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Range Rover Sport SVR – Der Lautmaler

Motorblock fährt Range Rover Sport SVR

Um den Range Rover im Range Rover Sport SVR zu finden, braucht es Zeit. Zuerst einmal muss man sich durch 300 Dezibel V8-Kompressor-Sound, Rennsportsitze und 550 PS wühlen.

Text: Rainer Behounek, Fotos: Maximilian „Maquez“ Lottmann, Digital Retouch: Paul Meyer
Im Mitteilungsheft stand: „Laute Menschen überhört man, leisen hört man zu.“ Ein kläglicher, alchemistischer Versuch, die vorpubertäre, lautstarke Interessenslosigkeit in wissbegierige Stille zu verwandeln. Laut sein fließt uns doch durch die Adern wie der lebensnotwendige Sauerstoff! Was wäre gewesen wenn das Alpha-Urzeitmännchen die herantrampelnde Mammutherde mit einem fiepsigen Hüsteln angekündigt hätte? Ein, gelinde ausgedrückt, Malheur wär’ das gewesen.

Natürlich kann laut auch störend sein, vor allem dann, wenn ein undefiniertes, schlampiges Rauschnuscheln an unser Ohr dringt. Ein schön ausgearbeiteter, brutaler, ansteigender Klang, aus den Urtiefen eines von Menschenhand zur Perfektion getriebenen Metallkörpers fällt da schon in eine andere Kategorie. So ein Sound arbeitet sich vor bis zum rohen Kern unseres steinalten Gehirns, dort wo sich der Orgasmus und der Sieg des Lieblingsfußballvereines die Hand geben.

Englische Hooligans

SVR steht bei Range Rover für „Special Vehicles Operations“ und ist der Name einer brandneuen Spezialeinheit, deren derzeitige Aufgabe es ist, aus dem sowieso schon bulligen Range Rover Sport einen derben, rotzfrechen Hooligan auf Rädern zu schneidern. Welche, der noch im Angebot stehenden Luxus-SUVs sie sich in den nächsten Monaten noch annehmen werden, steht in den Sternen. Mit dem Sport brennen sie jedenfalls ein Statement in den Asphalt. Vorne werkt ein brachialer Achtender mit fünf Litern Raum, um Go-Juice in atemberaubenden Spaß zu verwandeln. Und weil – das weiß jedes Kind – fünf Liter Hubraum nicht ausreichen, sorgt ein Kompressor für noch mehr Punch.

Die Rechnung geht so: 550 PS + Auspuffklappentaste – Bedenken um den Ruf in der Nachbarschaft = Alles in Grund und Boden stampfendes Hochgefühl.

Das geht ab, das macht Wums, da kommts hoch, da schießts rauf! Mit dem Grinser im Gesicht wächst die Dezibelkurve im Heck. Der ist so laut, da kann die heutige Formel 1 genau warm duschen gehen. Bei jedem Gasstoß entreißt es ihm ein Gröllen, Fuß vom Schnellpedal und er knallt und rotzt die Enttäuschung über die fehlende Power in die Welt hinaus.

… Was wäre gewesen wenn das Alpha-Urzeitmännchen die herantrampelnde Mammutherde mit einem fiepsigen Hüsteln ankündigt hätte? …





Kein Range Rover Sport

Der ganze englische „Oh my dear, would you fancy another cup of tea?“-Mist ist komplett weggeblasen. Der Range Rover im SVR wurde chirurgisch höchst präzise entfernt, von einem verrückten Wissenschaftler, wie man ihn nur aus Frankenstein kennt. Das wahnsinnige Genie setzte Sportsitze ein, Karbonoberflächen und Race-Modus. Bohrte riesige Lufteinlässe und schweißte vier Auspuffendrohre dran. Hätte er ihm obendrein noch einen matten Lack draufgeklatscht und in die Karosserie hineingeschossen, Mad Max würde damit im neuen Streifen gegen den Rest der Welt kämpfen.

Doch ein Range Rover Sport

Lauttaste aus, Race-Modus aus, normaler Fahrbetrieb ein. Und plötzlich, wie von Zauberhand verwandelt, steht der Range Rover Sport da. Außer einem dezenten Räuspern bei jedem Gasstoß kommt nichts von ihm. Der Klang ist mehr wie ein „Hallo, ich wär jetzt da aber kein Stress.“ Seidenweich bügelt er über die Straßen und lässt die Landschaft wie aus einer Naturdoku mit David Attenborough als Sprecher vorbeiziehen. Wem es an Lautstärke fehlt, kann ja an der Meridian-Anlage herumschrauben, wenn’s ihm Spaß macht. Auch hier ist Vorsicht geboten, wenn Daumen und Zeigefinger 825 Watt zügeln. Das Laute lässt ihn scheinbar nicht los.

Der Datenblock

Motor: V8-Benzinmotor mit 4.999,7 cm3 Hubraum

550 PS
680 Nm
0 – 100: 4,7
Vmax: 260 km/h
Tankvolumen: 105 Liter
Allradantrieb
8-Gang-Automatik
Länge: 4.872 mm
Breite: 2.073 mm
Höhe: 1.780 mm
Radstand: 2.923 mm
Watttiefe: 850 mm
Bodenfreiheit (Standard): 213 mm
Bodenfreiheit (Offroad): 278 mm
Preis: 161.600 Euro

Rainer Behounek

War bis 2017 Teil der Motorblock-Redaktion.

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