Mercedes-AMG GT Viertürer: Panamera-Killer

Panamera-Killer

Der Mercedes-AMG GT Viertürer

Der Nachbarschaftsstreit auf der Überholspur geht in die nächste Runde und der Ton zwischen Affalterbach und Zuffenhausen wird ein wenig rauer. Denn nachdem AMG dem Porsche 911 mit dem GT schon ordentlich auf die Pelle gerückt ist, legt die schnelle Eingreiftruppe von Mercedes jetzt noch einmal nach und nimmt mit einem viertürigen GT den Panamera ins Visier. Zugleich emanzipiert sich AMG damit weiter vom Mutterhaus und wird anders als die M GmbH von BMW und vor allem der Audi-Ableger Sport zu einem zunehmend eigenständigen Hersteller, der mit weit über 100.000 Zulassungen im Jahr zudem eine erkleckliche Größe erreicht.

Von Thomas Geiger
So 100 Prozent eigenständig ist der neue Viertürer zwar nicht. Sondern die Plattform dafür liefert die Mercedes E-Klasse und in der Portfolioplanung nimmt er die Stelle des glücklosen CLS Shooting Brake ein. Doch es gibt kein einziges erkenntliches Karosseriebauteil, das die beiden Modelle gemeinsam nutzen. Viel mehr erinnert das viertürige Coupé mit langer Haube und breitem Heck tatsächlich an den originalen GT und stempelt den Panamera zu einem plumpen Pummel. So gut der Gran Turismo aus Zuffenhausen auch fahren mag: Optisch wirkt er viel schwerer und behäbiger als sein neuer Konkurrent aus Affalterbach. „Das neue AMG GT 4-Türer Coupé ist der ultimative viertürige Sportwagen und der perfekte Repräsentant von Performance Luxury“, sagt Designchef Gorden Wagener: „Er verkörpert mit atemberaubenden Proportionen und einem puristischen, flächenbetonten Design mit sinnlichen Formen eine Symbiose aus Emotion und Intelligenz. Es ist hot und cool zugleich.“
Und dabei macht auch AMG kaum Kompromisse bei der Alltagstauglichkeit: Der knapp fünf Meter lange GT bietet tatsächlich bequem Platz für vier Erwachsene und kann zur Not auch als Fünfsitzer bestellt werden, unter die elektrische Heckklappe passt alternativ zu den üblichen Golfbags auch das Gepäck für einen Kurzurlaub und selbst die Rückbank kann man umlegen. Dazu gibt es ein Interieur, das AMG wirkungsvoll vom CLS & Co. abgerückt hat. Zwar kennt man das digitale Display hinter dem griffigen Sportlenkrad bereits. Doch zumindest die Spielwiese auf dem schier endlos breiten Mitteltunnel hat AMG neu gestaltet und ihr dabei einen sehr sportlichen Anstrich gegeben.
Das ist auch gut so. Schließlich sieht der GT nicht nur aus wie ein Sportwagen, sondern soll auch so fahren. Dafür stehen in erster Linie zwei Varianten des bekannten AMG-Achtzylinders mit vier Litern Hubraum: Er leistet im GT 63S 4Matic 639 PS und reißt mit bis zu 900 Nm an allen vier Rädern. Das reicht für einen Sprintwert von 3,2 Sekunden und ein Spitzentempo von 315 km/h. Den gleichen Motor gibt es auch ohne S, der mit 585 PS und 800 Nm, 3,4 Sekunden und 310 km/h kaum schlechter dasteht.
Doch weil AMG mit dem Viertürer einen breiteren Kundenkreis ansprechen will, gibt es den Wagen anders als den zweitürigen GT auch in einer etwas abgespeckten Variante mit dem neuen Reihensechszylinder im GT 53. Der hat zwar nur drei Liter Hubraum, 435 PS und 520 Nm, ist aber technisch das interessantere Triebwerk. Denn erstens stopft ein elektrischer Zusatzverdichter das Turboloch. Und zweitens ist er der erste Hybrid aus Affalterbach und nutzt den 48-Volt-Startergenerator mit seinen 22 PS und 250 Nm als Booster und zum Spritsparen. Das Ergebnis sind auf der einen Seite ein Sprintwert von 4,5 Sekunden und ein Spitzentempo von 285 km/h und auf der anderen Seite ein Normverbrauch von 9,1 Litern. Doch zumindest in diesem Punkt muss der AMG GT dem Panamera den Vortritt lassen. Denn während die Mercedes-Tochter schon froh und dankbar ist, dass sie einen Mild-Hybrid anbieten kann, gibt es den Porsche bereits mit zwei Plug-In-Varianten. Aber so eifrig, wie sie von Affalterbach nach Zuffenhausen schielen, ist auch der GT mit Steckdosenanschluss nur eine Frage der Zeit. Die nötige Erfahrung dafür ist dem SLS eCell sicher vorhanden.

Die mobile Version verlassen