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Peugeot 3008 Hybrid: Beta-Männchen im Löwenrudel

Facelift für das Auto des Jahres 2017: Der Peugeot 3008 Hybrid 4 punktet mit massig Leistung, feschem Design – und einem nervigen Assistenzsystem.

Die Front eines weißen Peugeot 3008 Hybrid auf einem Parkdeck.

Wien, 2er Linie. 18 Uhr im Winter. Rein von den Lichtverhältnissen also: tiefste Nacht. Die Ampel vorm Volkstheater wird rot, die Fußgänger bekommen grün und ich steige auf die Bremse, weil ich nicht blind bin. Problem: Der Peugeot 3008 Hybrid weiß das offensichtlich nicht – und wird nervös. So nervös, dass das Assistenzsystem „Night Vision“ glaubt, eingreifen zu müssen. Also schickt „Night Vision“ ein Livebild von dem, was vor mir passiert, aufs Instrumenten-Display. Aber nicht ohne die friedlichst über den Zebrastreifen marschierenden Fußgänger in Orange und Rot zu markieren. Als würde ich in einem Kampffighter-Jet (Copyright: Frank Stronach) sitzen. Und natürlich piepst auch alles ganz wild.

Das Heck eines weißen Peugeot 3008 Hybrid auf einem Parkdeck.

Peugeot 3008 Hybrid Assistenzsysteme: Fluch oder Fluch?

Dass ein Assistenzsystem weniger assistiert, dafür um so mehr nervt, ist nichts außergewöhnliches. Der Peugeot 3008 Hybrid ist da in erlauchter Gesellschaft mit, naja, so ziemlich allen anderen Autos. Teils sogar solche, die um ein Vielfaches teurer sind. Weshalb das jetzt auch nicht als scharfe Kritik zu verstehen ist (wenngleich wir Night Vision auch nicht empfehlen, weil: 1.200 Euro netto Mehrkosten). Wir können dem Ganzen sogar etwas Positives abgewinnen: Deaktiviert man das Assistenzsystem, so bleibt dieses deaktiviert. Auch beim folgenden Fahrstart. Weihnachtswunsch an die Hersteller fürs nächste Jahr: bitte alle so handhaben.

Auto des Jahres 2017

Jetzt wo nix mehr piepst und keine Fußgänger zum Abschuss freigegeben werden, können wir uns endlich dem Auto widmen. Der Peugeot 3008 der zweiten Generation kam 2016 auf den Markt – und überzeugte auf Anhieb. Im November 2021 lief das millionste Modell vom Band in Sochaux, trotz Corona, trotz Halbleiter. Mit einem schönen Äußeren, einem guten Fahrverhalten und dem vermutlich spektakulärsten Interieur der Branche kämpfte er sich sogar zum Auto des Jahres 2017 hoch. Aber 2017 ist halt auch schon lange her. Weshalb er 2020 ein ordentliches Facelift spendiert bekommen hat.

Ein fahrender Peugeot 3008 Hybrid in Weiß.

Peugeot 3008 Hybrid Facelift

Das sieht man ihm auch an. Besonders vorne: Der Kühlergrill ist jetzt rahmenlos und verschmilzt optisch so ein bisschen mit der Karosserie. Grundsätzlich ist die Front cleaner geworden. Auch, weil der Nebelscheinwerfer verschwunden ist. Ersetzt wird dieser vom „Foggy Mode“, der bei Aktivierung der Nebelschlussleuchten die Intensität und Reichweite der Scheinwerfer anpasst. Hinten sind die Leuchten feiner gezeichnet, die ganz großen Unterschiede zum Vor-Facelift-Peugeot 3008 Hybrid gibt’s aber nicht.

Die linken Heckleuchten des Peugeot 3008 Hybrids.

Peugeot Innenraum: Schwächen

Am Trumpf-Ass des Kompakt-SUVs, dem stylischen Innenraum, ging man genauso behutsam vor: Einziges, auffälliges Unterscheidungsmerkmal ist der auf zehn Zoll gewachsene Touchscreen. Außerdem ist er nicht mehr trapezförmig, sondern rechteckig. Ein bisserl mehr Mut zur Veränderung wäre aber nicht schlecht gewesen: Das Infotainmentsystem ist zwar graphisch noch voll okay, reagiert aber etwas träge. Und auch die Heckkamera ist irgendwo in der Sony Ericsson-Ära mit ihren drei Megapixel maximal hängengeblieben. Aber: Sie macht ihren Job. Und ist serienmäßig mit an Bord, was auch keine Selbstverständlichkeit ist.

Peugeot Innenraum: Stärken

Während die inneren Werten nicht vollends überzeugen, glänzen die äußeren Werte. Bei der höchsten Ausstattungsline GT-Pack etwa gibt’s viel Alcantara und die Sitze sind serienmäßig mit Stoff und Kunstleder überzogen. Nappaleder würde es optional geben, aber ganz ehrlich: An der Wertigkeit der Materialien gibt es auch so nichts zu beanstanden. Cool in Szene gesetzt wird das Interieur mit blauem Ambientelicht, das selbst das Panorama-Schiebedach beleuchtet. Toll ist auch die Verarbeitung etwa der feschen und praktischen Klaviertasten an der Mittelkonsole.

Kurzwahltasten im Peugeot 3008 Hybrid.
Praktisch und fesch: die Klaviertasten.

Sportliche Lenkung und Fahrwerk

Eine Frage des Geschmacks: Das ultra-kleine, oben und unten abgeflachte Lenkrad. Uns taugt’s jedenfalls, es passt halt auch gut zum futuristischen Cockpit mit den liebevoll designten Digitalinstrumenten. Die Lenkung selbst ist direkt, gleichzeitig aber auch angenehm leichtgängig. Zumindest in der Stadt: Beim Peugeot 3008 Hybrid immer serienmäßig mit an Bord ist die reaktive Lenkung. Zur Direktheit passt auch das Fahrwerk ganz gut. Keine Sorge: Das Kompakt-SUV haut Dir Deine Bandscheiben nicht aus den Wirbeln, eine sportliche Note ist aber doch immer spürbar. Was übrigens nicht nur zur Lenkung passt, sondern auch zum Antriebsstrang.

Der stärkste Peugeot

Es gibt zwei Varianten vom Peugeot 3008 Hybrid, beide sind mehr als anständig motorisiert. Jene, die uns zum Testtänzchen aufforderte, machte den 3008 kurzzeitig sogar zum stärkste Serien-Peugeot überhaupt. Mittlerweile wurde er zwar vom Peugeot 508 PSE abgelöst. Doch auch als Beta-Löwe im Rudel: 300 PS sind immer noch massig viel Power für ein Kompakt-SUV. Die werden von einem 1,6-Liter-Vierzylinder sowie zwei E-Maschinen erwirtschaftet. Landstraßentempo ist in nur 6,1 Sekunden geknackt, der Luftwiderstand gewinnt erst bei 235 km/h die Überhand. Allzu häufig nutzt man die Kraft aber dann doch nicht, weil das Wesen des Antriebsstranges mehr ein ruhig-dahingleitendes ist. Schön zu wissen, dass man könnte, wenn man wollte, ist es aber schon.

Der Motor des Peugeot 3008 Hybrids.
Der 1,6-Liter-Vierzylinder erwirtschaftet alleine 200 PS.

Peugeot 3008 Hybrid mit Allrad

Der Peugeot 3008 Hybrid bringt noch einen weiteren Vorteil mit sich. Eigentlich ist das französische Komapkt-SUV auf der EMP2-Plattform ja nicht für etwaige Allradoptionen ausgelegt. Weil einer der beiden E-Maschine aber an der Hinterachse werkelt, werden im 3008 Hybrid trotzdem alle vier Räder angetrieben – in weiten Teilen Österreichs ein echtes Must-have. Energie für die beiden E-Maschinen hält übrigens eine 13,2 kWh große Batterie parat. Laut WLTP ist dank ihr eine Reichweite von 59 Kilometern drinnen. Laut uns sind’s eher 45 Kilometer. Aber: Ist der Gesetzgeber glücklich, sind wir es auch – die E-Mobilitätsförderung von 2.500 Euro für Plug-in-Hybride steht ihm zu. Die dürfen von 58.410 Euro gedanklich abgezogen werden. So viel kostet unser topausgestatteter und topmotorisierter Peugeot 3008 Hybrid nämlich.

Die Tagfahrleuchten eines weißen Peugeot 3008 Hybrids.
Erkennungsmerkmal eines Peugeots: die Tagfahrleuchten im Säbelzahn-Look.

Peugeot 3008 Hybrid Technische Daten

  • Verbrennungsmotor: 1,6-Liter-Vierzylinder
  • Akkukapazität: 13,2 kWh
  • Ladeleistung: max. 7,4 kW
  • Systemleistung: 300 PS
  • Drehmoment: 520 Nm

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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