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Jeep Avenger: Offroad mit Ladesäule

Keine Marke, von Smart bis Ferrari, kommt ohne Elektrifizierung durch das 21. Jahrhundert. Zumindest in Europa. Deshalb schwimmt nun auch Jeep mit dem Strom und baut im polnischen Tychy ein Elektroauto für Europa. Damit endlich alle wissen, warum man Jeep mit Doppel-E schreibt. Der Avenger hat nun Österreich-Premiere gefeiert.

Von Bildern kennt man den euro-amerikanischen Elektriker bereits und auch in natura macht er eine gute Figur. Mit nur 4,08 Metern Länge ist er zwar der kleinste Jeep, steht aber dennoch recht solide da. Das Markengesicht erkennt man sowieso eindeutig wieder, auch wenn der ikonische Grill diesmal ob der nicht notwendigen Luftzufuhr mit Panelen verdeckt ist. Fesch ist er, der Avenger. Und der Platz passt auch. Sogar hinten sitzt man ganz ordentlich, bei vier Metern Länge ist es schließlich ganz normal, dass man nicht lungern kann wie in der Stretch-Limo.

Das Cockpit muss natürlich beim ersten E-Jeep die Ansprüche des geneigten Digital Natives erfüllen. Deshalb gibt es einen 10,25 Zoll großen Touchscreen neben den digitalen Instrumenten und beide Bildschirme feuern aus aus vollen Rohren mit Konnektivität und Infotainment. Der Avenger kann selbstredend mit dem Smartphone gekoppelt werden und ist auch selbst clever – alles der heutigen Zeit angemessen und sichtlich eng mit den Stellantis-Kumpanen verwandt. Cooler als die immer gleiche Digitalität finden wir die Tatsache, dass Jeep im Cockpit 34 Liter Stauraum in verschiedensten Fächern untergebracht hat. Das ist rund doppelt so viel wie sonst in diesem Segment üblich ist und dürfte sich im Alltag positiv bemerkbar machen.

Das Paket unter dem Bleck konnte bei der Premiere noch nicht getestet werden. Es handelt sich um einen Elektromotor mit 156 PS und 260 Nm Drehmoment, die auch im Gelände ihre Arbeit tun sollen, trotz Frontantrieb – ein Datum für einen möglichen Allradler gibt es nicht. Die nutzbaren 51 kWh wollen für 408 Kilometer gut sein. Das wird man ab Mai sehen, wenn der Jeep Avenger tatsächlich auf den Markt kommt. Geladen wird mit maximal 100 kW in schnellstens 24 Minuten auf 80 Prozent, so die Ansage.

So untypisch all diese E-Daten für einen Jeep sein mögen, so treu bleibt der Avenger der Marke trotzdem, beteuert man. Über 600 Teile im Auto sind Jeep-spezifisch und bei den Böschungswinkeln ist man mutterseelenallein Marktführer im Segment. Kipp- und Anfahrwinkel liegen bei 20 Grad, der Abfahrtswinkel bei 32 Grad. Eine Bodenfreiheit von rund 20 Zentimetern will Offroadtrips ebenfalls möglich machen. Die Anhängelast ist aber so überhaupt nicht Jeep: 0 Kilogramm.

So weit die objektive Betrachtung. Subjektiv macht der Avenger außen wie innen gut etwas her. Im Interieur ist aber nicht alles eitel Wonne. Rein optisch passt zwar alles, aber es kommt dann doch gar viel Hartplastik im Einsatz. Und das unabhängig von der Ausstattungslinie, wie wir erfahren. Das tut bei einem so lifestyligen Auto schon weh, vor allem wenn dieser Jeep-Lifestyle so teuer bezahlt werden will. Mit 37.000 Euro schlägt die Basis zu Buche, die Topversion Summit kommt auf 43.500 Euro. Um das Geld bekommt man bei der einen oder anderen Marke auch schon etwas größere E-Autos. Da sollte dann doch zumindest das Ambiente hochwertig sein. Und das ist es nicht durchgängig.

Dennoch: Der Jeep Avenger weiß zu gefallen und wird sicher seine Freunde finden. Dass er den großen Markennamen nutzt, ist ja auch logisch. Wer mit reiner Vernunft und Berechnung nach einem Elektroauto sucht, wird wahrscheinlich eher anderswo fündig. Aber ist doch auch ganz nett, dass es nicht mehr immer nur um nackte Zahlen gehen muss bei den Elektrikern. Die bekanntesten Autos kommen schließlich vor allem übers Feeling.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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