Er hat zwar gerade erst ein Update bekommen, der Blick auf die Vor-Facelift-Version des Citroen C5 Aircross lohnt sich aber immer noch. Die verspricht vor allem eines: Komfort. Kann die Plug-in-Hybrid-Variante dieses Versprechen auch auf der Langstrecke halten?
Ungeöffnet zurück
Die Technik könnte, der Mensch will aber nicht. Berichte von Plug-in-Hybrid-Besitzern, die ihr Fahrzeug noch nie aufgeladen haben, und von Mechanikern, die beim ersten Service die Kabel in der Originalverpackung vorfinden, gibt es zuhauf. Weiß offensichtlich auch Citroen: Seit Dezember 2021 kann via Over-the-air-Update der Plug-in-Reminder gedownloaded werden. Nach spätestens fünf Tagen beziehungsweise 30 Fahrten erinnert einen das Auto höflichst, es doch mal an den Strom zu hängen.
Allerdings nur in Deutschland. In Österreich wird dieses Feature (noch) nicht angeboten. Können wir bestätigen, weil die Ladefaulheit auch in unserer Redaktion um sich schlug. Zur Verteidigung: Wer eine Reise tut, nämlich nach Italien (hoho), den reißt es punkto Spritsparen auch nicht sonderlich raus, wenn er bis Baden elektrisch fährt. Aber: Genau das ist ja der Sinn des PHEVs. Gependelt wird elektrisch und weil man den Verbrenner in der Hinterhand hat, muss man im Urlaub keine Komforteinbußen hinnehmen. Oder sagen wir: fast keine. Weil die Batterie Platz braucht, sind Tank und Kofferraum bei einem PHEV meist kleiner. Und weil der Ottomotor die Batterie schleppen muss, ist er durstiger.
Citroen C5 Aircross Hybrid: Brillantes Raumkonzept
Hohe Verbräuche, wenig Platz für Gepäck und alle 300 Kilometer an die Zapfsäule gezwungen werden? Klingt dann irgendwie doch nicht so komfortabel. Entwarnung: Es spiegelt auch nicht die Realität wider, zumindest nicht jene im Citroen C5 Aircross Hybrid. Der Kofferraum etwa hat problemlos fünf Trollies im Handgepäck-Format geschluckt, plus ein paar zusätzliche Taschen und Sackerl. 460 Liter Kofferraumvolumen befinden sich hinter der Heckklappe – mindestens. Denn die drei Einzelsitze sind verschiebbar, wodurch das Volumen auf satte 600 Liter erweitert werden kann.
Sitze, so weich wie in der Sonne liegende Butter
Dann aber sitzen die Passagiere hinten schon sehr würdelos da. War aber bei uns trotz Vollbesetzung aber eh nicht nötig, somit saßen die drei Rückbänkler bequem, selbst jener in der Mitte. Da gibt es SUVs aus höheren Klassen, in denen man nicht so viel Platz hat. Auch vorne gibt es genug Raum und die Sitze selbst sind weich und bequem. An Seitenhalt fehlt’s halt. Und wie ich diese Worte schreibe, frage ich mich, ob das überhaupt relevant ist bei einem Citroen C5 Aircross Hybrid. Wahrscheinlich nicht. Was sicher relevanter ist: Die Sitzauflage ist für meinen Geschmack zu kurz.
Citroen C5 Aircross Hybrid: Infotainmentsystem mit Falten
Gut, dass Citroen beim Facelift das Infotainmentsystems überarbeitet hat. Das „alte“ im Testwagen ist nicht mehr ganz auf Höhe der Zeit. Anderseits: Es spielt alle notwendigen Stücke und auch wenn die Bildqualität der Rückfahrkamera an eine Zeit erinnert, in der Handys noch keine Smartphones waren, erfüllt sie ihren Job. Was ich bei PSA bis heute nicht versteh‘: Wieso die Kameraansicht beim Annähern eines Objekts in die Vogelperspektive wechselt.
Semi-hilfreiche Assistenzsysteme
Super-komfortabel ist hingegen, dass es einen Knopf links vom Lenkrad zum Deaktivieren des Spurhalteassistenten gibt. Der nervt meist mehr als er hilft, was aber echt kein exklusives Citroen-Problem ist. Und dass man sich nicht durch Untermenüs wühlen muss, um ihn zu beurlauben, ist – ganz unironisch gemeint – top. Weniger top hingegen: Dass mich der Citroen drei-, viermal nervös angepiept hat, weil ich – angeblich – das Lenkrad nicht in der Hand hielt. Um ihn zu beruhigen, muss man dann lenken, was irgendwie auch sinnlos ist, so auf einem schnurstracksgeraden Autobahnabschnitt.
Der rote Faden: Komfort
Das Komfort-Versprechen geht aber vor allem vom Fahrwerk aus: „Advanced Comfort Federung“ sagen die Franzosen dazu, wie ein fliegender Teppich soll sich der C5 Aircross fahren. Ganz so radikal ist es zwar nicht und eine S-Klasse federt dann doch noch geschmeidiger. Die kostet aber auch dreimal so viel. Für den Preis und die Fahrzeugklasse – der C5 ist mit 4,5 Metern Länge im Kompakt-SUV-Segment einzuordnen, sprich Tiguan-Revier – gehört er zu den Gemütlichsten. Gut mit dem Fahrwerk harmoniert auch die Lenkung. Sie bietet wenig Feedback, ist leichtgängig und nicht sehr direkt. Bei einem Porsche kann das als Kritik gemeint sein, zum Wesen des Citroen C5 Aircross Hybrid, das ja ein sehr bequemes ist, passt das aber.
Bequem ist auch der Antrieb. Nicht falsch verstehen: 8,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind schon sehr okay. Und in der Stadt packt der Strom auch schnell an, da fühlt sich der Franzose äußerst elastisch an. Aber bei höheren Geschwindigkeiten klingen 225 PS und 360 Nm in der Theorie einfach souveräner, als sie sich dann in der Praxis erwiesen haben. Rennwagen will er aber sowieso keiner sein, der Citroen C5 Aircross Hybrid. Und schlecht für’s Herz ist hudeln ja auch.
Citroen C5 Aircross Hybrid Fazit
Durch sein praktisches und variables Raumkonzept und dem auf Komfort liegenden Fokus hebt sich der Citroen C5 Aircross Hybrid erfolgreich ab. Nicht nur von seinen technischen Zwillingen Opel Grandland X und Peugeot 3008, sondern auch von weiten Teilen der außerkonzernlichen Konkurrenz. Die Reichweite ist solider Durchschnitt, der Verbrauch explodiert aber auch nicht, wenn der Akku leer ist. Rund acht Liter hat er auf der Autobahn geschluckt. Und der manchmal nervige Spurhalteassistent ist bei den meisten Mitbewerbern auch nicht weniger anstrengend. Den Citroen C5 Aircross Hybrid gibt es ab 42.860 Euro, in der getesteten Shine-Ausstattung werden mindestens 46.820 Euro fällig.