DriveGREEN

Renault Zoe: Elektro-Klassiker in der Defensive

Der Renault Zoe konnte lange Zeit recht ungehindert beliebt sein. Damit ist jetzt Schluss. Reichen seine Qualitäten, um die E-Offensive diverser Hersteller – allen voran VW – abzuwehren?

2020 war ein wirklich großartiges Jahr. Also: Nicht für die amerikanische Demokratie, nicht für Koalabären in Australien und ganz sicher nicht für Ärzte und Krankenpfleger. Aber für den Renault Zoe. In Österreich wurde der kleine E-Flitzer satte 2.071 mal neuzugelassen, womit er sich nur dem Tesla Model 3 knapp geschlagen geben musste. Und in ganz Europa lief es ähnlich gut.

Zeigt mehr Kurven denn Kanten, sieht aber immer noch modern aus.

Die Bedingungen waren halt großartig: Förderungen allerorts, kaum Konkurrenz und die zweite Generation startete gerade erst durch, der Zoe war so frisch wie ein Wintermorgen. 2021 sieht die Welt schon anders aus. Förderungen gibt’s zwar noch, dafür aber sehr viel mehr förderungsfähige Konkurrenten – und auch sehr viel neuere. Was sich auch in den Zulassungszahlen niederschlägt: 1.270 Zoe wurden zwischen Jänner und August neuzugelassen. Das sind zwar nur 59 Fahrzeuge weniger, als im 2020er-Vergleichszeitraum. Allerings ist der Gesamtmarkt der E-Autos extrem gewachsen, wie aus dem Neuzulassungs-Anteil des Zoe heraus zu lesen. 2020: 19 Prozent. 2021: 6,2 Prozent.

Die Elektro-Offensive macht sich bemerkbar und für Klassiker im Segment, als solcher kann man den Zoe ja durchaus bezeichnen, stellt sich die Frage: Was tun, um dagegen zu halten? Für eine neue Generation ist es jedenfalls noch viel zu früh. Außerdem: Sieht ja noch top aus, der Zoe. Außen immer noch modern, innen ebenso. Hier dominiert ein freistehender Touchscreen, darunter gibt’s ein paar analoge Knöpfe, die die Bedienung stark vereinfachen. Die Instrumente sind freilich voll-digital, die Materialien je nach Ausstattungslinie wirklich hochwertig und die Verarbeitung ist auch okay. Bei beidem hinkt man einem VW ID.3 in nichts nach.

Digitale Armaturen, größtenteils wertige Materialien und ein großer Screen – auch nach zwei Jahren ist der Zoe bestens in Form.

Ein bisschen Nachholbedarf gibt es dafür bei der Akkutechnologie. Okay, mit 52 kWh Kapazität – das betrifft den größeren der beiden Akkus, der auch im Testwagen verbaut war – ist man eh gut aufgestellt, die realistische, rein elektrische Reichweite beträgt etwas über 300 Kilometer im Sommer. Damit deckt man zwar den Großteil seiner Fahrten ab, wenn es aber doch mal weiter weg geht, muss man sich mit einer maximalen Ladeleistung von 50 kW zufriedengeben. Anderseits: Bis wir in Schnellladestationen baden können, wird es noch ein wenig dauern – da hat Renault dann vermutlich schon nachgezogen.

Zumindest den Zoe betreffend, was nämlich andere Elektro-Neuerscheinungen angeht, muss man nicht mehr nachziehen. So kommt der Renault Mégane E-Tech nächstes Jahr mit bis zu 470 Kilometer Reichweite laut WLTP und einer Ladeleistung von 130 kW.

Platzmangel herrscht im Zoe trotz der kompakten Abmessungen keiner.

Bis dahin hält noch der Zoe die Stellung, der ja unterm Strich doch eine gute Figur macht. Was ja eigentlich auch an den Neuzulassungen abzulesen ist. Trotz starker Konkurrenz immer noch Platz 6? Vor dem BMW i3, dem Kia Niro und dem Verkaufstalent Fiat 500? Eigentlich ein Erfolg. Der einerseits am unaufgeregt-guten Fahrverhalten liegt. Und anderseits am akzeptablen Kaufpreis.

In der Top-Ausstattungslinie Intens, mit dem stärksten Motor (135 PS), der großen 52 kWh-Batterie und jedem Extra, das es gibt, landet man bei genau 42.000 Euro. Teurer wird’s – abgesehen von Sondermodellen – nicht mehr. Dafür aber günstiger. Nicht inkludiert sind hier etwa die E-Mobilitätsförderung von 5.000 Euro. Für Firmenkunden beträgt diese 4.000 Euro, dafür sind rein elektrische Autos auch vorsteuerabzugsberechtigt. So reduzuiert sich der Preis eines vollausgestatteten Zoe für Unternehmen auf 31.000 Euro. Und da sind Sonderangebote, wie sie es jetzt beispielsweise gibt, noch exklusive.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

Weitere Beiträge

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"