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Peugeot 508 SW: Der König der Löwen

Très Chic

Peugeot 508 SW: Der König der Löwen

Als Station Wagon komplementiert sich der ohnehin schon großartige Peugeot 508. Und das hat absolut nix mit dem Kofferraumvolumen zu tun – es steigt im Vergleich mit der Limousine lediglich um 43 Liter.

Text: Maximilian Barcelli

Dafür wollen die Franzosen fast 2.000 Euro mehr. Verzichtet man auf den Kombi, kann man sich also beinahe eines der teuersten Smartphones der Welt kaufen – oder einen dieser Gebrauchtwagen. Ähnliches spielt sich übrigens auch beim Porsche Panamera ab, nur noch dramatischer. Dessen Kofferraumvolumen steigt um läppische 20 Liter, während preislich rund 3.000 Euro dazukommen.
Trotzdem sei beiden der Aufpreis verziehen, denn sowohl 508 als auch der Panamera sind keine simplen Kombis, die lediglich den Mobilitätszweck erfüllen sollen. Sie sind Lifestyle-, keine Nutzfahrzeuge – und beide geben als Kombis eine hübschere Figur ab. Was natürlich eine höchst subjektive Ansicht ist, den Preis aber unserer Meinung nach relativiert. Außerdem: Keine 2.000 Euro für immerhin 43 Extra-Liter? Kein schlechter Deal. Und dann eben noch dieses Heck …
Ja, der Peugeot 508 sieht so und so grandios aus, auch als Limousine, auch in Weiß. Aber als Kombi, mit diesem tiefdunkelblauen Lack, ist er ein absoluter Blickfang. Die Linienführung harmoniert wunderbar miteinander, die Heckleuchten, in dieser glänzend schwarzen Einfassung, liefern beim Aufsperren ein Lichtspiel der Sonderklasse ab. Der sehr zärtliche, verchromte Peugeot-Schriftzug darüber gibt uns dann den Rest. Kurz gesagt: Wenn du den Peugeot 508 SW geparkt hast und dich vom Auto wegbewegst, dann drehst du dich um. Und wenn du wieder da bist, dann lächelst du.
Und das Lächeln ist beständig, denn im Interieur des Löwen geht’s erst so richtig zur Sache. Ein cooleres Design findet man momentan wohl nirgends. Das Lenkrad ist bekanntlich sehr klein, auf die Instrumente wird nicht durch, sondern über den Kranz geblickt. Soll das Head-up-Display ersetzten. Fraglich, ob es das auch tut, aber es sieht jedenfalls großartig aus. Die Armaturen sind voll digital, lassen sich verschiedenst konfigurieren und geben graphisch richtig was her. Grundsätzlich ist der Innenraum toll verarbeitet und strotzt nur so von hochwertigen Materialien. Und er beweist vor allem eines: Um futuristisch auszusehen, muss man nicht alle Knöpfe verbannen. Es geht auch so.
Was hingegen schon ein bisserl nervig ist: Um das Klima zu wandeln, muss man erst ins Untermenü gelangen. Grundsätzlich geht das zwar flott, doch Hersteller wie Volvo und Tesla lösen das mit dem fix für die Klimaanlage reservierten Platz am Display besser – und die haben quasi alle Knöpfe verbannt. Auch so ist das Infotainmentsystem nicht am modernsten Level. Zwar ist es, wie die Armaturen, graphisch unglaublich schick designt, nur macht das die regelmäßige Gedenkpause nicht ungeschehen. Auch bei den Parkkameras ist man der Zeit ein bisserl hintennach: Liefert der Mitbewerb gestochen scharfe Bilder, wo sich jede Spiegelreflex in Grund und Boden schämen sollte, erinnert das Kamerabild des Peugeot 508 an die ersten Handykameras. Überspitzt gesagt …
Erwähnenswert ist das schon, ausschlaggebend aber nicht. Viel wichtiger hingegen: Das feine Fahrwerk, das genau im richtigen Maße sportlich ist, ohne zu viel Komfort einzubüßen. Oder die Lenkung, die nicht nur mit dem Steuergerät überzeugt, sondern auch mit ihrer Direktheit. Und dann natürlich das mutige, grandiose Design, innen wie außen. Da dürfen sich manche Mittelklässler aus Deutschland gerne zu den Spiegelreflexkameras gesellen und sich in Grund und Boden schämen. Nur die Giulia kann mit einem ähnlich emotionalen Design mithalten – die gibt’s aber nicht als Kombi. Wohl aber als Quadrifoglio – und das fehlt dem Peugeot 508 noch.
Klar schiebt der Vierzylinderbenziner mit seinen 225 PS wirklich sauber an. Und der 180 PS-Diesel, den wir schon aus anderen Modellen kennen, hat uns längst überzeugt. Darüber zu streiten, ob nicht doch ein Sechszylinder für so eine Langstreckenmaschine sinnvoll wäre, ist aber legitim.
Was das angeht, gibt’s aber eh ein Licht am Ende des Tunnels, obwohl der Tunnel dank den soliden Vierendern von Peugeot eigentlich nie besonders dunkel war. Zwar wird es keinen Sechszylinder geben, doch eine Version mit richtig Hummeln unterm Arsch wird kommen – mit Elektrounterstützung. Wir reden hier von über 400 Pferdchen und einem Sprintwert von 4,3 Sekunden auf 100 km/h. Kann also sein, dass sich in Zukunft nicht nur 3er, C-Klasse und A4 warm anziehen müssen, sondern auch M3, C-Klasse AMG und RS4.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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