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Fahrzeug und Kunst. Oder: Ein Projekt zerfällt

Fabian Oefner

Konstruktive Zerstörung

Wenn man gegensätzliche Dinge in die richtigen Hände legt, kann etwas Atemberaubendes entstehen. So geschehen im Falle: „Fahrzeug und Kunst“

Von Karl Jereb

Fabian Oefner aus Zürich ist Künstler. Eigentlich Designer. Doch beim Anblick seiner Produkte, darf man ihn getrost als Künstler bezeichnen. Der eigentlich wenig autoaffine Schweizer zeigt mit seinem Projekt: „Disintegrating“, wie schön unsere vierrädrigen Gefährten unter dem Blechkleid aussehen. Mit großem Erfolg, wie wir finden.

Fiktionale Fotografie

Der 29-jährige Schweizer ist studierter Produktdesigner, und obwohl er auch im Gebiet des Automobildesigns schmökerte, entschied er sich letzten Endes für eine kunstvollere Variante der Darstellung, nämlich die Fotografie. Ein besonderes Interesse zeigt der junge Künstler für die Kombination von rationaler Wissenschaft mit emotionalen, künstlerischen Aspekten. Wie viele seiner „Artgenossen“, testet er regelmäßig die Möglichkeiten der Technik sowie des guten Geschmacks aus und geht so immer neue Wege. Sein Projekt mit dem Namen „Disintegrating“ (zu Deutsch: Zerfall, Auflösung) beschäftigt sich mit dem ästhetischen „Auseinanderpflücken“ von Fahrzeugen. Zwar sind die auf den Bildern zu sehenden Fahrzeuge keine echten, doch maßstabsgetreue Modelle ebendieser. Es wäre doch eine Schande, den letzten, originalen Ferrari 330 P4 zu zerlegen!

Zerlegen, zersägen und so weiter!

Die gezeigten Modelle bezeichnen automobildesigntechnische Höhepunkte der jeweiligen Zeit und sind deshalb Mittelpunkt des Projekts. Jedes der 3 Bilder wurde sorgsam überlegt in einem Entwurf gezeichnet bevor es ans Eingemachte ging. In mühevoller Handarbeit zersägte Fabian die einzelnen Modelle, um sie dann Stück für Stück auf weisem Hintergrund abzulichten. Ja, Stück für Stück. Jedes noch so kleine „Rädchen“ und „Riemchen“, das auf den Bildern scheinbar durch die Gegend fliegt, ist einzeln und mithilfe kleiner Styroporplatten an seinen Platz geraten. Dass dies eine immense Zeitinvestition darstellt, ist klar, zumal die Bilder nachher am Computer retuschiert und neu arrangiert werden müssen. Das Ergebnis kann sich jedoch mehr als sehen lassen. Betrachtet man die Bilder in Ruhe, fühlt man sich richtig ergriffen von der konstruktiven Zerstörung der einzelnen Prachtstücke. „Gut gestaltete Autos üben auf mich eine magische Faszination aus“, wird Oefner zitiert. Das merkt man schon bei der Auswahl seiner Oldtimer. Der Jaguar E-Type, der Ferrari 330 P4 und der Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé sind wahre Meisterwerke ihrer Zeit. Sie bestechen mit Eleganz, Sportlichkeit und zeitloser Schönheit. Die Bilder liefern außerdem einen detaillierten Blick unter das elegante Blechkleid und welch unvorstellbare Konstruktionen dort werkeln. Wie viel Geschick vonnöten ist, all das in so eine schöne Form zu pressen, die damaligen Möglichkeiten im Hinterkopf behaltend, rühmt die Ingenieure ungemein.

Wenn man schon dabei ist…

Das zweite Projekt im Zuge der „Autokunst“ von Fabian Oefner, behandelt das „Schlüpfen“ eines Ferrari 250 GTO. Inspiriert von der Geburt eines Küken, machte sich der Züricher gleich ans Werk, dies in ein vegetarisches Metier zu verwandeln. Fabian äußerte sich folgend zu seinem zweiten Projekt: „Wieso nicht das Schlüpfen eines fabrizierten Produkts zeigen? Als wäre es nicht fabriziert, sondern geboren.“ Zuerst wurde eine Latex-Gussform des Modells angefertigt, in dem dann eine dünne Schicht Gips trocknete. Danach kam der anstrengendste Teil des Projekts, das mehrmalige Zerschlagen der Gipsmodelle, bis ihn das Ergebnis überzeugte. Anstrengend deshalb, weil der engagierte Geselle nach jedem missglückten Schlag aufräumen und ein neues Modell anfertigen musste. Schlussendlich aber hat sich die ganze Arbeit gelohnt, denn die Bilder sind einmalig geworden.





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