Der Lexus UX richtet sich an eine ganz gesonderte Zielgruppe – und Familien gehören nicht dazu. Auch, wenn man das bei den Außenmaßen vermuten könnte.
Text: Maximilian Barcelli
Immerhin ist der UX fast 4,5 Meter lang. Damit ist der Japaner länger als ein Hyundai Tucson und nur wenig kürzer als ein Peugeot 308 SW oder VW Golf Variant. Allesamt verfügen über familientaugliche Platzverhältnisse – das tut der UX nicht. Und sie verfügen über eine familienfreundliche Preisgestaltung – auch das tut der UX nicht. Was aber okay ist.
Denn Lexus‘ Kompakt-SUV will ja gar nicht der prüde Lastesel für Papa sein, dessen oberste Aufgabe Funktionalität ist. Der UX will der junge, extrovertierte Begleiter des Sohnemanns sein, der keine vier große Reisekoffer, sondern höchstens vier Kisten Bier laden muss. Das geht sich beim UX aus, geradeso, ein bisserl Bizeps ist ob der hohen Ladekante aber gefragt.
Wessen Lifestyle aber mit den 283 Litern Kofferraumvolumen kompatibel ist, der bekommt mit dem UX ein hochwertiges, exotisches City-SUV mit abgespacter Optik. Polarisieren können sie halt bei Toyota und der luxuriösen Schwester Lexus, man denke nur an C-HR oder Supra. Auch der UX steht eben genannten Exemplaren in Sachen Design in nichts nach.
Harte Kanten und Sicken zieren sich übers gesamte Blech, der Diabolo-Kühlergrill ist riesig, seine Form wird am Heck noch einmal aufgegriffen. Die Farbe ist wenig dezent. Ganz allgemein: Ruhig geht anders. Und sicherlich findet die Optik auch nicht bei jedermann Gefallen. Was man den Japanern aber nicht vorwerfen kann, ist Feigheit und Langeweile. Wenn etwas Mainstream an diesem Fahrzeug ist, dann höchstens das Leuchtenband hinten.
An diesen Grundsatz hält sich auch das Interieur. Einen Touchscreen gibt’s nicht, der große, fesch ins Innenraum-Design integrierte Bildschirm wird via Touchpad am Mitteltunnel bedient. Das funktioniert anfangs nur bedingt gut, nach einer Eingewöhnungsphase flutscht’s dann aber. Ansonsten hält das Interieur, was der Preis verspricht: Hochwertige Materialien wurden generös eingesetzt, die Verarbeitung ist tadellos. Cooles Detail: Das Zusammenspiel der digitalen Armaturen mit dem analogen Metallring, der sich auch verschieben lässt und dabei von den Animationen am Bildschirm begleitet wird.
Weil wir eben den Preis erwähnt haben: Der startet bei rund 37.000 Euro. Unser Testwagen war mit der F Sport-Linie ausgestattet sowie dem E-four-Antrieb. Dabei wird die Hinterachse von einem 7 PS starken E-Motörchen angetrieben, was den UX 250h irgendwie zu einem Allradler macht. Aber halt nur irgendwie. Das hat zwei Nachteile. Erstens schrumpft der Kofferraum von 320 auf eben 283 Liter. Zweitens kostet so ein Lexus UX 250h F Sport E-four mindestens 48.690 Euro. Günstig ist die Angelegenheit also nicht. Wobei: Welches Lifestyle-Automobil (Beispiel Mini) ist schon günstig.
Zugutehalten muss man dem Japaner zusätzlich, dass nicht nur Innenraum, sondern auch Fahrverhalten den Preis relativieren. Der UX ist äußerst komfortabel abgestimmt. Die Lenkung ist präzise, aber nicht zu direkt. Und der Motor (2-Liter-Vierzylinder plus E-Maschine, Systemleistung: 184 PS) schiebt angemessen an und ist gleichzeitig verbrauchsarm – zumindest im urbanen Gefielde. Das vom CVT-Getriebe verursachte Aufheulen des Motors konnte man dem UX zwar noch nicht abtrainieren, doch die stufenlose Automatik wird von Mal zu Mal besser. Mag aber auch sein, dass wir uns einfach daran gewöhnt haben.