Vetten, dass…?
Die Corvette ZR1 ist enthüllt!
Wenn einem europäische Sportwagen zu gediegen sind, dann wandert der suchende Blick meist über den großen Teich in die USA, wo Autos oft noch ein Bisschen näher an der Urgewalt sind. Damit will ich nicht sagen, dass unsere Boliden weniger stark, scharf oder geil wären – aber roher, das sind die Amerikaner irgendwie doch. Und mit der Corvette ZR1 schlägt nun der Oberrohling zurück.
Text: Jakob Stantejsky
Autokenner wissen, dass besonders die Chevrolet Corvette eine besondere Leidenschaft fürs Grölen, Spotzen und Röhren hat. Nicht viele andere Fahrzeuge können ihr in Punkto Lärmfreudigkeit das Wasser reichen. In der neuen ZR1 erreicht das Hörspiel mit Sicherheit ganz neue Höhen, schließlich wird der 6,2 Liter-V8 namens LT4 aus der Z06 nocheinmal überarbeitet und mutiert zum LT5: Nun noch zusätzlich kompressoraufgeladen spuckt das Aggregat 755 Pferdestärken und irre 969 Newtonmeter Drehmoment aus, die das 1598 Kilo-Leichgewicht auf über 340 km/h schleudern – somit wird die Corvette ZR1 die schnellste Vette aller Zeiten. Wenn jedoch das mittelmotorgetriebene Nachfolgermodell 2018 kommt, dann bringen die Amerikaner diesen Rekord sicher bald wieder zum Einstürzen.
Falls euch am Namen der ZR1 etwas komisch vorkommt, liegt ihr übrigens nicht einmal falsch. Denn die bisherigen Brutalovarianten der Corvette liefen unter dem Decknamen ZR-1, der Bindestrich ist in dieser Generation also verschwunden. Schaut auch knackiger aus, so ganz ohne Sonderzeichen. Tippt sich auch angenehmer, gut für mich!
Doch nicht nur die inneren Werte der Corvette haben sich weiterentwickelt, auch äußerlich erkennt man die ZR1 deutlich. So sind an der Front sowohl der Spoiler als auch einige Lufteinlässe neu, so ein Monstermotor will ja schließlich gekühlt sein (13-fach!). Die Haube und der fette Heckspoiler sind ganz aus Karbon, denn was wäre ein Sportwagen heutzutage ohne eine ordentliche Portion Kohlefaser? Die Vette schaut aber nicht nur schnittig aus, sondern erzeugt auch einen Anpressdruck von über 430 Kilogramm, wenn man den verstellbaren Spoiler bestellt. Die serienmäßige Highspeed-Variante liefert etwas weniger Anpressdruck, aber immer noch 60 Prozent mehr als die Corvette Z06. Ebenso entscheiden kann man sich zwischen Rührerei und Faulheit, denn es stehen sowohl eine Siebenganghandschaltung als auch eine Achtgangautomatik zur Wahl.
Das knallige Orange ist übrigens auch neu und hört auf den Namen Sebring Orange. Auf Wunsch geht es auch im Interieur sehr edel zu, mit beheizten und belüfteten Sitzen, Bose-Anlage und Datenaufnahmetool. Sowieso an Bord mit dabei ist reichlich Nappaleder, Alcantara und Karbon. Preislich dürfte die Corvette ZR1 in den USA wahrscheinlich bei über 100.000 Dollar beginnen, was im Vergleich zu europäischen Supersportwagen dieser Kategorie eben immer noch ein echtes Schnäppchen ist. Ach ja, als Cabrio wird es das gute Stück ebenfalls geben, wer also von der Urgewalt vollkommen aufgesogen werden will, ist herzlich willkommen.