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Mercedes V-Klasse Airmatic: Auf Wolken gebettet

Von wegen schnödes Nutzfahrzeug: Seit Jahren müht sich Mercedes um den Ruhm seines großen Transporters und sortiert den Raumkreuzer nicht zuletzt durch die Nomenklatur in die Pkw-Flotte: Denn so gewöhnlich ein Vito klingen mag, so vornehm fühlt man sich in der V-Klasse. Damit das mehr ist als Phonetik und Philosophie, legt Mercedes jetzt noch einmal nach und bietet für den wichtigsten Widersacher des VW Bus erstmals in diesem Segment rundherum eine Luftfederung an. Sie soll die verwöhnte Kundschaft noch in diesem Jahr wie auf Wolken betten und die Raumfahrt für einen Aufpreis von rund 2.000 Euro komfortabler machen.

Von Thomas Geiger

Zwar macht schon die bislang angebotene Stahlfeder einen guten Job. Doch weil so ein großer Kasten wie die V-Klasse naturgemäß nicht ganz so steif ist wie eine Limousine, erst recht nicht mit seinen riesigen Schiebetüren, fährt der Raumkreuzer auf schlechten Landstraßen bisweilen ein bisschen rumpelig und es knarzt unschön im Gebälk.

Dem wollen die Schwaben jetzt mit luftgefüllten Gummibälgen an allen vier Rädern entgegenwirken. Als Airmatic ist diese Technik bei den Pkw mit Stern zwar ein alter Hut, doch bei Vans wie der V-Klasse gibt es das noch nirgends, prahlen die Entwickler und schicken den Prototypen wenige Wochen vor der Markteinführung auf Schlagloch-Suche rund um Stuttgart.

Und die gibt es dort zu Hauf. Denn auch im Ländle sind die Kassen klamm und man muss nur ein paar Kilometer ins Umland fahren, schon wird der Asphalt löchrig wie eine Designer-Jeans und die Fahrbahn so knittrig wie das Betttuch nach einer wilden Nacht. Doch in der V-Klasse fühlt man sich wie in einem Werbespot der Landesregierung und die Nebenstrecke erscheint einem wie eine frisch geteerte Autobahn.

Vor allem hinten auf den Loungesesseln mit Beinauflage, Fußstütze und Rückenmassage fährt man wie in Watte gepackt und fragt sich, warum manche Leute auch auf der Kurzstrecke noch freiwillig in den Flieger steigen: Weich schwingt die V-Klasse über die Bodenwellen und bügelt Frostaufbrüche oder Querfugen weg, als wären sie nur Schmutz auf der Sonnenbrille.

Dabei ist der Komfortgewinn für die Hinterbänkler nur die halbe Miete. Schließlich gab es eine Luftfederung im Fond auch schon früher. Doch seit Mercedes jetzt beide Achsen bestückt, profitiert auch der Fahrer von der Luftnummer. Denn mit der neuen Federung ändert sich auch das Lenkgefühl, man bekommt mehr Kontrolle über den großen Kasten und die V-Klasse wirkt etwas präziser, wenn man damit flotter um die Kurven fegt. Natürlich wird auch mit der Luftfeder aus dem Koloss kein Kleinwagen und seine Domäne bleibt die Langstrecke. Doch so ein bisschen Fahrfreude und Folgsamkeit können ja nicht schaden.

Außerdem spürt man als Fahrer eher die unterschiedliche Trimmlage. Denn die Airmatic gleicht nicht nur das Gewichts durchs Gepäck aus, so dass die V-Klasse selbst voll bepackt nicht mehr den Hintern hängen lässt. Sondern die Elektronik senkt die Fuhre jenseits von Tempo 110 automatisch auch um einen Zentimeter ab. Das drückt den cw-Wert und mit ihm den Verbrauch und erhöht zugleich die Stabilität: Vor allem auf der Autobahn wirkt das Space Shuttle deshalb souveräner und solider, wenn man mit Vollgas auf der linken Spur unterwegs ist: Ein bisschen mehr S-Klasse und wieder etwas weniger Sprinter eben.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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