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Mitsubishi L200: Auf die schmutzige Tour

Auf die schmutzige Tour

Der neue Mitsubishi L200

Was für VW der Golf und für Porsche der 911, das ist für Mitsubishi der L200. Denn seit mittlerweile 40 Jahren punktet der in Thailand gebaute Pick-Up in 150 Ländern rund um den Globus als solider Partner für Arbeit, Alltag und Abenteuer – und hat die krisengeschüttelte Marke nicht selten vor dem Untergang gerettet. Kein Wunder also, dass die Japaner den Einstand der nächsten Generation groß feiern und dafür in Bangkok mit hunderten von Gästen eine Woche lang eine „Global Launch Party“ feiern – selbst wenn das Auto zumindest in Europa zu Schätzpreisen ab etwa 24.000 Euro erst im nächsten Sommer in den Handel kommt.

Von Thomas Geiger
Dabei tragen sie zwar, wie es bei den Asiaten die Regel ist, gedeckte Anzüge mit Schlips und Kragen, geben sich sonst aber ungewöhnlich hemdsärmelig: „Tough“, „Solid“ und „Rugged“, sind die Begriffe, die bei der Premiere am häufigsten fallen und zumindest auf der riesigen Leinwand weht der Staub kilometerweit und der Dreck spritzt meterhoch. Denn während selbst Geländewagen wie der Pajero längst von Zivilisation vereinnahmt wurden, versucht es der L200 auf die schmutzige Tour als robuster Dreckskerl mit hilfsbereitem Charakter. Kein Weg, so die Botschaft, ist ihm zu weit, keine Strapaze zu groß und keine Ladung zu schwer.
Obwohl sich die Idee seit 40 Jahren bewährt, versucht sich Mitsubishi beim neuen L200 allerdings ein wenig mit der Moderne und prahlt mit ein paar Ausstattungsmerkmalen, die im Pkw längst die Standard, bei Nutzfahrzeugen wie einem Pick-Up aber noch immer eine Ausnahme sind. So gibt es zum Beispiel erstmals eine 360 Grad-Kamera und einen Totwinkelwarner, bei Fahrten im Gelände helfen eine Hill-Descent-Control und eine für verschiedene Untergründe wählbare Traktionskontrolle, es gibt einen Auffahrschutz fürs Rangieren und selbst auf zwei USB-Schnittstellen sind die Ingenieure stolz – wenn es schon weder für Apple Carplay oder Android Auto noch für digitale Instrumente gereicht hat. Denn auch ein paar Chromrähmchen im Cockpit können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der L200 im Grunde seines Herzens eben doch ein Nutzfahrzeug ist.
Das zeigt auch der Blick unter die Karosse, die bei uns auf jeden Fall als ClubCab mit versteckten Fondtüren und Notsitzen für die zweite Reihe und vielleicht auch als DoubleCab mit vier vollwertigen Türen und fünf ordentlichen Plätzen angeboten wird. Denn wie es sich für einen Pick-Up gebührt, ruht der Rohbau auf einem robusten Leiterrahmen, es gibt Starrachsen und Blattfedern und hinten wird sogar noch mit Trommeln gebremst.
Auch der Motor ist von altem Schrot und Korn: Die ersten Autos, die in Thailand vom Band laufen, bekommen einen 2,4 Liter großen Common-Rail-Diesel, der vor Ort mit 170 PS und 430 Nm spezifiziert ist, für Europa aber womöglich anders kalibriert wird.

Er hat zwar genügend Kraft, macht aber aus seiner schweren Arbeit und aus seinem Verbrennungsprinzip keinen Hehl. Der Vierzylinder nagelt deshalb laut und vernehmlich und schüttelt den Pritschenwagen beim Anlassen erst einmal kräftig durch, bevor er ihn dann gemächlich auf Touren bringt. Offizielle Daten gibt es neun Monate vor der Markteinführung noch nicht, doch in unter 12 Sekunden wird er es kaum auf Tempo 100 schaffen und mehr als 180 km/h sollte man ihm auch nicht zutrauen. Wer es eilig hat, ist in einem modernen SUV deshalb besser aufgehoben. Und wer ein handliches und komfortables Auto möchte, auch. Denn mit seinen 5,30 Metern Länge ist der L200 eher sperrig, der Wendekreis ist riesig und die Federung setzt andere Prioritäten als Komfort.
Wer allerdings schwer Arbeiten muss oder das Abenteuer abseits des Asphalts liebt, der ist mit dem L200 besser bedient als mit allen Geländewagen diesseits von G-Klasse, Range Rover oder Wrangler, und billiger fährt er obendrein. Denn mit seinem kantigen Bug und den muskulösen Flanken sieht der neue 200 nicht nur tough aus, sondern mit seiner rustikalen Konstruktion und dem zuschaltbaren Allrad samt Untersetzungsgetriebe ist er es auch. Von den tiefen Furchen auf der Teststrecke jedenfalls hat er sich bei der Jungfernfahrt genauso wenig beirren lassen, wie von den kniehohen Bodenwellen, vor denen man nicht einmal bremsen muss.
Zwar feiert Firmenchef Osamo Masuko den L200 als Rückgrat und Ikone der Marke. Doch wird das womöglich die letzte Pickup-Premiere sein, die er alleine feiert. Denn nachdem Mitsubishi gerade der Allianz von Renault und Nissan zugeschlagen wurde, wird die nächste Generation ganz sicher gemeinsam mit dem Navara und dem Alaskan entwickelt.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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