzigartigkeit. Als einer der wenigen seiner Art wird der CX-30 auch mit Allradantrieb angeboten. Wenn schon spät dran, dann wenigstens mit einem kompletten Portfolio!
Spät dran sind die Japaner aber nicht nur mit Blick auf die Konkurrenz, sondern auch im Mazda-Portfolio hat sich der CX-30 überholen lassen – und zwar von den eigenen Kollegen in China. Denn die haben mit ihrem lokalen Joint-Venture-Partner schon vor Jahresfrist ein Coupé namens CX-4 lanciert und so dem Neuling den Namen gestohlen. Nur, falls Sie sich so wie wir uns gefragt haben, wie es zu dem Namen gekommen ist.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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