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Skoda Enyaq Coupe: Dicker Bär im Sportanzug

Irgendwie ist die Automobil-Welt aktuell schon echt strange, oder? Eine Branche, wo sich Gegensätze anziehen und die Frage der Sinnhaftigkeit eher letztrangig ist. Wo es wichtiger ist, als Marke „woke“ oder „meta“ zu sein, als wirkliche Innovationen zu bringen. Immer öfter kommt die Frage: „Wer braucht das denn?“ Auch beim neuen Enyaq Coupe blieb ein erstes „Aha, und jetzt?“, nicht ganz aus.

Von Natur aus ist der Enyaq ja ein Widerspruch in sich: Ein großvolumiges und vor allem massig gebautes SUV, aber mit Elektroantrieb auf Effizienz getrimmt. Vor über zehn Jahren durfte man unter Motorhauben von Autos mit über 4,65 Metern Länge, zumindest das Säuseln eines Sechsender´s erwarten. Und wenn man besonders brav war und die richtigen Kreuzerl am Bestellblatt getickt hat, ist sich sogar ein seelenbefriedigender Acht-Zylinder in V-Formation ausgegangen. Allein der Tagtraum daran – herrlich.

Naja, das war einmal, „The future is now“, oder so halt. 2022 herrschen Kilowatt statt Oktan und ab sofort gibt es das tschechische Geschwisterl von ID.4 und Q4 e-tron als sportliche Coupe-Variante. Das Enyaq Coupe macht auf Dynamiker und fällt im Vergleich zum aktuellen Modell, ab der B-Säule sanft ab und geht in ein markantes Heck mit angedeuteter Abrisskante über. Der normale Enyaq ist ja schon ein Hingucker unter den Elektrikern, das Coupe setzt aber noch einen drauf. Mit den optionalen 21-Zöllern steht der Tscheche breit auf der Straße und macht echt was her. Auch sonst muss sich der Enyaq als Coupe optisch nicht verstecken. Dass in der RS-Version serienmäßige „Crystal-Face“ in Kombination mit den Matrix-LED Scheinwerfern macht sich gut auf Bildern und kommt am Parkplatz garantiert lässig.

Im Innenraum des Enyaq Coupe hat Skoda keine großen Überraschungen geplant, einzig das Panoramaglasdach, welches sich über die ganze Kabine streckt, ist jetzt serienmäßig mit dabei. Besonders gewifft dabei: Eine spezielle Beschichtung gegen Sonnenstrahlen macht das klassische Rollo obsolet. Und günstiger wird es obendrein sein es nicht einzubauen – wie praktisch. Die After-Sales Abteilung muss ja auch noch was verdienen.

Je nachdem welche Austattungslinie man wählt, sitzt man auf „ECO-Leder“, Stoff oder Mikrofaser. Im RS-Trim werden sogar Sportsitze mit einem gesundem Split aus Seitenhalt und Komfort eingebaut. Ansonsten: Business as usual. Passende Materialauswahl, genug Platz, auch für den noch so gut gebauten Passagier, und 570 Liter Kofferraumvolumen. Auch die „billigen“ Plätze auf der Rückbank wirken gar nicht mehr so – eher im Gegenteil, das Enyaq Coupe lädt zum Mitfahren im Fond ein. Skoda hat das Glasdach so geformt, dass die potenziellen Kunden keine Einbuße im Alltag spüren und gleichwertig wie im regulären Enyaq sitzen können.

Das Infotainment-System ist bekannt aus anderen Skoda Produkten, ein neues Update mit dem klingendem Namen ME3 soll die Bedienbarkeit weiter verbessern und eine schneller Responsiveness bieten. Das duale Bildschirm-System ist gut, aber nicht perfekt. Im Vergleich zu Google-Unterstützten Systeme wie im neuen Megane E-Tech oder Polestar 2 kann das Enyaq System nicht ganz mithalten.

Das Enyaq Coupe wird, genau wie der normale Enyaq auch, mit zwei unterschiedlich großen Batterien angeboten. Entweder 62 kWh oder 82 kWh stehen zur Auswahl, aufgeteilt auf vier Leistungsstufen von 179 PS bei der kleinen Batterie bis hin zur RS-Version mit 299 PS. Maximal 540 Kilometer laut WLTP sollen drin sein, wenn man brav bleibt und nicht zu sehr mit dem Gaspedal schmust. Geladen wird beim Enyaq Coupe mit bis zu 135 kW, damit lässt sich die größere Batterie innerhalb von 29 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden. Damit lassen sich auch längere Strecken ohne Kopfschmerzen und Bauchweh bestreiten.

Als praktisches Spiegelbild zum ID.5 GTX fühlt sich der Enyaq RS doch um ein äuzerl spritziger an. In 6,5 Sekunden geht er über alle vier Räder auf 100 km/h – bei 180 km/h ist Schluss. Ja, er geht gut, reisst aber bei Weitem nicht den Asphalt auf. Schnell gefahrene Kurven lässt sich der Tscheche gefallen, auch wenn er permanent mit seinem Übergewicht zu kämpfen hat. Das Fahrwerk ist zwar eher im Sofa-Modus abgestimmt, dass stört aber nicht wirklich. Denn auch wenn er auf Sport getrimmt ist, niemand mit gesundem Verstand sollte den Skoda Enyaq Coupe auf die Rennstrecke entführen.

Oisdann, wie hammas? Naja, man muss schon zugeben, dass der Enyaq Coupe ein wirklich gelungenes Auto ist. Sportliche Linien, reichlich Platz, ordentliche Verarbeitung und ein Innenraum zum Wohlfühlen. Und auch als Vollblut Benzin-Junky, muss man sich eingestehen, dass der Enyaq ein Top-Elektroauto ist. Warum? Liegt auf der Hand: 540 Kilometer Reichweite, flottes Nachladen und ein kräftiger Antritt. Ab 59.950 Euro geht es in der Top-Variante RS los, Preise für die „Normalen“ sind noch keine bekannt. Der Skoda Enyaq Coupe ist bereit für alle, die für die Elektromobilität bereit sind.

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