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VW Golf Variant – drei neue Versionen

VW bringt drei neue Golf Variant-Versionen

Volkswagen erschwert beim Golf Variant die Qual der Wahl. Ab sofort ist der Wolfsburger Kombi als starker R, schottertauglicher Alltrack und langstreckenfanatischer GTD erhältlich.

Text: Rainer Behounek
Málaga. Spanien. Sonne. Strand. Meer. Lebenslust. Ehrlich? Für mich ist das nichts. Spanien mein ich, Lebenslust finde ich schon recht klasse. Beim Drüberfliegen siehst du, dass alle Bäume ausgerissen und neu gepflanzt wurden. In perfektem Muster. Was hat denn vorher nicht gepasst? „Hey, sieh dir die Bäume an. Wie peinlich, stehen gar nicht in einer Flucht. Komm, die reiß ma gach aus“. Nein, Spanien ist nicht meins. Ist andererseits auch gemein, denn die Städte, die Frauen, das Essen und die Frauen sind atemberaubend. Barcelona zum Beispiel. Madrid. Oder Málaga ganz im Süden. Das warme Málaga mit dem steinigen Hinterland und der kargen Vegetation präsentiert sich diesmal als herrliche Bühne für drei Neue im VW-Konzern. Diesmal geht es um Raum und darum, wie er noch spaßiger verpackt werden kann. Kombis sind Europas Lieblinge. Wir lieben Kombis. Warum auch nicht? Sie sind praktisch und bekommen immer stylischere Außenformen verpasst. Der VW Golf Variant zeigt da recht schnell, was Sache ist. Unaufgeregtes Design, hoch intuitive Bedienelemente und durchdachter, nicht unnötig verbauter Platz.

VW Golf R Variant

Kombi. 2,0-Liter Turbobenziner. 300 PS. 380 Nm. Allrad (Haldex-Kupplung). Bumm, da geht die Post ab sag ich Ihnen. Hängt spitzenmäßig am Gas, spurt äußerst stabil, lenkt prima und bremst noch primarer. Laut Prospekt ist der VW Golf R Variant der stärkste Golf Kombi aller Zeiten. Im selben Prospekt steht auch ein Durchschnittsverbrauch von sieben Litern. Das eine glaub ich denen aufs Wort, beim anderen tu ich mir schon schwerer. Der macht richtig Laune, weil damit jeder schnell sein kann. Da zwickt nichts. Im Race-Modus werden Lenkung, Motor-Ansprechverhalten und Sound sogar noch mehr geschärft. Die Stabilitätskontrolle verfügt über zwei Stufen: Stufe eins: Die elektronischen Fesseln werden etwas gelockert und man kann so tun als ob man’s könnte. Stufe zwei: Komplett weg, keine Regeleingriffe, da muss man dann wissen, was man tut. Wobei auch hier wieder: Top Allrad. Launch Control gibt es auch, damit Mutti mal so richtig schaut. Race-Modus, linker Fuß auf Bremse, rechter Fuß Gaspedal to the metal und Fuß von der Bremse. Niiiiiiii, Niiiiiiii und die 100 sind in 5,1 Sekunden erreicht. 250 ist das gezügelte Maximum. Der junge Techniker neben mir meint: „Ohne Riegel sind 270 drin“. 270. In einem Serien-Golf. Der Spaß ist allerdings nicht billig. Satte 50.180 Euro sind für den R Variant fällig. DSG, Allrad, Sportsitze, 18-Zöller, Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht inklusive. Fein ist das Soundsystem „Dynaudio Exicte“. Kostenpunkt 678,75 Euro, die sich auszahlen.

VW Golf Alltrack

Der Wanderrucksack. 20 Millimeter höhere Bodenfreiheit, Allradantrieb dank Haldex-Kupplung, Offroad-Fahrprogramm. Beplankungen an allen Seiten. Der Alltrack schaut gut aus, spielt mit verschiedenen Materialien und erinnert in der roten Farbe ans Schweizer Taschenmesser. Was mir besonders gefällt: der angebotene Motoren-Mix. Neben 184 PS aus einem 2,0-Liter Diesel, 150 PS aus demselben und bald 180 PS aus einem 1,8-Liter TSI steht auch ein 1,6 TDI-Liter Diesel zur Verfügung. Sympathisch, dass es den robust wirkenden Alltrack auch mit einem Vernunft-Murl gibt. Durch die 20 Millimeter mehr Luft untenrum wächst die Bodenfreiheit auf 175 Millimeter an, zum Vergleich: Zwischen Straße und R Variant passen nur 126 Millimeter. Zugegeben, der Rampenwinkel von 13,1 Grad und der Überhangwinkel von 15,2 Grad vorne und 13,3 Grad hinten sind jetzt nicht unbedingt auf Defender-Niveau, das war auch nie beabsichtigt. Der Alltrack gibt einem vielmehr das Gefühl, nirgendswo deplatziert zu sein. Wer fährt denn heut schon einfach so in die Pampa? Macht ja keiner. Am Wochenende raus in den Wald, auf den Berg ja. Und dafür ist er perfekt. Die 110 PS startet ab 32.190 Euro. Die Topversion mit 184 PS bei 37.570 Euro.

VW Golf GTD Variant

Warum ich mir den GTD nehmen soll, wenn es denselben Motor im Alltrack auch mit Allrad gibt? Nun, die 2,0-Liter TDI mit 184 PS sind wahlweise an ein Sechsgang-Doppelkupplungs- oder Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt, die Wahl hab ich beim Alltrack nicht, dort gibt es nur DSG. Die Bodenfreiheit ist mit 131 Millimeter normal und näher an der Straße, was für ausgeglichenere Fahreigenschaften sorgt. Und den GTD gibt es nur mit Frontantrieb. Ein normaler Golf-Kombi mit spaßigem Motor also. Null auf 100 vergehen in 7,9 Sekunden. Und das Preisschild ist mit 33.480 Euro etwas kleiner. 4,4 Liter mit dem Schalter steht im Prospekt. Leben wir noch zwei Liter drauf sind wir noch immer in hoch akzeptablen Sphären wenn man bedenkt, dass da fast 200 PS unter der Haube werken.

Meine persönliche Wahl…

…fällt auf den Alltrack. Mir will der R zu viel. Er schaut gut aus und fährt sich spitze aber das Rotzen aus dem Auspuff und die vier Endrohre sind für meinen Geschmack etwas dick aufgetragen. Der Alltrack ist da ehrlicher (Natürlich ist der Unterfahrschutz nur Show). Zu wissen, dass es auch mal etwas rauer werden kann, ohne gleich die Nerven und die Frontpartie wegschmeißen zu müssen ist beruhigend.

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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