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Weil 600 PS in einer „Familienkutsche“ einfach nicht reichen: ABT nimmt sich den Audi RS 6 Avant zur Brust und graduiert ihn zum RS6-R.
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Text: Maximilian Barcelli
740 PS. Das sind 20 Pferde mehr als im McLaren 720S oder Ferrari F8 Tributo. Und exakt so viele PS leistet der V12-Saugmotor im Lamborghini Aventador S. Mit 740 PS ist man also mitten im Supersportwagen-Segment angekommen. Kombis in dieser Leistungsklasse? Fehlanzeige.
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Ausnahmen bestätigen die Regel. Und eine solche ist der RS6-R der Tuningschmiede ABT. Der basiert ursprünglich auf den Audi RS 6 Avant, die Grundlage ist also ohnehin schon eine sehr pompöse: Aus vier Litern Hubraum verteilt auf acht Zylinder, die zwei Turbolader unter Druck setzen, werden satte 600 PS und 800 Nm geschöpft. Dank Allrad sprintet der RS 6 so in nur 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
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Mehr geht immer, wie ABT mit Nachdruck unter Beweis stellt. Fettere Turbolader, optimierter Ladeluftkühler, eine neue Software – und schon galoppieren statt der „zivilen“ 600 PS unfassbare 740 Pferde nach vorn. Ein Leistungszuwachs von 140 PS! Auch das Drehmoment kletterte um 120 Nm auf 920 Nm.
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Das marschiert dann freilich brachial. Für eine Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 unter drei Sekunden, was dann wirklich absolutes Supersportwagenniveau wäre, reicht’s grad nicht. Aber 3,2 Sekunden? Untermotorisiert ist das nicht. Optional lässt sich das Spitzentempo auf 320 km/h hochschrauben. Da muss Porsche schon die ganz argen Elfer rausholen, sprich GT2 RS, GT 3 oder Turbo, um da mithalten zu können.
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Dass dieser Kombi das Potential hat, reinrassigen Sportwagen die Hölle heiß zu machen, jedenfalls querdynamisch, stellt er auch extrovertiert zur Schau. Das Design eines Serien-RS 6 ist scharf. Das Design des RS6-R ist jenseits von Gut und Böse. Und geizt nicht mit Carbon(-optik).
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Frontlippe? Carbon. Flicks und Blades? Carbon. Seitenschweller und -spiegel? Carbon. Heckdiffusor? Eh schon wissen. Einen solchen vermisst man beim Serien-RS 6 übrigens gänzlich. Beim ABT RS6-R hingegen trennt dieser die vierflutige ABT-Auspuffanlage voneinander.
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Im Innenraum geht’s übrigens nicht weniger kohlenstofffasrig zu: Sitzblenden, Lenkrad – auch hier gibt’s Carbon im Überfluss. Außerdem zieren das Interieur auch einige „1 of 125“-Schriftzüge. So viele Stück vom ABT RS6-R werden nämlich gebaut. Der Einstiegspreis beträgt 205.900 Euro in Deutschland, also ohne Nova.
Und wer jetzt auf den Power-Kombi-Geschmack gekommen ist:
Hier geht’s zum Audi RS 6 Avant-Test.
Ausgearteter als der ABT RS6-R ist dieser Nissan Juke mit 700 PS.