Volvo C40 Recharge: Elektrizität online
Volvo erfindet sich neu und will gar vollends zum Tesla-Konkurrenten aufsteigen. Denn die Lieblingsmarke der Lehrer und Weltverbesserer lässt die alte Zeit von schwerfälligen Kombis und durstigen Fünfzylinder-Motoren endgültig hinter sich und setzt künftig allein auf das weltweit am stärksten wachsende Fahrzeugsegment: Elektroautos für Besserverdiener. Schon 2025 sollen Akkuautos bei den Verkäufen einen Anteil von mehr als 50 Prozent ausmachen, wobei der Rest auf Plug-In-Hybride entfallen soll. „Und ab 2030 wird es gar keinen Verbrenner mehr bei uns geben,“ stellt Entwicklungschef Henrik Green in Aussicht und lässt am Ende des Hubkolbenmotors keinen Zweifel: „Langfristig hat der Verbrennungsmotor keine Zukunft mehr.“
Aber Volvo nimmt nicht nur Abschied vom Verbrennungsmotor, sondern krempelt auch den Vertrieb komplett um. Nach dem Vorbild des elektrischen Revolutionärs aus Kalifornien wollen die Schweden ihre Stromer künftig nur noch online verkaufen. „Unsere Zukunft ruht auf drei Säulen“, sagt Lex Kerssemakers: „Wir wollen unseren Kunden das Leben mit einem Volvo so leicht wie möglich machen und deshalb ein paar Hürden abbauen: Vereinfachung und Bequemlichkeit sind der Schlüssel zu allem, was wir künftig tun werden,“ sagt der Vertriebschef und verspricht einen radikal vereinfachten Kaufprozess für weitgehend vorkonfigurierte Neuwagen und unkomplizierten Service für die Zeit danach. Als Vorbild gilt dafür das Abo-Programm, „Care by Volvo“, das damit auf die gesamte verkaufte Flotte ausgedehnt wird.
Das erste Modell dieser neuen Ära wird der C40, der allerdings weniger sportlich aussieht, als der Name vermuten lässt. Denn hinter dem Kürzel verbirgt sich nichts anderes als ein XC40 mit einem schrägen Heck im Stil vom BMW X4 oder Audi Q4 e-tron. Und während die Schweden zumindest das Gesicht neu geschminkt und die Rückleuchten retuschiert haben, ändert sich innen und vor allem unter dem Blech gar nichts: Wie im XC40 montieren sie pro Achse einen 150 kW starken E-Motor und dazwischen einen Akku mit einer Kapazität von 78 kWh.
Zusammen 408 PS stark, kommen die beiden Motoren auf ein maximales Drehmoment von 660 Nm und dank des spontanen Antritts aller Stromer in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Schluss ist wie bei allen Volvos bei 180 km/h. Etwas schnittiger als der XC40, wächst die Reichweite um 20 Kilometer und liegt nun bei im WLTP-Zyklus bei soliden 420 Kilometern. Geladen wird mit bis zu 150 kW, so dass die Batterie an einer schnellen Gleichstromsäule binnen 40 Minuten wieder zu 80 Prozent voll ist.
Weil neben dem Akku im Wagenboden auch irgendwo die Leistungselektronik untergebracht werden musste, geht dem C40 das Fach unter dem gut 400 Liter großen Kofferraum verloren. Doch das machen die Schweden in Tesla-Manier mit einem Frunk hinter dem geglätteten Bug wieder wett. Denn dort, wo jetzt kein Verbrenner mehr rödelt, haben die sie Platz geschaffen für eine Ablage, in die zumindest das Ladekabel passt.
Einen Preis für den aufgebockten Flachmann nennt Volvo zwar noch nicht. Doch wenn schon der XC40 Recharge um die 60.000 Euro kostet, dürfte das Coupé noch ein wenig teurer werden. Und auf großes Glück beim Handeln sollte man dabei nicht hoffen – denn das dürfte in einem Online-Store nicht mehr ganz so einfach werden.