Für bemannte Raumfahrten eignet sich der Mercedes C 220 d trotz spacigem Interieur und Mehrfachsternsystem am Kühlergrill zwar nicht. Über 1.000 Kilometer gehen sich aber ohne einen einzigen Tankstellen-Aufenthalt gut aus.
Er ist groß und er ist hell. So groß, dass eine Umrundung mit einem Flugzeug mehrere Jahrzehnte dauern würde. Und so hell, dass er mit freiem Auge hervorragend sichtbar ist – trotz seiner Entfernung von gut 7.568.584.378.064.641 Kilometern: Rigel, der blaue Riese im Orion. Das freie Auge gibt allerdings nicht alles Preis, und wenn die Nacht noch so klar ist. Rigel hat nämlich so viel Masse, dass seine Gravitation drei weitere Sterne, teils immer noch größer als die Sonne, an sich bindet. Was der Astronom von Welt dann Mehrfachsternsystem nennt.
Fescher Kühlergrill der neuen C-Klasse
Ein solches System gibt es jetzt auch bei der neuen Generation der Mercedes C-Klasse. Der Zentralstern dort bindet allerdings nicht nur drei, sondern 240 Sterne an sich (ja, wir haben nachgezählt). Und wie bei Rigel muss man ein wenig genauer hinschauen, um diese zu erkennen. Gut, Teleskop braucht man keines. Aber beim flüchtigen Blick fallen die 240 kleinen Sterne am Kühlergrill fast nicht auf. Ein wirklich fesches Detail, das die AMG Line (knapp über 6.000 Euro Aufpreis) unter anderem mit sich bringt. Weitere Ingredienzien dieser: Größere Bremsscheiben an der Vorderachse, Ambientebeleuchtung und ein Sportlenkrad.
Mercedes C-Klasse Innenraum
Im Innenraum der neuen C-Klasse geht es genauso abgespacet weiter. Ein (optionaler) 11,9-Zoll-Touchscreen dominiert das Design. Er ist, wie bei der neuen Mercedes S-Klasse, vertikal ausgerichtet und bildet eine fließende Einheit mit dem Mitteltunnel. Knöpfe gibt es kaum mehr, auf einer schmalen Leiste sind Warnblinker, Fahrmodi- und Lautstärke-Regler untergebracht. Wobei auch der Großteil dieser Leiste als Touchfläche auftritt. Weitere Touchflächen findet man am Lenkrad – und zwar leider dort, wo man beim Lenken, was ja irgendwie doch noch die hauptsächliche Funktion eines Lenkrades sein sollte, schon mal versehentlich ankommt.
Man kann das Bedienkonzept nervig und wenig intuitiv finden. Oder halt: cool und futuristisch. Je nach Geschmack. Immerhin: Ob der schieren Größe des Screens, verdrückt man sich recht selten. Außerdem ist die Menüführung logisch aufgebaut und wenn man mal doch was nicht findet: Mit „Hey Mercedes“ wird die meist hervorragend funktionierende Sprachsteuerung aus dem Schlaf geweckt. Auch, wenn die Orientierung an der S-Klasse klar ersichtlich ist, sorgt die Linienführung im Innenraum doch für eine etwas andere Atmosphäre. Weniger gediegen, mehr sportlich. Erreicht wird das etwa damit, dass der Touchscreen ziemlich stark dem Fahrer zugeneigt ist. Wo der beste Platz ist – vorne links oder hinten rechts – braucht man sich hier nicht zu fragen.
Nur noch Vierzylinder in der C-Klasse
Das untemauern auch die Fahreindrücke – selbst im Mercedes C 220 d. Die fetten Powerdomes auf der Motorhaube sagen: Achtzylinder. Das Badge am Heck klärt auf: Vierzylinder-Diesel. Oder auch: Das Maximum an Töpfen, die in der neuen Generation der C-Klasse werkeln werden. Größere Motoren halten in der Mittelklasse aus Stuttgart nicht mehr Einzug. Und ganz ehrlich: braucht es auch nicht. Zumindest abseits der AMG-Versionen, deren USP ja schon auch dieser – im besten Sinne des Wortes – räudige V8 war.
Mercedes C 220 d: Goldener-Mitte-Diesel sorgt für Fahrspaß
Zurück zur zivilen C-Klasse, konkret unserem Mercedes C 220 d. Unter den Powerdomes werkelt ein zwei Liter großer und via Turbolader und 48-Volt-Bordnetz (20 Zusatz-PS) befeuerter Selbstzünder. Er bringt es auf 200 PS und 440 Nm, mit der elektrischen Unterstützung sind es in der Theorie 220 PS und 640 Nm. Kein Wunder also, dass der Mercedes C 220 d so gut von unten heraus geht und in weiterer Folge auch gut nach vorne marschiert. Landstraßentempo ist in 7,3 Sekunden geknackt, das Spitzentempo bei 245 km/h erreicht. Vor allem aber ist der Motor fast schon reihensechszylindrig kultiviert. Und freilich sehr genügsam: Sechs Liter hat er sich bei uns gegönnt. Offiziell angegeben werden 4,9 bis 5,6 Liter pro 100 Kilometer, die Fünf vor dem Komma ist mit minimaler Zurückhaltung easy zu erreichen. Nur haben wir uns halt nicht allzu sehr zurückgehalten.
Wäre ja auch schade drum, weil auch als C 220 d bewegt sich die Mercedes-Limousine sehr dynamisch. Was einerseits am verbauten Sportfahrwerk (nicht unbequem, aber doch straff) liegt. Und anderseits an der grundsätzlichen Fahrzeugkonstruktion: Wie es sich gehört ist der Motor längs eingebaut. Und wie es sich gehört ist die angetriebene Achse die hintere. Zusammen mit der herrlichen Lenkung ist der Mercedes C 220 d so nicht nur der großartige Langstrecken-Begleiter, den man ohnehin erwartet. Sondern auch ein überraschend großer Spaßmacher auf der Landstraße. Fahrerorientiert ist hier nicht nur das Cockpit.
Parkassistent in der neuen Mercedes C-Klasse
Punkteabzug gibt es noch für den Parkassistenten. „Verwandeln Sie Stress vor engeren Parklücken in souveräne Gelassenheit,“ sagt Mercedes über diesen. Was aber daran stressfrei sein soll, wenn man in eine enge Parklücke rein will und der Benz wie in einem Notlaufprogramm herumzickt, weil ihm das alles zu knapp ist, wissen wir auch nicht.
Mercedes C-Klasse Preise
Aber gut, mit zu sensiblen Assistenzsystemen hat nicht nur Mercedes zu kämpfen, siehe Peugeot 3008 Hybrid. Außerdem ist der Ärger eh schnell verflogen. Nämlich spätestens beim nächsten Volltanken, wenn dann die Reichweite auf den digitalen Armaturen mit deutlich über 1.000 Kilometern angegeben wird. Der Einstiegspreis für die neue C-Klasse Limousine liegt bei 49.290 Euro (C 180), für unseren alles andere als vollausgestatteten Mercedes C 220 d werden knapp über 60.000 Euro fällig. Sämtliche Motorisierungen sind an eine 9-Gang-Automatik gekoppelt.