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Skoda Octavia RS TDI: Premium-Schreck

Klar kann man sich darüber echauffieren, dass klingende Namen wie Cupra oder Skoda RS mittlerweile auch 150 PS, Diesel oder Plug-in bedeuten können. Muss man aber nicht.

Weil erstens schlägt das Wutbürger-Dasein aufs Herzerl. Und zweitens gibt es im Falle des Skoda Octavia RS TDI überhaupt keinen Grund, sich aufzuregen. Zumindest, wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung an die Sache rangeht.

Was man nämlich nicht erwarten darf, ist eine Sportlimousine (respektive -Kombi), die sich bestens für Track Days eignet. Es sei denn, der Track befindet sich in Stockholm. Oder Barcelona. Oder sonst wo weit weg. Da glänzt der Skoda Octavia RS TDI nämlich. Nicht auf der Rennstrecke selbst, sondern am Weg dort hin.

Aber zuerst einmal ein Überblick. Der muss sein. Denn während es von der vorangegangenen Octavia-Generation genau ein RS-Modell gab (Facelifts mal ausgenommen), gibt es nun vier. Den „richtigen“, mit 245 PS aus einem Zweiliter-Vierzylinder, die an die Vorderachse gehen, sowie den Plug-in-Hybrid, der ebenfalls 245 PS leistet, allerdings erwirtschaftet durch 1,4-Liter-Benziner und E-Maschine. Und dann eben noch den Selbstzünder, den es wiederum mit und ohne Allrad gibt. Vor allem der vierradgetriebene Skoda Octavia RS TDI ist automobile Vollkommenheit. Die gibt’s zwar bei anderen Herstellern auch, aber selten zu solch fairen Konditionen.

Mit einem Ab-Preis von rund 45.000 Euro ist der Skoda Octavia RS TDI 4×4 zwar kein Schnäppchen, dafür schon gut ausgestattet, etwa mit LED-Matrix-Scheinwerfern und LED-Heckleuchten samt dynamischem Blinkern. Und können tut er halt wirklich: alles. Autobahn, Landstraße, Stadt, sparsam und natürlich: schnell.

Nicht umsonst werden im RS TDI 4×4 200 PS aus einem 2-Liter-Vierzylinder geschöpft und an alle vier Räder verteilt. Saftige 400 Nm liegen ab 1.750 Touren an und reißen erst bei 3.500 Nm wieder ab. Der Durchzug ist dementsprechend phänomenal, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h sehr respektabel: Nach 6,8 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht. Übermäßig zum sportlichen Fahren einladen tut das Triebwerk trotzdem nicht, das gibt die Diesel-bedingte Motorcharakteristik einfach nicht her.

Wenngleich der Sound Gegenteiliges suggeriert: Wechselt man in den Sportmodus, dann klingt der TDI plötzlich nicht mehr nach 2-Liter-Diesel, sondern 5-Liter-V8. Selten hat sich Fake-Sound offensichtlicher präsentiert. Immerhin kein Fake: eine der beiden Auspuffblenden, nämlich die linke.

Die weitere Komponenten, die den RS ausmachen, sind ebenfalls nicht radikal auf Dynamik getrimmt, was dann gut mit dem Wesen des TDI harmoniert: Das Fahrwerk etwa ist zwar spürbar straffer abgestimmt und lässt zusammen mit dem Allradantrieb flotte Kurvengeschwindigkeiten zu, verfügt allerdings über mehr als nur Restkomfort. Und weil die Lenkung beim RS serienmäßig progressiv ist, ist diese zwar in höheren Geschwindigkeitsbereichen schwergängiger, beim Rangieren benötigt man dafür keinen 45er-Bizeps. Spürbar direkter ist sie immer.

Ähnliches gilt für die Optik: Der Octavia RS war ja schon zuvor mehr der Gentleman unter den schnelleren Kompakten. Er legt schon einen sportlichen Auftritt hin, sieht aber nicht ganz so wild aus, wie der alte Cupra Leon oder gar was schnelles Kompaktes aus Frankreich oder Japan.

Im Innenraum ist Skoda da schon offensiver, es gibt viel Alcantara und Carbon(-optik), man sitzt auf hervorragenden Sportsitzen, hervorragend ist hier überhaupt alles. Von der Verarbeitung über die Materialien bis hin zum Design. Und dass es ein paar Knöpferl mehr gibt als in Golf oder Leon sehen wir auch alles andere als kritisch.

Der Innenraum lädt zum Verweilen ein, wie auch das Auto im Generellen. Man fährt gerne damit, am liebsten lange, am liebsten schnell, aber ohne Messer zwischen den Zähnen. Und weil er auch ziemlich groß ist (Länge: rund 4,7 Meter), stellt er eine ernsthafte Alternative zu Autos, wie dem BMW 3er oder Audi A4, dar.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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