Von wegen ewiger Zweikampf. Klar schielen sie bei BMW in München gerne nach Stuttgart und schauen nach der Konkurrenz. Doch nicht immer heißt der Rivale Mercedes. Zumindest nicht, wenn die M GmbH involviert ist. Denn von Garching aus gilt das Interesse eher Zuffenhausen als Sindelfingen und man misst die Kräfte mit Porsche. Das gilt mehr denn je, wenn BMW jetzt den M8 von der Leine lässt.
Von Thomas Geiger
Nachdem schon das Serienmodell gleichermaßen auf Luxusliner wie das Coupé der Mercedes S-Klasse und Sportwagen wie den 911 zielt, verschieben die Bayerischen Scharfmacher den Maßstab jetzt noch ein bisschen weiter auf die sportliche Seite und schicken die Besserverdiener zum Bodybuilding. Sportlich sind allerdings auch die Tarife, die BMW für seinen ersten halbwegs ernsthaften Sportwagen aufruft. Weil es den M8 bei uns nur als noch schärferen aber auch noch teureren „Competition“ geben wird, schlägt das Coupé mit 168.000 und das Cabrio mit 176.000 Euro (Deutschland) zu Buche. Und selbst wenn das ein paar Wochen später lieferbare Gran Coupé etwa günstiger wird und womöglich sogar ohne „Competition“-Paket kommt, dürfte unter 150.000 Euro kaum etwas zu holen sein.
Für heißes Blut und einen hohen Puls sorgt aber der 4,4 Liter große V8-Twinturbo, der auch im M5 zum Einsatz kommt. Er leistet schon im Grundmodell 600 PS und 750 Nm und lockt in der Top-Version gar mit 625 PS. Außerdem gibt es für den Competition eigene Motorlager, die für eine noch steifere Anbindung und einen besseren Kraftschluss sorgen, falls sich so ein Luxusliner tatsächlich mal auf die Rennstrecke verirrt.
Die Fahrleistungen sind entsprechend atemberaubend. Denn obwohl der Achter auch in der M-Version eine Luxuslounge aus Lack und Leder bleibt, beschleunigt er wie ein puristischer Spitzensportler: Das Coupé hat die 100 nach 3,2 Sekunden hinter sich gelassen, das Cabrio schafft das in 3,3 Sekunden und Schluss ist nur formal bei 250 Sachen. Mit dem M Drivers Package bekommt der Achter Auslauf bis 305 km/h und fährt so vielen Sportwagen locker und lässig davon.
Wie der Motor stammt auch der Rest des Antriebs aus dem M5. Das gilt für die rasend schnelle Achtgangautomatik mit den individuell regulierbaren Schaltzeiten genauso wie für den Allradantrieb, mit dem man ziemlich stufenlos zwischen Sicherheit und Spaß spielen kann. Denn im Standard-Setup fährt der M8 damit wie auf Schienen, wird im Sport-Modus ein bisschen agiler und leichter auf der Hinterachse und mit abgehängter Vorderachse zu einer Heckschleuder alter Schule, versprechen die Ingenieure. Obwohl runde fünf Meter lang und gute zwei Tonnen schwer, ist der M8 deshalb leicht auf Linie zu halten: Er verbeißt sich förmlich in die Kurven, verzögert davor mit dem Biss einer wütenden Bulldogge und beschleunigt danach mit der explosiven Energie eines Dobermanns, den man angesichts eines Einbrechers von der Leine gelassen hat. Wenn es einen Beleg dafür braucht, dass BMW die sprichwörtliche Freude am Fahren noch nicht verlernt hat, dann ist es der M8.
Garniert wird das Ganze mit einem Design, das nur so vor Kraft strotzt. Schon der normale Achter ist mit seiner endlos langen Haube, den lasziv ausgestellten Hüften und dem verführerisch breiten Hintern eine Provokation für die vornehme PS-Elite. Doch nach dem Bodybuilding in Garching wird der Zweitürer zum ausgestreckten Mittelfinger, der sich nur noch der Form halber in Samt und Seide hüllt. Dass sie dabei so kräftig auf den Putz hauen und sich so weit von der Serie entfernen, mag auch dem Frust geschuldet sein, den sie bei der M GmbH nach wie vor schieben. Denn so nahe der M8 an Porsche & Co herankommt, so leidenschaftlich man ihn fahren kann, so lustvoll er klingt und so lasziv er auch gezeichnet sein mag, ist er eben nach wie vor ein Ableger aus der Serie und anderes als der AMG GT oder der Audi R8 kein eigenständiger Sportwagen. Von einer Ikone wie dem Porsche 911 ganz zu schweigen.