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Hyundai i10: Zwerg ohne Angst

Stadtflitzer stehen zunehmend unter Spannung. Ganz wörtlich, denn gerade bei Kleinstwagen gewinnt der Elektromotor derzeit massiv an Popularität. Passt auch perfekt zur urbanen Fortbewegung. Wie schlägt sich also ein ganz traditioneller Verbrenner im Miniformat, jetzt wo man sich schön langsam an die E-Flitzer gewöhnt hat? Der Hyundai i10 scheut den Vergleich nicht.

Generell tritt der koreanische Winzling so auf, als würde er sich vor kaum etwas fürchten. Muss er auch nicht, denn Hyundai hat den i10 in der dritten Generation völlig entknubbelt und jegliche Niedlichkeit durch Coolness ersetzt. Deshalb schaut er jetzt nicht mehr neugierig drein und lädt zum kuscheln ein, sondern bedenkt seine Umgebung mit einem fast schon grimmigen Blick und das Heck macht auf massiv und muskulös. Alles immer noch im Kleinstwagenformat, versteht sich. Aber er will mehr sein als nur so ein praktisches Fortbewegungsmittel, Style wird ab sofort ganz groß geschrieben.

Deshalb ist er auch innerlich fein herausgeputzt. Quer durch das Cockpit zieht sich eine teils gemusterte Zierleiste in weiß, die das Interieur angenehm auflockert. Der Infotainmentbildschirm ist zwar kein Ultrawidescreen, aber durchaus state of the art, und an Tasten wird fleißig gespart. Einzig das Lenkrad bekommt Knöpfe spendiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Ist nicht jedermanns Geschmack, aber praktisch zu bedienen. Auch die Sitze sind hübsch hergerichtet und gehen so deutlich über das Notwendige hinaus. Klein bedeutet eben nicht zwangsläufig Minimalismus. Wobei wir hier natürlich von der Level 4-Ausstattung sprechen, über der nur noch die N-Line zu finden ist. Und ohne Hartplastik kommt der i10 trotzdem nicht aus. Luxusvehikel ist er auch ob seiner Stylerwedung immer noch keines, das sollte aber auch jedem klar sein. Kleinstauto ist und bleibt eben Kleinstauto, hier ist leistbare Mobilität das oberste Gebot.

Kommen wir nun also zu ebenjener. Unser Testwagen kommt mit einem 1,2 Liter-Benziner mit immerhin 84 PS daher. Doch seine wahre Güte liegt nicht in seiner Leistung, sondern in der Zylinderanzahl. Denn anstatt von einem grölenden Dreitöpfer belästigt zu werden, brummt der Hyundai i10 eher sonor und erwachsen dahin. Extremsport darf man sich dabei nicht von ihm erwarten. 12,6 Sekunden von null auf hundert sind alles andere als adrenalininduzierend und die Fünfgangschaltung ist zwar schön leichtgängig, aber dann auch wieder so sehr, dass man sich eher wie Jamie Oliver beim Risottorühren fühlt als wie Travis Pastrana beim Driften. Unterm Strich: Passt eh alles, aber aufregend geht anders.

Das hier präsentierte stylische Gesamtpaket bekommt der Kleinstwagenfahrer von Welt um 17.390 Euro. Da ist dann wirklich schon quasi alles mit an Bord, was man auch nur entfernt in so einem Zwerg brauchen kann. Und zur Frage, ob der Hyundai i10 als Verbrenner in einem zunehmend elektrischen Segment bestehen kann: Gerade preislich knöpft er der E-Konkurrenz nicht nur Nasenlängen, sondern ganze Kilometer ab. Und das ist bei Einstiegsmodellen wie dem i10 verdammt wichtig. Deshalb: Ja, der Benziner hat auch heute noch eine Existenzberechtigung im Stadtverkehr. Auch wenn wir uns auch den i10 sehr gut mit Elektromotor vorstellen können. Dann wäre er aber zumindest preislich kein Zwerg mehr. Und summa summarum macht der kleine Hyundai überzeugend deutlich, dass er vor niemandem Angst haben muss. Weder vor futuristischen Elektrikern, noch vor großen Brüdern. Denn er ist schon ziemlich erwachsen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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