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BMW 2er Coupé: Nach alter Väter Sitte

Gewaltige SUV, protzige Limousinen, konventionelle Kompakte, skurrile Studien und über allem der Deckmantel der Nachhaltigkeit – unter dem Diktat der CO2-Grenzwerte, dem Kostenvorteil möglichst vieler Gleichteile und den Lockungen des Luxusmarktes hat BMW zuletzt viele seiner Kernwerte geopfert. Denn auch wenn X5 & Co besser fahren als die meisten anderen SUV, der 7er vor allem in Asien gut ankommt und 1er oder 2er mit Frontantrieb tatsächlich etwas mehr Platz bieten, ist das Hohelied der Fahrfreude ein wenig leiser geworden in letzter Zeit. Doch jetzt besinnen sich die Bayern noch einmal auf die Kernwerte im BMW-Kosmos und polieren den Heiligen Gral noch einmal auf: Denn im Januar bringen sie zu Preisen ab 39.700 Euro das 2er Coupé zurück und bedienen sich dafür eben nicht aus dem Frontantriebsbaukasten, aus dem sie Einser und Zweier montieren. Sondern als Ableger des 3er bringt das Coupé den Heckantrieb zurück in die Kompaktklasse und erinnert nicht von ungefähr an den legendären 2002, dem BMW den Ruf als Dynamiker unter den deutschen Nobelherstellern zu verdanken hat.

Mit dem Wechsel der Plattform einher geht aber nicht nur die Rückbesinnung auf die Kerntugenden, sondern auch eine neue Präsenz, schließlich sind nicht nur der Radstand um fünf Zentimeter und die Länge gar um zehn Zentimeter gewachsen, sondern auch die Spurweite hat zugelegt: Vorne wächst sie um fünf und hinten um drei Zentimeter. Nur eines haben die Bayern dankenswerter Weise nicht übernommen: Anders als der 4er hat der 2er keine krankhaft überzeichnete Riesen-Niere, sondern er schaut schlank und rank in den Rückspiegel des Vordermanns.

BMW M240i

„Wir feiern das Comeback der Fahrmaschine“, freut sich Jos van As und die erste Ausfahrt gibt dem obersten Fahrdynamikern unter den BMW-Entwicklern recht: Mit quietschenden Reifen, dem ungestümen Elan eines pubertierenden Teenagers und der Kraft seines zwei Liter großen Vierzylinders streunt er lustvoll über einsame Landstraßen, als wäre der Ernst des Lebens nur eine ferne Drohung.

BMW M240i

Wo schon 3er und 4er der Maßstab für Fahrspaß in ihrer Klasse sind, wirkt der 2er noch eine Nummer agiler und aggressiver. Das Auto ist nicht einfach ein kleiner 4er, sondern es ist kondensierte und damit konzentrierte Fahrfreude: Mit seinen gut 4,54 Metern rund 30 Zentimeter kürzer als ein 4er und obendrein noch ein paar Zentner leichter, ist er der Straße noch enger verbunden, lenkt vor Kurven leichter ein und beschleunigt danach noch besser wieder heraus. Präzise, aufgeweckt, agil und dabei trotzdem so gelassen, dass der Fahrer bei allem Engagement noch immer entspannt bleibt. Und dafür muss man das Coupé nicht erst in den Grenzbereich führen. Sondern selbst bei 60, 70 Sachen im dritten, vierten Gang liegt er besser in der Hand als seine Namensvetter auf der Frontantriebsplattform, reagiert feinfühliger auf Lenkung, Gas und Fahrbahn und wirkt auf den Fahrer wie ein Schluck Espresso am Morgen. Dazu ein ausgefuchstes Fahrwerk mit hubabhängigen Dämpfern, vergrößertem Sturz und eine Aerodynamik mit reichlich Abtrieb – und plötzlich ist der Weg wieder das Ziel. 

Damit erst gar keine Zweifel an der Mission des in Mexiko gebauten Zweitürers aufkommen, steigt BMW schon zur Markteinführung weit oben ein und kommt gleich mit einem M240i mit traditionellem Reihensechszylinder. Zwar gibt der 374 PS starke Drei-Liter seine Kraft nicht allein an die Hinterräder ab, doch ist sein xDrive nicht als Spaßbremse ausgelegt und nur auf Traktion bedacht. Sondern wer sich durch die verschiedenen Fahrprofile toggelt, der erlebt auch den Allradler als feurigen Tänzer mit einer äußerst agilen Kehrseite. Und dass der M240i auf der Geraden zum Schrecken der Schnellfahrer taugt, versteht sich von selbst: Mit einem Sprintwert von 4,5 Sekunden und mühelosen 250 km/h Spitze wird er zum rebellierenden Teenager, der den alten Säcken auf der linken Spur mal zeigt, wo der Hammer hängt.Weil BMW bei aller Leidenschaft aber nicht ganz frei von Absatzplanung und Stückzahldruck bleibt und der M240i schließlich stolze 56.000 Euro (D) kostet, füttern die Bayern von unten nach. So gibt es zum Start auch einen 220i und einen 220d mit jeweils 184 PS und wenig später einen 230i, der es auf 245 PS bringen wird. 

Zwar ist das Coupé schon jetzt das agilste Auto der erweiterten Kompaktklasse und treibt die Mundwinkel näher an die Ohren als es selbst die getunten Modelle der Konkurrenz können. Doch wollen es die Bayern dabei nicht belassen: Denn auch bei der M GmbH wärmen sie schon die Stimmbänder vor und singen sich für das Hohelied der Fahrfreude ein: Spätestens Ende nächsten Jahres gibt es das Coupé deshalb auch wieder als M2.

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