Norddeutsche Nüchternheit oder französische Finesse? Weil es in der Kompaktklasse schon genügend langweilige Autos gibt, will DS jetzt ein wenig Luxus in das noch immer wichtigste Segment des Marktes bringen und probt mit dem neuen DS4 den Aufstieg. Wenn der feine Vetter von Citroen C4, Opel Astra und Peugeot 308 im vierten Quartal in den Handel kommt, heißen die Konkurrenten deshalb nicht VW Golf, Ford Focus oder Hyundai i30, sondern eher Audi A3 oder Mercedes A-Klasse. Das gilt allerdings auch für den Preis, der bei selbstbewussten 28.900 Euro (D) beginnt.
Konstruiert auf der modularen Kompaktklasse-Plattform des gerade mit FCA zu Stellantis fusionierten PSA-Konzerns haben die Designer dem Aufstiegskandidaten ein auffälliges Kleid geschneidert: Als eigenwillige Mischung aus Coupé, Schrägheck und SUV gezeichnet und in gleich drei stark differenzierten Styles aufgelegt, wirkt der DS4 wie aus einer anderen Welt: Ein riesiger Grill und schier endlose Tagfahrleuchten fangen den Blick, die Flanken sind stark konturiert und werden bestimmt von Rädern mit bis zu 20 Zoll, die Türgriffe verschwinden im Blech, um jede Ablenkung der Augen zu vermeiden, und das Heck ist eine ebenso breite wie selbstbewusste Provokation für jeden, der hinter dem DS4 fahren muss. Und wenn es nach den Franzosen geht, werden das einige sein.
Innen dagegen herrscht ein anderer Stil: Nüchterne Noblesse und vornehme Materialien ergeben ein ausgesprochen ruhiges Bild: Nur wenige Bedienelemente stören die ledernen Landschaften rund um das digitale Cockpit, die meisten Ausströmer für die Klimaanlage sind nahezu unsichtbar und was zu sehen ist, wandert dafür sogar in die Türen. Wo man in Golf & Co. auf gewöhnlichen Sesseln sitzt, hat DS kuschelige Fauteuils montiert und dazwischen wie in der Oberklasse eine durchgehende Konsole eingezogen, auf der man bequem die Arme abgelegen kann. Und fürs gute Gewissen gibt es reichlich Materialien vom Recycling-Hof.
So frisch und unkonventionell der DS4 gestaltet ist, so vertraut ist einem die Technik. Schließlich greift DS in den gleichen Baukasten wie Peugeot, Citroen oder Opel. Allerdings wird auch dabei der gehobene Anspruch der Nobelmarke deutlich und das Leistungsniveau deshalb deutlich angehoben: Los geht es deshalb erst bei 130 PS für den einzigen Diesel und den Dreizylinder-Basis-Benziner. Darüber rangieren zwei weitere Otto-Triebwerke mit 180 oder 225 PS und als Top-Modell ein Plug-In-Hybrid, der einen 180 PS starken Benziner mit einem 110 PS starken Stromer und einem 12,4 kWh großen Akku kombiniert. Das ergibt eine Systemleistung von ebenfalls 225 PS, eine Reichweite von mehr als 50 Kilometern, eine elektrische Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h und einen Normverbrauch von 1,2 Litern. Dass der Plug-In erst bei 37.900 Euro (D) beginnt und sich als teuerster Vertreter der Familie schon ohne Extras auf bis zu 52.500 Euro (D) treiben lässt, passt da nur ins Bild.
Zwar betonen die Franzosen beim DS4 einmal mehr den Pariser Chic, doch ist das eine geschickte Mogelpackung des Marketings und gilt allenfalls für das Design. Denn gebaut wird der DS4 nicht in Frankreich, sondern läuft mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ bei der Schwester Opel in Rüsselsheim vom Band.