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Renault Alpine Vision – Vive la Force!

Vive la Force!

Renault Alpine Vision

Ein Renault, der es mit einem Porsche aufnehmen kann? Diese Vorstellung ist heute kaum mehr als ein schlechter Scherz. Doch es gab einmal Zeiten, da hatten die Franzosen tatsächlich die Nase vorn. Jean Rédélé sei dank.

Von Thomas Geiger

Denn der Renault-Händler und Rennstallbesitzer aus Dieppe in der Normandie hat vor fast genau 60 Jahren die neben Bugatti einzig echte und ernstzunehmende Sportwagenmarke aus Frankreich ins Leben gerufen und mit seinen „Alpine“ die Renn- und Rallyestrecken der fünfziger und sechziger Jahre beherrscht. Das ist zwar lange her, und das letzte der rund 30 000 Straßenautos lief schon 1995 vom Band. Doch vergessen haben die Franzosen die flinken Flundern noch nicht. Im Gegenteil: Seit jetzt bald schon fünf Jahren arbeitet Nachlassverwalter Renault an einem Comeback und kommt diesem Ziel nun offenbar endlich etwas näher. Denn diese Woche haben sie vor großem Publikum am Fuß des Col de Turini eine weitere Alpine-Studie präsentiert, die zu 80 Prozent dem kommenden Serienfahrzeug entsprechen soll. „Das fertige Auto zeigen wir noch Ende diesen Jahres und beginnen Anfang 2017 mit dem Verkauf“, verspricht der neue Markenchef Bernard Ollivier bei dieser Gelegenheit. Über einen Preis lässt sich die als Firma in der Firma geführte Renault-Tochter, die wie in den Fünfzigern natürlich in Dieppe sitzt und dort auch produzieren wird, noch nichts entlocken. Doch viel mehr als 40 000, allerhöchstens 50 000 Euro darf der Flachmann kaum kosten, wenn er kein Flop werden soll.

Renault Alpine Vision!

Die mittlerweile dritte Alpine-Studie der Neuzeit trägt den Namen „Alpine Vision“ und folgt den Linien der „Alpine Celebration“, mit der die Franzosen im letzten Sommer in Le Mans den 60. Jahrestag der Firmengründung gefeiert haben. Genau wie damals orientiert sich das zweisitze Coupé in vielen Details an der legendären A110: Das Vier-Augen-Gesicht, die zarte Finne auf der Motorhaube und die Grafik auf der Silhouette – all das kennt man bereits vom vielleicht schönsten Sportwagen, der in den letzten fünfzig Jahren in Frankreich gebaut wurde. Und dass die Neuauflage trotzdem auch ein bisschen nach Porsche Cayman und Audi TT aussieht, muss ja kein Schaden sein. Zur Technik unter dem leidenschaftlich geformten Blech macht Markenchef Ollivier noch nicht viele Worte. Amtlich sind bislang nur der weit nach hinten gerückte Vierzylinder-Turbo, die Idee vom konsequenten Leichtbau und ein Sprintwert von weniger als 4,5 Sekunden. Wer länger bohrt, der hört irgendwann Eckwerte wie 300 PS, 1 000 Kilo und mehr als 250 km/h – allemal verheißungsvoll genug, als dass sie die Vorfreude schüren könnten. Zwar ist es ein bisschen her, dass Renault echte Sportwagen gebaut hat. Doch dass es den Franzosen nicht an Erfahrung und Konsequenz mangelt, dafür gibt es genügend Beweise. Nicht umsonst fährt der Renault Mégane RS aus der Sport-Abteilung immer vorne mit im Ringen um die schnellste Runde eines Fronttrieblers auf der Nordschleife, der Clio V6 mit dem nach hinten gewanderten 254 PS-Motor war der in Blech gepresste Übermut und der Renault Spider das vielleicht kompromissloseste Cabrio, das in Europa diesseits des Ärmelkanals damals gebaut wurde. Mag sein, dass Renault mit solchen Projekten auch viel Geld verbrannt hat. Aber dem Image hat das sicher nicht geschadet. Und wer sich damals eines der sportlichen Nischenmodelle gekauft hat, der hat sogar ein gutes Geschäft gemacht. Denn mittlerweile sind das extrem gesuchte Gebrauchtwagen.

Bilder: Renault

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