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Opel Grandland Facelift: Mit geschärftem Blick

Opel nimmt Tiguan & Co. jetzt mit geschärftem Blick ins Visier – und das darf man getrost wörtlich nehmen. Denn noch bevor die Hessen mit dem neuen Astra ihren großen Hoffnungsträger an den Start bringen, frischen sie den Grandland X auf. Und wenn ihr größtes, dabei aber noch immer ziemlich kompaktes SUV Mitte Oktober zu Preisen ab 27.779 Euro in den Handel kommt, dann erkennt man die Modellpflege weniger am Verzicht auf das X im Namen. Sondern den Unterschied macht vor allem der so genannte Vizor, der jetzt als schwarz glänzende Kunststofffront im Stil von Corsa und Mokka den bisherigen Kühlergrill ersetzt – flankiert von den messerscharfen Zacken des Tagfahrlichts. 

Der geschärfte Blick gilt freilich nicht nur für das Design – sondern auch die Techniker öffnen dem Grandland und seinem Fahrer die Augen. Neben einem neuen Tempomat mit Abstandsregelung und Spurführung sowie einer verbesserten Einparkautomatik und natürlich der neuesten Generation der Matrix-Scheinwerfer gibt es deshalb jetzt erstmals auch ein Nachtsichtsystem, damit der Grandland den Tiguan auch bei Dunkelheit besser ins Visier nehmen kann.

Auch dem Fahrer öffnen die Hessen die Augen und übernehmen aus dem Mokka und dem kommenden Astra das so genannte Pure Panel-Cockpit: Wo bislang noch analoge Zeiger rotierten, flammt deshalb jetzt hinter dem Lenkrad ein großer Bildschirm auf, der sich ein Gehäuse mit dem Infotainment-Screen links daneben teilt. 

Nur unter der Haube bleibt alles beim Alten und Opel hält an der ungewöhnlich dünnen Auswahl fest. Es gibt je einen Diesel und einen Benziner mit vergleichsweise schmalen 130 PS, die 195 oder 188 km/h schaffen und mit jeweils knapp fünf Litern zufrieden sind. Dafür haben die Hessen gleich zwei Plug-In-Hybriden im Angebot: Für mindestens 43.479 Euro kombinieren sie einen 1,6-Liter mit 180 PS und eine 110 PS starke E-Maschine in der Achtstufen-Automatik, kommen auf eine Systemleistung von 224 PS, schaffen 225 km/h und landen nominell bei 1,5 Litern. Oder man zahlt noch einmal 5.000 Euro mehr und bekommt mit einem zweiten, 113 PS starken Stromer an der Hinterachse auch den gattungsgerechten Allradantrieb.

Weil sich an der Technik nichts ändert, ist auch das Fahrgefühl ganz das alte – souverän, solide und alles andere als aufregend. Daran ändert auch die Systemleistung von 300 PS nur wenig, die den Allrad-Plug-in zum aktuell stärksten Blitz im Opel-Köcher macht. Denn auch wenn der immerhin 48.669 Euro teure Teilzeitstromer mit 520 Nm in 6,1 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und bei Vollgas immerhin 235 km/h erreicht, behält der Fahrer stets ruhig Blut und eine flache Atmung. Lieber als auf Messers Schneide zu reiten, gleitet man im Grandland auf der elektrischen Welle und freut sich daran, dass die E-Motoren genügend Kraft für bis zu 135 km/h und die Batterien genügend Saft für über 60 Kilometer haben. Und dass ganz nebenbei der Verbrauch sinkt und so zumindest annäherungsweise an jene 1,2 Liter kommt, die im Fahrzeugschein stehen. 

Zwar wird sich der Grandland auch ohne X und dafür mit geschärftem Blick weiter schwer tun gegen die Dominanz des Tiguan, doch auf lange Sicht könnte sich das Bild drehen. Denn wenn Opel ernst macht mit dem Nachfolger des Manta und das Coupé dabei tatsächlich zu einem elektrischen SUV wird, könnte das genau dann fertig sein, wenn der Grandland in Rente geht – und dann dem ID.4 mit einem lauten „Boah ey“ doch noch in die Parade fahren.

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