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BMW X2 und iX2: Post-Pubertär

Er war der Agent Provocateur unter den kompakten SUV und voll pubertärem Übermut. Denn als BMW vor sieben Jahren den ersten X2 gebracht hat, steckte in dem SUV-Coupé viel von jener frechen Finesse, die den großen Bruder X6 vor 15 Jahren zum Wegbereiter einer neuen Gattung gemacht hat. Doch auch wenn die Designer auf der schiefen Bahn geblieben sind, ist die neu Auflage der Pubertät entwachsen und macht sich bereit fürs echte Leben. 

Fotos: Hersteller

Wenn die zweite Generation im März zu Preisen ab 46.219,60 Euro in den Handel kommt, wird der X2 deshalb nicht nur größer und damit praktischer, sondern der einstige Rebell sieht vor allem seriöser aus, und nachdem nun auch ein Elektroantrieb Einzug hält, wird er sogar politisch korrekt. Damit brüskiert BMW vor allem die süddeutsche Konkurrenz. Denn der vom Aussterben bedrohte Audi Q2 wirkt dagegen genauso langweilig wie das Mercedes-Doppel aus GLA und EQA. Einzig der iX2 muss deshalb Konkurrenz in Form elektrischer Newcomer wie des Zeekr X oder des Smart #1 oder #3 fürchten, während die Versionen mit Verbrenner nahezu unbehelligt durch die Kompaktklasse fahren. 

Beim Generationswechsel streckt sich der X2 um fast 20 Zentimeter auf 4,56 Meter und tritt entsprechend souverän auf. Vor allem aber sorgt das neue Format innen zusammen mit mehr Radstand und Spurweite für einen spürbaren Raumgewinn vor allem für die Hinterbänkler und ein bisschen mehr Platz unter der großen Heckklappe. So fasst der Kofferraum nun je nach Modell- und Motorvariante 560 bis 1.470 Liter. Vor allem aber macht der X2 nun hinter dem Lenkrad den nächsten Schritt zur Digitalisierung und bekommt wie sein braver Bruder X1 das gebogene Flatscreen-Cockpit mit dem neuesten Stand des Bedien- und Betriebssystems sowie der schwebenden Mittelkonsole, auf der eine kleine Wippe den bisherigen Getriebewählhebel ersetzt. Freude am Fahren muss da künftig dann wohl anders aufkommen. 

BMW X2 M35i xDrive

Aber keine Sorge, das wird schon. Schließlich steht in der Startaufstellung im kommenden Frühjahr für ganz und gar unbescheidene 67.360,50 Euro der X2 M35i, dessen zwei Liter großer Turbo mit 300 PS, 400 Nm, einem Sprintwert von 5,4 Sekunden und 250 km/h Spitze, kernigem Sound und knackigem Fahrwerk das S in SUV unterstreicht. Am anderen Ende rangieren für den Einstiegspreis von 46.219,60 Euro der frontgetriebene X2 20i mit 170 PS und für 49.256,20 Euro ein 18d mit 150 PS sowie dazwischen der 20d mit Allrad und 163 PS.

Genau wie beim X1 und anders als bei Audi, wo es in dieser Klasse gar kein E-Auto gibt, oder wie bei Mercedes, wo der EQA ein wenig auf Distanz zum GLA geht, bietet BMW den X2 auch mit Batterien statt Benzintank an. Dann mindestens 47.400 Euro teuer und in der Preisliste als iX2eDrive20 ausgewiesen, stehen 204 PS im Fahrzeugschein und der Akku von 66,5 kWh ermöglicht eine Reichweite von bestenfalls 478 WLTP-Kilometern. Das elektrische Topmodell ist der iX2 xDrive30 um mindestens 57.408 Euro mit Allradantrieb und 313 PS, der mit dem gleichen Akku maximal 449 Kilometer schafft. 

BMW X2 M35i xDrive

So seriös und ausgreift der Topstromer mit einem Sprintwert von 5,6 Sekunden und einem Spitzentempo von ziemlich konkurrenzlosen 180 km/h auch fährt und so tief er etwa in der Routenführung oder im Bedienkonzept verankert ist, was bei einer Mischplattform nicht selbstverständlich ist, so schwach performt der iX2 an der Ladesäule: Serienmäßig 11 und gegen Aufpreis 22 kW an der Wallbox gehen voll in Ordnung, aber 130 kW am Schnellader sind mittlerweile nicht mal mehr gehobener Durchschnitt.

BMW iX2 xDrive 30

Zwar macht BMW am Stecker bald den nächsten Sprung, lädt bei 5er und 7er schon mit über 200 kW und will mit der neuen Klasse noch einmal deutlich höher hinaus. Aber der iX2 muss da noch ein wenig zurück stecken. Denn nur weil die Pubertät offenbar vorbei ist, darf er sich nicht gleich mit den Altvorderen messen.

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