Dinge, die einfacher von der Hand gehen, als den Haken beim neuen Mazda3 zu finden: Durch die Zeit reisen, alle Kriege dieser Erde beenden oder Red Bull Salzburg in die Champions League führen. Jap, so gut ist der Kompakte aus Japan.
Text: Maximilian Barcelli
Die Golfklasse gehört sicherlich zu den fadesten überhaupt – und das nicht nur, weil der Golf in diesem Segment hausiert. Doch der Kompaktwagen-Kunde will nun mal genau solche Fahrzeuge: Unauffällig, solide, schwarz, weiß oder grau. Auf einer Länge von rund 4,3, 4,4 Metern lassen sich außerdem nicht so viele Designelemente unterbringen, die das Auto optisch individualisieren. Was ein totaler Nonsens ist, wie der neue Mazda3 beweist.
Zugegeben, Mercedes A-Klasse mit ihrem volldigitalen Widescreen-Cockpit oder der 1er BMW mit (noch) längseingebauten Motoren und Heckantrieb sind auch keine Langweiler. Jedoch sind sie wohl nur bei den Abmessungen kompakt, der Preis ist schon eher Mittelklasse. Klar, dürfen sie ja auch, es sind immerhin Premiumfahrzeuge – doch sitzt man einmal auf den bequemen Ledersitzen im Mazda3 und dirigiert sich mit dem herrlich anzugreifenden Drehregler durchs schön designte und pfeilschnelle Infotainment, könnte man glauben, dass auch der Japaner ein Premiummodell ist. Aber nur so lange, bis man aufs Preisblatt blickt.
Wobei auf dem ersten Blick ein Einstiegspreis von 23.990 Euro ziemlich frech wirkt. Der VW Golf startet bei rund 17.000, Peugeot 308 und Ford Focus bei etwa 20.000. Im Golf-Konfigurator dann die Auflösung: Für die 17.000 Eier gibt’s erstens nur den Zweitürer und zweitens lediglich 85 PS – im Mazda sind es 122! Heben wir den VW Golf motorisch aufs selbe Level, sind wir schon überm Mazda-Preis. Selbiges geschieht auch bei Focus und 308.
Zu allem Überfluss schickt Mazda den 3 dann noch mit einer richtig fetten Serienausstattung auf die Straße: Digitale Instrumente, Head-up-Display, City-Notbremsassistent, LED-Scheinwerfer, Halogen-Tagfahrlicht, Fernlichtassistent, blablabla. Viel zum Konfigurieren bleibt da nicht mehr: Die einzig andere Ausstattungslinie Comfort-Plus überzeugt mit einer Rückfahrkamera zusammen mit der serienmäßigen, akustischen Einparkhilfe, 18 anstelle von 16-Zöllern und schlüssellosem Zugang. Dann können zusätzlich noch ein fescher Lack, schöne Fußmatten oder beleuchtete Einstiegsleisten geordert werden, aber viel muss (und kann) nicht mehr angekreuzt werden. Größte Investition ist wohl das empfehlenswerte Premium-Paket für 1.500 Euro, dass nicht nur für die tolle Lederbestuhlung sorgt, sondern auch Style- und Sound-Paket impliziert.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Weit über 30.000 Euro kommt man nicht hinaus – insofern man sich Selbstzünder und Automatik erspart. Aber vor allem auf letzteres sollte man unbedingt verzichten.
Denn das Schaltgetriebe ist kurz und knackig, die Gänge zu sortieren bereitet große Freude. Das schmale Leder-Volant fühlt sich hochwertig an, die Lenkung selbst ist präzise. Wie ein Maßanzug schmiegt sich der Mazda um einen herum, irgendwie passt einfach alles. Klar ist der Motor mit seinen 122 PS kein Garant für sagenhaften Vortrieb. Und ganz ungewohnt, weil ohne Turbo: Man muss den Vierzylinder schon richtig drehen. Doch das stört weniger, sondern macht Spaß! Das Fahrwerk ist sportiv, aber nicht sinnlos hart abgestimmt. Sicher ist man im Mazda3 nicht besonders schnell unterwegs. Aber es ist trotzdem herrlich, den Wagen ans Limit zu treiben, wo er sich schön kontrollieren lässt – und das ist eigentlich viel mehr Wert, als eine Rundenzeit.
Übrigens, Haken haben wir zwar tatsächlich keinen gefunden, ein paar Kompromisse, die (teilweise) aufgrund der konsequenten Optik eingegangen werden müssen, aber schon: So sind die hinteren Seitenfenster recht weit oben positioniert, worüber die Kiddies nicht sehr erfreut sein werden, das Kofferraumvolumen liegt mit 334 Litern etwas unter dem Durchschnitt und die C-Säule beeinträchtigt die Übersicht. Letzteres ist aber halb so dramatisch, denn der Ausparkassistent RCTA, der via Radar Querverkehr erkennt, hilft aus. Und zwar serienmäßig. Eh klar.