Ziemlich einsam war der Bugatti Chiron im 300 mph-Club. Zumindest bis jetzt, denn nun gesellt sich auch der SSC Tuatara dazu.
Text: Maximilian Barcelli / Bilder: SSC
Und nicht nur das: Zwar erreichte der Bugatti Chiron bei seiner Fahrt ein TÜV-zertifiziertes Tempo von rund 490 km/h, weil für einen Guinness-Rekord auch eine zweite Fahrt in die entgegengesetzte Richtung absolviert werden muss und der Mittelwert beider Fahrten gilt, war der Chiron somit nie das schnellste Serienfahrzeug. Außerdem hat es sich beim konkreten Fahrzeug auch „nur“ um einen seriennahen Prototypen gehandelt.
Dementsprechend wurde nun auch nicht der Chiron vom Thron gestoßen, sondern der Koenigsegg Agera RS. Das schwedische Hypercar erreichte im Jahr 2017 auf einer gesperrten Straße in Nevada ein Tempo von 457 km/h. Der Rekordwert, der eben aus dem Mittelwert beider Fahrten resultiert, beträgt immer noch unglaubliche 447 km/h.
Oder sagen wir lieber: immer noch solide 447 km/h. Weil wenn wir jetzt schon mit Superlativen umher werfen, als würden sie auf Bäumen wachsen, wie sollen wir dann die Leistung betiteln, die der Kleinserien-Herstellers Shelby SuperCars (SSC) mit seinem Tuatara vor wenigen Tagen aufgebracht hat? Immerhin haben die U.S.-Amerikaner gleich mehrere Rekorde pulverisiert.
Unteranderem natürlich die 300 mph-Marke. Womit er das einzige Serienfahrzeug ist, das diese Schwelle offiziell übertreten hat. Es wird aber noch – jetzt passt’s gut – unglaublicher: Der SSC Tuatara ist nämlich nicht etwa knapp 490 km/h gefahren, sondern kann ein Mittel von 508,73 km/h für sich verbuchen. Das Hypercar hat die 300 mph-Marke also nicht nur geknackt, sondern mit über 316 mph komplett gesprengt. Das absolute Spitzentempo, das während dem Rekordversuch erreicht wurde, beträgt 532,93 km/h. FÜNFHUNDERTZWEIUNDDREISSIGKOMMADREIUNDNEUNZIG km/h.
Und das alles eben hochoffiziell! 100 Stück des Tuatara werden von SSC produziert, womit er als Serienfahrzeug gilt. Die selbe Strecke wurde in beide Richtungen gefahren, zwei offizielle Zeugen waren anwesend und die Geschwindigkeit wurde von einem zertifizierten GPS-Gerät gemessen. Außerdem soff der SSC Tuatara keinen Rennsprit und rann auf Reifen, die für die Straße zugelassen sind.
Neben den Reifen sind vor allem drei Faktoren für Highspeed-Rekorde wesentlich: Wenig Luftwiderstand, wenig Gewicht und ganz viel Leistung. Beim SSC Tuatara liegt der cw-Wert bei 0,279 (Chiron: 0,35), mit 1.247 Kilogramm (Chiron: 1.995) ist er alles andere als adipös und der 5,9 Liter große und doppelt aufgeladene V8 ist für 1.750 PS (Chiron: 1.500) gut – zumindest, wenn er E85 nuckelt.
Stellt sich nun die Frage, ob es sich hier um einen Rekord für die Ewigkeit (oder wenigstens eine sehr lange Zeit) handelt. Immerhin steht der brandneue Koenigsegg Jesko schon in den Startlöchern und möchte den Rekord für das schnellste Serienfahrzeug wieder zurück nach Schweden holen. Bei den Daten des nordischen Biests kein unmöglich scheinender Stunt.
Anderseits meinte Rekordfahrer Oliver Webb, dass mehr drinnen gewesen wäre, als die läppischen 532 km/h. „Als ich mich den 331 mph (532 km/h) näherte, beschleunigte der Tuatara innerhalb der letzten fünf Sekunden um fast 20 mph (32 km/h). Er zog immer noch gut.“ Na dann …