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Audi A4: Unterkühlt

Der Audi A4 untergräbt besonders in grauem Lack jeden Anflug von Emotion. Bis der Blick auf den Preis fällt.

Text: Maximilian Barcelli

Und das ist als Kompliment zu verstehen. Also nicht das mit dem Preis, dazu kommen wir noch. Aber das Unterdrücken der Gefühle. Es ist ein bisserl das Wesen eines Audi: Technoid, modern, cool, kalt. Das ändert sich auch nach dem A4-Facelift nicht.

Dieses ist 2019 vonstattengegangen und war für eine Modellpflege ungewohnt weitreichend: Die Motorenpalette ist umfassend mildhybridisiert worden, unser 40 TDI ist allerdings eines der wenigen Triebwerke ohne elektrischen Startgenerator. Das tut der Sache keinen Abbruch: der vierzylindrige Selbstzünder mit 190 PS schiebt fein an, nicht zuletzt wegen des bulligen Drehmoments von 400 Nm. Die Automatik verwaltet dabei die Gänge flott wie seidenweich. Und genügsam ist er trotz fehlender elektrischer Unterstützung auch noch: Unter sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer sind mit Mühe geben durchaus möglich.

Wobei man sich im A4 ja oft gar keine Mühe geben mag: Das Fahrwerk spornt zu forcierter Fahrt an, im Gegenzug vermisst man bei gröberen Unebenheiten etwas Federungskomfort. Das sportliche Ledergestühl, das den Spagat zwischen Komfort und Dynamik mit Bestnoten steht (anders als das Fahrwerk), hält Pilot und Copilot dabei bravourös in der Spur, während der quattro-Antrieb ebendies mit der ganzen Fuhre tut.

Die Sitze geben Seitenhalt und sind dennoch bequem.

Überhaupt sind nicht nur Sitze, sondern der ganze Innenraum erwartungsgemäß äußerst hochwertig und makellos verarbeitet. Kleiner Wehrmutstropfen punkto „Intuitivität“: Der Controller, mit dem das Infotainmentsystem bedient wurde, hat ausgedient. Toucheingaben übernehmen. Unserer Meinung nach ein Irrweg, den der ganze VW-Konzern – und nicht nur der, Stichwort Volvo oder Peugeot – hier folgt: Besonders während der Fahrt lenkt das Herumtapschen am Screen stark ab. Immerhin bleibt aber die Klimasteuerung analog: Die Drehregler sind ein haptischer Genuss!

Typisch Audi: Makellose Verarbeitung und cleanes Design.

Ansonsten ist es Audi gelungen das Interieur-Design zwar kühl zu halten, dennoch vermittelt es nichts Feindseliges und wirkt einladend. Ähnlich das Exterieur: Weil der Single-Frame-Grill jetzt flacher und gleichzeitig breiter ist, verleiht er der Front einen sportiveren Auftritt. Das Heck wurde an den großen Bruder A6 angeglichen: Die Chromstange zieht dieses optisch in die Breite, allerdings ohne zu dick aufzutragen.

Alles in allem hat Audi den A4 mit dem Facelift wieder konkurrenzfähig gemacht, wenn er auch nicht die Konkurrenz in Grund und Boden stampft. Die 40 TDI Limousine fährt sich zwar nicht unglaublich leidenschaftlich, aber doch sehr verbindlich und präzise. Außerdem sieht sie gut aus, innen wie außen, und überzeugt mit einem durchzugsstarken sowie verbrauchsarmen 2-Liter-Diesel.

Und jetzt zum Aber: Fast 67.000 Euro, konkret sind es 66.692 Flocken, werden für unseren Audi A4 fällig. Das scheint anfangs überteuert, aber doch einigermaßen okay. Die Konkurrenz schwadroniert in ähnlichen Preisgefilden. Wenn dann aber von diesen 66.692 Euro gute 16.000 für Ausstattung draufgehen und noch immer Essentielles wie eine Rückfahrkamera, Keyless-Entry, elektrisch einklappbare Seitenspiegel sowie elektrisch einstellbare Vordersitze fehlen, fragt man sich schon ein bisserl, wohin das ganze Geld verschwunden ist.

Und wer sich für vierzylindrige Dieselmotoren wenig begeistern kann:
Hier geht’s zum Test des gelifteten Audi RS 4!

Oder darf’s ein bisserl weniger sein?
Das ist die neue Audi A3-Generation!

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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