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Opel Corsa-e: Supersaubermann

Die Stadt steht unter Strom. Denn nachdem zuletzt vor allem die Premiumhersteller im Rennen mit Tesla ihre überfrachteten Langstrecken-Stromer auf den Weg gebracht haben, erobert der Elektroantrieb in der zweiten Welle jetzt so langsam die City und halbwegs bezahlbare Kleinwagen mit einigermaßen vernünftigen Reichweiten sollen die urbane Lebensqualität verbessern und den Herstellern den Leidensdruck ihrer drohenden CO2-Strafen mildern. Darauf hoffen sie auch bei Opel und schicken deshalb den elektrischen Corsa ins Rennen. Der kostet zwar mit 29.900 Euro noch immer mehr als doppelt so viel wie das Basismodell, ist aber im Dunstkreis von Honda e und Mini Cooper SE fast noch ein Schnäppchen.

Von Thomas Geiger

Und er macht seine Sache mindestens genauso gut: Eine E-Maschine mit 100 kW und 260 Nm machen ihn zusammen mit einer präzisen Lenkung, einem nochmal deutlich niedrigeren Schwerpunkt und einem strammen aber komfortablen Fahrwerk zum Go-Kart im Großstadtdschungel, das einem in Kurven ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert und selbst rote Ampeln zu einer Freude macht. Schließlich werden die auch irgendwann wieder Grün und geben einem so die Chance für einen kleinen Zwischenspurt. Und wenn man in 2,8 Sekunden von 0 auf 50 km/h sprintet, hellt das die Stimmung ungemein auf. Auch die 8,1 Sekunden bis Tempo 100 gehen in Ordnung und auf der Stadtumfahrung oder der Landstraße hält der Corsa-e so tapfer mit. Nur auf der Autobahn lässt der Elan merklich nach und mit Rücksicht auf die Reichweite drehen die Rüsselsheimer dem Motor bei 150 Sachen den Saft ab.

Aber wer mit der Energie geizt, der hat da ohnehin längst aus dem Sport- in den Normal- oder gar Eco-Modus geschaltet. Dann sinkt zwar die Leistung und mit ihr der Fahrspaß, und es werden sogar ein paar Komfortverbraucher wie die Heizung zurückgefahren. Doch dafür spart der Corsa Strom und kommt so entsprechend weiter.  Den Erfolg dieser Maßnahmen verfolgt man live auf dem Energie-Diagramm im großen Touchscreen neben dem Cockpit oder man schielt auf den Reichweiten-Rechner, den Opel in den nun komplett digitalen Instrumenten integriert hat.

Doch egal wie oft man zwischen den einzelnen Fahrmodi wechselt, kann der Corsa-e eines nicht bieten: Das für viele E-Autos mittlerweile übliche One-Pedal-Feeling. Denn auch mit maximaler Rekuperationsleistung und leerem Akku ist die Energierückgewinnung so schwach, dass man zum Bremsen das Pedal wechseln und mechanisch verzögern muss.

Konsequent für den urbanen Raum und einen halbwegs sozialverträglichen Preis ausgelegt, begnügt sich der Corsa-e mit einem vergleichsweise kleinen Akku. Der hat eine Kapazität von 50 kWh, ermöglicht eine Normreichweite von 337 WLTP-Kilometern und garantiert auch im Alltag solide 200 Kilometer.

Wenn danach geladen wird, zieht der Opel den Strom im Serienmodell über einen einphasigen 7,4 kW-Lader, nur gegen Aufpreis Varianten wird über drei Phasen mit 11 kW geladen. Das hilft, wenn die Zeit knapp ist. Denn so lädt sich der Corsa an einer 100 kW-Säule die ersten 80 Prozent in einer halben Stunde runter.

Und damit dabei niemand den Anschluss verliert, legen die Hessen für rund 720 Euro einen Koffer mit allen Kabeln und Steckern ins Auto, die man auf der Electric Avenue so brauchen kann. Dumm nur, dass dann der ohnehin schon um 40 auf 267 Liter geschrumpfte Stauraum dann noch einmal etwas knapper wird – aber ein paar Opfer muss man auf dem Weg in eine grüne Zukunft schon bringen.

In Rüsselsheim sind sie davon überzeigt, dass viele Kunden mittlerweile dazu bereit sind und laden den Blitz entsprechend auf: Nicht umsonst steht der Corsa an der Spitze einer ganzen Flotte elektrischen oder elektrifizierten Flotte, die Opel in den nächsten Jahren ausrollen will. Und wer glaubt, das seien nur Lippenbekenntnisse, den schicken die Hessen zum Beweis nach Kaiserslautern. Denn um die erhoffte Nachfrage zu decken, bauen sie dort gerade ihre erste eigene Batteriefabrik auf.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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