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Dacia Duster: Gut entstaubt ist ganz gewonnen

Der Dacia Duster hat sich in den letzten elf Jahren eine Menge Street Credibility erwirtschaftet. Und zwar mit harter, ehrlicher Arbeit – ohne großes Brimborium. Doch auch ein Auto, das vor allem über seinen Preis in den Konkurrenzkampf geht, darf nicht hinterherhinken. Deshalb wird die zweite Generation des Dusters nun nach drei Jahren geliftet und außen wie innen komplett entstaubt.

Schon beim Generationswechsel beeindruckte der Franko-Rumäne mit einer umfassenden Aufwertung ganz ohne Preisexplosion. Doch gut genug ist Dacia eben nicht gut genug. Deshalb hat man nun den Auftritt des Dusters nochmals deutlich nachgeschärft und modernisiert – sodass die knackige Optik und die niedrigen Kosten einander endgültig fremd erscheinen. Denn um 14.390 Euro erwartet man bei einem 4,3 Meter langen SUV vor allem eins: nichts. Gut, das ist natürlich der Einstiegspreis. Aber mehr als 24.374,80 Euro kann man für den neuen Duster nicht ausgeben. Da ist dann schon alles mit an Bord: unter anderem Wunschlackierung, wärmende Sitze, Heckkamera und ein Reserverad – letzteres bekommt man andernorts teilweise überhaupt nicht mehr. Dieser Preis ist einfach unschlagbar. Ganz objektiv. Dennoch muss man dafür nicht teuer bezahlen, was Komfort oder Funktion angeht – auch beim Facelift.

Die Optik passt, wie bereits erwähnt, klaglos. Klar, zu den Eindruckschindern unter den SUV wird der Duster nie zählen. Aber asketischer Verzicht schaut auch wieder anders aus. Die segmentbedingten Must-Haves sind aber brav mit an Bord: rustikale Offroadbeplankung, schneidiger Grill und ein relativ breites Kreuz. Der Duster ist zweifellos ein SUV des Jahres 2021. Apropos 2021: Im 150 PS-Topbenziner mit vier Zylindern (sehr brav!) gibt es natürlich auch eine Automatik auf Wunsch – genau dieses Setup haben wir auch getestet. Schade ist, dass man Allrad und Automat nicht kombinieren kann. Dem Allradler konnten wir aber im 115 PS-Diesel auf den Zahn fühlen, und das sogar (ausschließlich) im Gelände.

Dort macht er auf dem Hindernisparcour auch gute Figur und meistert alle Widrigkeiten gekonnt und unaufgeregt. Pseudo-SUV darf man den Duster definitiv nicht nennen, hier ist er so manchem Konkurrenten im Segment, der Allrad nicht mal als Option bietet, deutlich voraus. Auf seinem Haupteinsatzgebiet, der Straße, spurt der Dacia als Benziner jedenfalls brav. Die Automatik gönnt sich zwar beim Kickdown eine Gedenksekunde, danach wird aber ordentlich durchgezogen. 150 Pferde sind bei 1.263 Kilogramm eben gar nicht so wenig und auch wenn der Motor bei Volllast ordentlich brummelt, ist er bei entspannter Fahrt angenehm dezent vertont. Beim Fahrwerk in flotten Kurven und der nicht allzu verbindlichen Lenkung spürt man den Unterschied zu teureren Konkurrenten noch am ehesten. Doch auch hier kann von Leiden des jungen Fahrers keine Rede sein, der Duster ist halt einfach kein Sportler und will es auch nicht sein.

Im Cockpit ist man hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und leichter Ernüchterung. Dass Dacia zu diesem Preis nicht mit Leder und Ultrascreens daherkommen kann, ist logisch. Und es ist auch bei weitem nicht alles im Duster aus Hartplastik. Aber so richtig sexy ist das Interieur halt auch wieder nicht. Das vierspeichige Lenkrad ist im Testwagen ordentlich bezogen und die Tasten sind in einem Renault auch nicht edler, sondern die gleichen. Aber so etwas muss beim Duster-Preis auch erlaubt sein. Wichtiger ist, dass das Infotainmentsystem flüssig läuft, alle essentiellen Stückeln spielt und einfach zu bedienen ist. Da stören analoge Instrumente und ein insgesamt eher simpler Innenraum überhaupt nicht. Vor allem weil Platz und der damit einhergehende Komfort eh reichlich vorhanden sind.

Unterm Strich hat sich beim Dacia Duster viel verändert, ohne dass sich viel verändert. Er ist mit dem Facelift wieder auf der Höhe der Zeit und beeindruckt weiterhin mit einem Preis-Leistungs-Verhältnis, das man getrost als absolut einzigartig bezeichnen darf. Wer beim Autokauf primär aufs Börserl schaut, kommt um Dacia nicht herum. Punkt. Dass der Duster dennoch gut ausschaut und seine Hausübung vollständig und mit Fleißaufgaben erledigt hat, sind wir inzwischen fast gewohnt, macht das positive Gesamtpaket aber nicht weniger erstaunlich. Die rundum-Entstaubung lässt eigentlich nur eine Frage offen: Ist irgendein anderes Auto in diesem Segment wirklich das Doppelte wert und kann alles doppelt so gut? Denn solche Beträge kann man bei manchen Konkurrenten locker blechen. Der Duster sagt: Nein. Und hat somit gewonnen.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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