DriveSPORTS

Hyundai Kona N: Hauptsache Spaß

„Es muss nicht immer alles Sinn machen – Hauptsache es macht Spaß.“ Klingt irgendwie nach der Insta-Caption von Alman-Annika. Passt aber ganz gut zum Hyundai Kona N.

Ein blauer Hyundai Kona N steht auf einer kleinen Straße zwischen zwei Wiesen

Sie haben kein Vertrauen, wirken nervös, ja fast schon bevormundend: Ob der BMW M4 beim Drift Analyzer oder Audi RS 3 beim Torque Rear Mode, der Aufruf ist immer der gleiche: Bitte, bitte, bitte nur auf abgesperrter Strecke verwenden. Weil ansonsten droht einem ja eventuell noch Spaß. Anders gestrickt ist da die Sportabteilung von Hyundai, die N-Division.

N-Division: Breites Modellangebot

Die wurde erst vor sechs Jahren ins Leben gerufen, die Modellpalette ist trotzdem schon auf sechs Stück angewachsen. Davon sind zwei allerdings nicht in Europa erhältlich, nämlich der Veloster N und der Elentra N. Hierzulande bietet Hyundai den i20 N als Polo GTI Konkurrenten an und der i30 N wildert im Golf GTI– und Focus ST-Revier, auch als Fastback. Außerdem hat Hyundai vor einem Jahr den eigentlich so braven Kona N-fiziert.

Ein Hyundai Kona N steht auf einer engen Straße in den Weinbergen
Babyblaue Lackierung, rote Akzente – so kennt man die N-Division.

Wichtiges Stammtisch-Wissen

Bei der Motorisierung greift der Hyundai Kona N zum Zweiliter-Vierzylinder mit Turboaufladung. 280 PS und 392 Nm sorgen für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,5 Sekunden. Und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 240 km/h, um das Stammtisch-Wissen zu vervollständigen. Bestätigen können wir das aber nicht, weil wir nicht auf der deutschen Autobahn, sondern in den österreichischen Alpen unterwegs waren.

Ein blauer Hyundai Kona N steht auf einer engen Straße in den Weinbergen
Dank fetter Endrohre, fettem Diffusor und Dachspoiler inklusive Bremslicht die Schokoladenseite des Autos.

Hyundai Kona N: Lass‘ uns Spaß haben!

Weil: Dort gibt es Kurven. Und Schilder, die darauf Aufmerksam machen, dass es Kurven gibt. Die erfasst auch der Kona N dank seiner Verkehrszeichen-Erkennung verlässlich. Warnen tut er dich dann aber nicht. Im Gegenteil: Über das 10,25 Zoll große Armaturendisplay fragt der Kona N augenzwinkernd nach, ob du denn nicht in den N-Fahrmodus wechseln möchtest. Quasi: Lass uns doch ein bisschen Spaß haben!

Ein blauer Hyundai Kona N fährt auf einer Landstraße, hinter der sich Wälder und Weinreben befinden
Kurvenräuber.

Spitzenmäßiger Sound

Es ist dann doch mehr Spaß als nur ein bisschen. Hauptverantwortlich hierfür ist freilich der Motor. Der Zweiliter-Murl hat ordentlich Kraft, schafft es auch, das meiste davon auf die Straße zu bringen. Er ist recht drehfreudig, aber schon klar als Turbotriebwerk identifizierbar, es gibt einen spürbaren Punch. Vor allem tönt es aus den zurecht fetten Endrohren völlig entfesselt. Keine Ahnung, wie Hyundai das 2022 noch zugelassen bekommt. Aber es ist auf jeden Fall ein Armutszeugnis für viele Konkurrenten, die selbst größere Motoren mit Sound aus den Boxen untermalen müssen.

Krell-Soundanlage in einem Hyundai Kona N
Freilich auch im Basispreis inkludiert: das eigentlich recht sinnlose Krell-Soundsystem.

Mehr Power auf Knopfdruck

Fein sind auch die wertig wirkenden Paddles am Lenkrad. Die achtgängige Doppelkupplung, die man mit diesen steuern kann, arbeitet durchaus merkbar. Vor allem scharf abgestimmt knallt es den Gang richtig schön rein, was der Sportwagen-Experience durchaus zuträglich ist. Ein manuelles Getriebe, wie es der i30 N auch bietet, gibt es nicht. Ansonsten findet man am Lenkrad noch den roten NGS-Button. Wird der gedrückt, steht für 20 Sekunden noch mehr Power zur Verfügung.

Schwarzes Lederlenkrad eines Hyundai Kona N mit zwei blauen und einem roten Knopf
Auf Knopfdruck verfügbar: der personalisierte Fahrmodus – und mehr Leistung

N-Gredenzien

Um die schnell aufgebaute Geschwindigkeit auch wieder schnell abbauen zu können, „verstecken“ sich hinter den 19-Zoll-Leichtmetallräder ordentliche Bremsen inklusive roter Sättel. Die stauchen den Hyundai Kona N beachtlich zusammen, die Bremsen sind auch fein dosierbar. Weitere Ingredienzien, die den Kona zum Kona N machen: sportlich-schwergängige Lenkung, straffes Fahrwerk, steife Karosserie.

Vorderrad eines blauen Hyunda Kona N mit schwarzer Felge und rotem Bremssattel

Von straff bis sehr straff

Im N-Modus – laut dem Kona N ja empfehlenswert für kurvige Landstraßen – wird das alles (also außer der Karosserie) dann noch etwas sportlich-schwergängiger, straffer und lauter. Was mir persönlich auf einer öffentlichen Strecke, die ja oft weniger gut asphaltiert ist als – let’s say – der Hockenheimring, fast schon zu sportlich-schwergängig und straff ist. Auch daran haben die Leute von der N-Division gedacht: Freilich kann man von ESP über Fahrwerk bis Sound alles individuell abstimmen. Und damit man das nicht jedesmal neu machen muss, wenn ein Kurvenschild auf den bevorstehenden Spaß hinweist, kann man seine Abstimmung auch speichern und mit dem blauen N-Knopf am Lenkrad aktivieren.

Ein blauer Hyundai Kona N steht vor einem Holzzaun und Bäumen

Die andere Seite des Hyundai Kona N

Freilich, er kann auch anders: Entschärft gibt sich der Hyundai Kona N als halbwegs zivilisierter Daily mit fünf Sitzplätzen und 361 Litern Kofferraumvolumen. So formulieren wie Hyundai, nämlich „Fahrspaß mit dem Komfort eines SUVs,“ würden wir es aber nicht ganz. Dazu ist das Fahrwerk dann doch zu hart abgestimmt. Den Fahrspaß unterschreiben wir aber – und zwar nicht, weil man weiß Gott wie schnell fahren kann. Sondern weil das Erlebnis spektakulär ist. Der Sound, die Paddles samt Getriebe, der Turbo-Punch, das herrliche Einlenkverhalten, all das vermengt sich zu einer Synthese des Spaßes.

Aus diesem Spaß wird nur bei massiver Übertreibung Ernst, wie bei den meisten Frontkratzern bleibt das Fahrverhalten stets berechenbar. Weshalb er sich das mit dem Kurvenschild auch eher leisten kann als ein Auto, das mit 510 PS auf der Hinterachse klar kommen muss. Die freche Grundeinstellung gefällt uns trotzdem. Genauso wie die Preisgestaltung.

Innenraum eines Hyundai Kona N
Vom Infotainment bis zur roten NGS-Knopf: Alles auf diesem Bild ist serienmäßig.

Hyundai Kona N Preis

Der Hyundai Kona N startet bei 46.390 Euro. Ein paar Highlights der Serienausstattung: Parksensoren und Rückfahrkamera, induktive Ladestationen, Klimaautomatik und Keyless-Go. Praktisch für den Winter: die Lenkrad- und vier Sitzheizungen. Praktisch für den Sommer: Die Belüftung der beiden, selbstversändlich elekrischt verstellbaren, Vordersitze. Außerdem gibt es freilich mehr Assistenzsysteme, als man in so einem Auto eigentlich braucht. Schneller durch sind wir mit den Extras. Es gibt genau zwei: ein Schiebedach für 690 Euro und eine Lackierung für 550 Euro.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

Weitere Beiträge

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"